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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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reden Sie nicht mit der Presse. Ich informiere unsere PR-Abteilung und den Hotelanwalt.“
    Sie legte auf, ohne eine Antwort des Mannes abzuwarten, holte das Telefonbuch aus dem Nachttisch und überlegte sich bereits eine Strategie zur Schadensbegrenzung. Das Hotel verkraftete keinen zweiten Skandal, der mit einem Verbrechen in Verbindung stand. In der Vorwoche waren zwei Hotelgäste, ein Ehepaar aus Indiana, nur wenige Meter vom Hotel überfallen worden. Zwei Monate vorher war einen halben Block entfernt ein Mann angeschossen worden, gottlob kein Hotelgast, aber er war blutend in die Lobby gestolpert und dort zusammengebrochen. Der Vorfall hatte zu einer Sondersendung in den Lokalnachrichten geführt über die Kriminalität in der Innenstadt. Sind die guten alten Viertel noch sicher?
    Glory war überzeugt, dass sich die Presse auf diesen neuen Fall geradezu stürzte. Und da es den Schneewittchen-Killer betraf, wurde das St. Charles vielleicht sogar in den landesweiten Nachrichten erwähnt.
    Damit würde die Belegungsrate des Hotels weiter sinken. Glory fand die Telefonnummern, holte zuerst den Mann für Öffentlichkeitsarbeit aus dem Bett, dann den Anwalt und beorderte beide schnellstmöglich zum Hotel. Danach lief sie unter die Dusche.
    Einunddreißig Minuten später hielt sie vor dem St. Charles, ruhig, gefasst und völlig Herrin der Lage. Sie vermittelte das Bild unerschütterlicher Professionalität, ein schicker Geschäftsbarrakuda in Manolo-Blahnik-Pumps. Man hätte nicht vermutet, dass sie erst vor knapp einer Stunde geweckt worden war, und niemand käme darauf, welcher Aufruhr hinter der kühlen Fassade tobte.
    So sollte es bleiben. Sie atmete noch einmal tief durch und bereitete sich auf chaotische Szenen vor. Es würde ihr ganzes Geschick erfordern, die Wogen zu glätten.
    Santos. Sein Name und sein Bild gingen ihr durch den Sinn, und etwas in der Gegend ihres Herzens tat weh. Sie wusste aus der Times Picayune und aus dem Fernsehen, dass er der leitende Detective in diesem Fall war. In den beiden Monaten, seit man die letzte Leiche auf den Stufen der St.-Louis-Kathedrale gefunden hatte, war er aus dem Büro des Bürgermeisters und in den Medien unter Beschuss geraten. Sie hatte ihn sogar ein paar Mal im Fernsehen gesehen und sich selbst verabscheut, weil sie ihn angestarrt und in Erinnerungen geschwelgt hatte.
    Er war ein hinreißend attraktiver Mann geworden, sehr männlich und auf eine raue, machomäßige Art sexy. Er war der Typ Mann, nach dem Frauen sich verzehrten und vergaßen, was gut für sie war.
    Sie gehörte nicht zu diesen Frauen. Nicht mehr. Nein, sie hatte ihre Lektion gelernt. Sie war stolz darauf, ihren Verstand und ihre Gefühle jederzeit im Griff zu haben. Und wenn sie bei Santos’ Anblick etwas wie Sehnsucht empfand, dann nur, weil man die Vergangenheit nicht vergessen konnte und Erinnerungen sich nicht leicht kontrollieren ließen.
    Ein Page lief auf ihren Wagen zu und öffnete ihr die Tür. Er war offensichtlich erschüttert. „Miss St. Germaine, haben Sie es gehört? Pete hat sie gefunden, und jetzt ist die Polizei …“
    „Ich hab’s gehört, Jim.“ Sie schenkte ihm ein knappes, zuversichtliches Lächeln. „Alles wird wieder gut. Tun Sie nur Ihren Job, und wenn jemand Fragen hat, dann schicken Sie ihn zu mir. In Ordnung?“
    Der junge Mann erwiderte ihr Lächeln und wirkte auf fast komische Art erleichtert. „Die Polizei hat mich bereits alles Mögliche gefragt. So wie die mich ausgequetscht haben, könnte man denken, ich hätte es getan.“
    „Wirklich?“ fragte sie ungehalten. „Was wurden Sie gefragt?“
    „Wer ein und aus gegangen ist? Ob ich jemand oder etwas Ungewöhnliches gesehen habe. Ob einer der Gäste sich ungewöhnlich oder aufgeregt verhalten habe.“ Er beugte sich zu ihr vor, und sie merkte erst jetzt, wie viel Angst er hatte. „Und dann musste ich Rechenschaft ablegen über meine Zeit. Sie wollten wissen, ob ich während der Arbeit kommen und gehen könne, wie ich wolle, ohne dass es jemand merkt. Warum fragen die mich das, Miss St. Germaine? Sie glauben doch nicht, dass ich … verdächtig bin?“
    Glory verneinte und tätschelte ihm tröstend den Arm. „Das sind nur Routinefragen. Machen Sie sich keine Sorgen, Jim. Ich kümmere mich um alles. Wo ist Pete?“
    „Bei der Polizei.“ Er deutete ins Haus. „Drinnen. Wie man so hört, geben sie ihm den dritten Grad.“
    „Wirklich?“ Sie blickte kurz zum Hotel, dann wieder auf ihn. „Ist schon jemand

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