Verbotene Gefuehle
dem Bett, verschwanden diese Probleme dadurch natürlich nicht. Sie löste sich sanft von ihrer Mutter, wischte sich die Tränen ab und sah der anderen Hexe fragend ins Gesicht. Susanne Steiner wirkte mit ihrer kleinen, etwas molligen Statur und dem ewig freundlichen Gesicht, für gewöhnlich immer wie eine gute Fee, aber in dem Moment zeigte sich eine Stärke in ihren blauen Augen, die Anna dort noch nie gesehen hatte, „Anna hör mir jetzt gut zu, wir haben dich dein ganzes Leben dazu angehalten das Richtige zu tun, also tu es auch jetzt.“ „Aber Mama, wenn der Zirkelherr euch aus der Hexengesellschaft verstößt, dann ...“, „dann werden wir einen anderen Weg finden. Wir haben immer gehofft, dass du mit David zusammenkommst, und ich hoffe das immer noch, aber wenn du zu dem Ergebnis kommst, dass der Wolf die richtige Wahl ist, dann werden wir dich auch dabei unterstützen.“ „Du vielleicht, Papa wird nie wieder ein Wort mit mir reden, wenn ich nicht nur den Zirkelherrn verärgere, sondern sogar unser Erbe wegwerfe, und damit unsere Blutlinie auslösche.“ „Für so eine kluge Frau kannst du manchmal erstaunlich dumm sein.“ „Wie bitte?“ „Dein Vater hat seine Träume ja, wie jeder von uns, aber er hat sie schon einmal aufgegeben, als er sich dem Wunsch von Joseph Namarra dich mitzunehmen widersetzt hat. Er würde es wieder tun, für uns. Auch wenn er es nicht zeigen kann, du und ich sind ihm wichtiger als der Zirkel oder sonst etwas.“ „Bist du sicher, er ist immer so … pflichtbewusst.“ „Ja das ist er, und das hast du von ihm geerbt. Die Magie wird dich leiten Anna, hör einfach auf sie und auf dein Herz, ich kann nicht glauben, dass Mutter Erde dir so übel mitspielen würde.“ Anna spürte wie ihre Tränen wieder zu laufen begannen, aber diesmal vor Erleichterung, „oh Mama ich ….“, „kein Wort mehr junge Dame, du stehst jetzt auf, wäscht dir das Gesicht, isst etwas, dann bringen wir das Gespräch hinter uns und dann nimmst du dir den Rest des Tages frei und gehst wirklich einmal zu deiner Freundin um dich auf andere Gedanken zu bringen. Der Rest ergibt sich dann von selbst.“ „Du wirst mich immer wie ein kleines Mädchen behandeln, oder?“, sagte Anna mit einem leichten Lächeln. „Warum auch nicht, du wirst immer mein kleines Mädchen bleiben.“ „Ist das eine Drohung?“ Ihre Mutter drohte ihr spielerisch mit dem Finger und verlies das Zimmer, Anna konnte nicht anders, sie schmunzelte, die Probleme waren immer noch da, aber allein das Wissen, dass ihre Eltern sie nicht verurteilen würden, dass sie nicht absolut alles verlieren würde, hatte ein zentnerschweres Gesicht von Annas Brust genommen.
Trotz der Versicherung ihrer Mutter war ihr etwas mulmig, als sie in das Esszimmer trat, und ihrem Vater gegenüberstand. Er musterte sie ernst und sagte dann: „Ein Werwolf, ja? Na wenn er es tatsächlich sein sollte, warum um alles in der Welt Mutter Erde so etwas auch wollen sollte, sollte er dich besser gut behandlen, sonst ziehe ich ihm sein räudiges Fell über die Ohren.“ Anna blinzelte, um nicht schon wieder in Tränen auszubrechen, sie hasste diese Heulerei inzwischen wirklich, dann eilte sie zu ihm und umarmte ihn stürmisch, „ich danke dir“. Er brummte: „Bevor du dir allerdings nicht sicher bist, wäre es nett den Zirkelherrn nicht vor den Kopf zu stoßen.“ „Natürlich“. „Schön, er wird nämlich bald kommen, also setzt dich und iss.“ Lächelnd löste Anna sich von ihrem Vater, wie hatte sie nur jemals an der Liebe ihrer Eltern zweifeln können. Sie hatte das Gefühl in diesem ganzen Chaos einen sicheren Trittstein gefunden zu haben.
Eine halbe Stunde später kam wie angedroht der Zirkelherr zur Tür herein. Alleine die Art wie er ohne anzuklopfen in den Raum spazierte, weckte in ihr das Bedürfnis ihm kräftig die Meinung zu sagen, armer David, ein Wunder dass er seine Kindheit überlebt hatte. „Bitte setzt euch doch wieder“, sagte Joseph Namarra gönnerhaft, und setzte sich an den Tisch. Anna biss die Zähne aufeinander, es fiel ihr immer leichter zu glauben, dass dieser Mann das Übel aus der Vision war. Aber noch wusste sie es nicht sicher, also riss sie sich zusammen und sah ihm höflich entgegen. Aus dem Augenwinkel warf sie ihren Eltern einen Blick zu, ihre Mutter wirkte ernst und ihr Vater ausdruckslos. Es war schön die beiden auf ihrer Seite zu wissen, aber sie hoffte inständig, ihnen den Ärger ersparen zu können. Der
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