Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
nicht darauf. Auch wenn es der richtige Knabe sein könnte, ist er es vielleicht trotzdem nicht. Alles ist noch vage.“
„Ich weiß. Aber für den Augenblick … zum Teufel, Jackson, für den Augenblick genügt mir ein Vielleicht.“
62. KAPITEL
„Hallo, Liz.“
Liz blickte von den Zeitkarten ihrer Angestellten auf, die vor ihr auf der Bar lagen. „Jackson“, grüßte sie lächelnd, aufrichtig erfreut, ihn zu sehen. „Was führt Sie her?“
Er grinste. „Ich lechze nach einem Tofu-Sesam-Salat.“
„Genau das, was ich von meinen Gästen hören möchte.“ Sie glitt vom Barhocker. „Ich führe Sie an einen Tisch. Sind Sie heute allein?“
„Ja. Nur ich kleiner alter Knabe.“
Sie lachte. „An Ihnen ist nichts klein, Jackson. Wie groß waren Sie bei der Geburt? Einen Meter?“
„Eins zehn.“
Lachend blieb sie neben einem Fenstertisch mit einem guten Blick auf die Straße stehen. „Wie wäre es mit dem hier?“
„Wunderbar.“ Er zog sich einen Stuhl zurück und deutete auf einen zweiten. „Können Sie mir Gesellschaft leisten?“
Liz blickte zur Bar und zum Stapel Zeitkarten, die sie heute noch fertig machen musste. Morgen war Zahltag. „Nur eine Minute“, bedauerte sie und setzte sich ihm gegenüber. „Die Büroarbeit nimmt kein Ende. Das ist der Teil meiner Tätigkeit, den ich am wenigsten mag.“
„So ist das nun mal im Leben“, erwiderte er, als die Kellnerin mit der Speisekarte kam. „Man muss das Gute mit dem Schlechten nehmen. Ich meine, sehen Sie mich an. Ich liebe die Polizeiarbeit, aber die Kriminellen kann ich nicht ausstehen.“
Liz lachte: „Verglichen mit Ihren Kriminellen, sind meine Zeitkarten wohl ein Klacks.“
Jackson warf keinen Blick auf die Speisekarte, sondern bestellte den Salat und ein Glas Kräutereistee. Dann wandte er sich wieder Liz zu. „Wie geht’s denn so?“
„Großartig“, erwiderte sie zu rasch und zu munter, wie ihr selbst auffiel. Ihre Wangen röteten sich leicht verlegen. „Wie ich höre, haben Sie den Schneewittchen-Killer gefasst.“
„Wir haben einen Verdächtigen.“
„Das klingt, als wären Sie nicht überzeugt, dass er es ist.“
Jackson zuckte die Achseln. „Ich bin nicht so vorschnell wie mein heißblütiger Partner. Ich hebe mir das Urteil auf, bis wir alle Beweise haben und der Bursche in Haft sitzt.“
„Wie geht es Santos?“ fragte sie mitfühlend.
„Wenn Sie Zeitung lesen, wissen Sie es.“
Ihr war unbehaglich, und sie bekämpfte ihre Schuldgefühle. Doch sie sagte sich, dass sie Santos verabscheute, dass er ihretwegen auf dem Scheiterhaufen brennen könne und Glory gleich mit ihm.
„Liz? Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Nein, schon gut.“
Jackson betrachtete sie forschend, und sie merkte, dass ihr schuldbewusst das Blut in die Wangen stieg. „Ist es so … schlimm für Santos, wie ich gehört habe? Ich meine, gibt es eine Chance für ihn … Sie wissen schon.“
„Dass er davonkommt? Dass er seine Unschuld beweisen kann? Das will ich doch schwer hoffen. Jemand hat ihn hereingelegt. Chop Robichaux hat im Auftrag gehandelt.“
„Hinter Chop Robichaux steckt jemand? Aber wer?“
„Wenn wir das wüssten, könnten wir etwas unternehmen. Wie s derzeit steht, sitzt Santos in der Patsche.“ Jackson fragte mit durchdringendem Blick: „Sie wissen nicht zufällig etwas über diese Sache, Liz, oder?“
„Ich?“ Während sie energisch den Kopf schüttelte, meldete sich ihr Gewissen. „Wie sollte ich?“ Sie sprang auf, zwang sich zu einem unsicheren Lächeln und wusste, wie schuldbewusst sie sich verhielt. „Hier kommt Ihr Salat. Ich mache mich wohl besser wieder über den Papierkram her.“ Sie ging auf die Bar zu, blieb jedoch stehen, als er ihren Namen rief. Sie schaute zurück und hielt seinem Blick, wenn auch mit Mühe, stand.
„Er wollte Sie nicht verletzen, Liz. Er ist ein guter Mann. Und er ist ein großartiger Polizist.“
Den Tränen nahe, wandte sie sich wortlos ab und ging zur Bar. Doch sie konnte sich nicht auf ihre Abrechnungen konzentrieren. Ständig dachte sie daran, dass sie vor wenigen Tagen Hope St. Germaine und Chop Robichaux zusammen gesehen hatte. Und sie dachte dauernd an Santos.
Wie von ihren Gedanken herbeigerufen, kam er plötzlich herein. Ihr Herz hämmerte, und einen kurzen Moment hoffte sie, dass er vielleicht, nur vielleicht, ihretwegen gekommen war.
Aber das war er natürlich nicht. Er war wegen Jackson hier und schien sich extrem unbehaglich zu fühlen.
Das soll er
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