Verbotene Früchte im Frühling
flüsterte er in Daisys Haar, „bist das Beste, was er je erschaffen hat. Eines Tages wird er das erkennen.“
Er fühlte, wie sie lächelte. „Das bezweifle ich. Aber es ist nett von dir, es zu sagen. Sorgen musst du dir deswegen allerdings nicht machen, weißt du. Ich habe mich an seine Art schon vor langer Zeit gewöhnt.“
Wieder einmal trafen ihn die Gefühle, die sie in ihm weckte, mit unerwarteter Macht. Er spürte ein unendlich großes Verlangen, sie glücklich zu machen.
„Was immer du brauchst“, flüsterte er, „was immer du willst, ich werde es für dich beschaffen. Du musst es mir nur sagen.“
Daisy reckte sich behaglich, und ein angenehmer Schauer überlief sie vom Scheitel bis zur Sohle. Sie berührte seine Lippen mit ihrem Finger und fuhr die weichen Konturen nach. „Ich möchte wissen, für welchen Wunsch du die fünf Dollar geopfert hast.“
„Ist das alles?“ Er lächelte unter ihrer Berührung. „Ich habe mir gewünscht, dass du jemanden findest, der dich so liebt wie ich. Aber ich wusste, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde.“
Der Kerzenschein flackerte über Daisys zartes Gesicht, als sie den Kopf hob und ihn ansah. „Warum nicht?“
„Weil ich wusste, dass dich nie jemand so begehren konnte, wie ich es tue.“
Daisy beugte sich noch weiter über ihn, bis ihr Haar sie beide umgab wie ein Vorhang.
„Was hast du dir gewünscht?“, fragte Matthew und strich mit den Fingern durch die Flut ihres schimmernden Haars.
„Dass ich den richtigen Mann zum Heiraten finde.“ Ihr zartes Lächeln ließ ihm beinahe das Herz stillstehen. „Und dann bist du erschienen.“
15. KAPITEL
Nachdem er ungewöhnlich lange geschlafen hatte, ging Matthew nach unten. Dienstboten waren damit beschäftigt, die Böden zu putzen egal, ob es sich um Fliesen, Parkettböden oder Teppiche handelte. Andere putzten die Lampen, ersetzten Kerzen und polierten das Messing.
Als er sich dem Frühstückszimmer näherte, bot eines der Dienstmädchen ihm an, ein Frühstückstablett auf die hintere Terrasse hinauszubringen, wenn er das wünschte. Da es ein schöner Tag zu werden versprach, nahm Matthew das Angebot bereitwillig an. So saß er draußen an einem der Tische und beobachtete ein paar kleine braune Hasen, die über den sorgfältig gepflegten Rasen hoppelten.
Seine stillen Betrachtungen wurden unterbrochen, als jemand die Flügeltüren öffnete. Erwartungsvoll blickte er auf, doch statt des Mädchens mit dem Frühstückstablett bot sich ihm der wesentlich unwillkommenere Anblick von Lillian Bowman. Innerlich stöhnte er, wohl wissend, dass Westcliff ihr von seiner Verlobung mit Daisy erzählt hatte.
Doch wie es schien, hatte der Earl seinen beruhigenden Einfluss auf seine Gemahlin geltend gemacht. Natürlich wirkte Lillian nicht gerade begeistert – aber Matthew nahm es als gutes Zeichen, dass sie sich ihm nicht mit einer Axt in der Hand näherte.
Noch nicht.
Beim Näherkommen bedeutete Lillian ihm, sitzen zu bleiben. Doch er stand trotzdem auf.
Ihre Miene war ausdruckslos, und ihre Stimme klang sehr beherrscht, als sie sagte: „Sie müssen mich nicht ansehen, als wäre ich eine der biblischen Plagen. Gelegentlich bin ich fähig zu einem vernünftigen Gespräch. Darf ich um eine Unterredung mit Ihnen bitten?“
Ehe er ihr einen Stuhl zurechtrücken konnte, hatte sie sich schon gesetzt.
Auch Matthew nahm wieder Platz und beobachtete sie wachsam, während er darauf wartete, dass sie sprach. Trotz der angespannten Atmosphäre hätte er beinahe gelächelt, als ihm auffiel, wie oft er dieselbe Miene schon auf dem Gesicht Thomas Bowmans gesehen hatte. Lillian war fest entschlossen, sich durchzusetzen, doch ihr war gleichzeitig bewusst, dass eine lautstarke Auseinandersetzung, wie befriedigend sie auch sein mochte, ihr nichts nützen würde.
„Wir beide wissen“, begann sie mit erzwungener Ruhe, „dass ich – auch wenn ich diese Heirat nicht verhindern kann – dafür sorgen kann, dass jeder einzelne Ablauf für alle Beteiligten außerordentlich unangenehm wird. Vor allem für Sie.“
„Ja, das ist mir bewusst.“ Matthews Antwort war vollkommen ohne Sarkasmus gemeint. Was immer er über Lillian denken mochte, er wusste, dass ihre Liebe zu Daisy über jeden Zweifel erhaben war.
„Dann würde ich jetzt gern die Samthandschuhe ausziehen“, fuhr Lillian fort. „Und ein Gespräch von Mann zu Mann führen.“
Matthew musste sich sehr anstrengen, um ein Lächeln zu
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