Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
geworfen, aber es war vernünftiger zu verschwinden.
Jetzt gleich. Die McGoverns unterstützten sie immer noch, obwohl sie inzwischen mit zwei Teilzeitjobs selbst für ihren Unterhalt sorgte. Außerdem hatte sie sich geschworen, jeden Dollar zurückzuzahlen. Und wenn es Jahre dauern würde.
Nie hatte ihre Haut zarter geschimmert. Nie hatte das goldblonde, üppig gewellte Haar ihr vor Erwartung glühendes Gesicht strahlender umrahmt. Es gehörte sich zwar nicht, aber was sie im Spiegel sah, gefiel ihr.
Nie hätte sie auch nur davon geträumt, ein solches Kleid zu besitzen. Später vielleicht, wenn sie viel gearbeitet und genug Geld verdient hatte. Ob sie dann noch ein blassblaues, mit Schmucksteinchen besetztes Chiffonkleid tragen würde? Es war schulterfrei und lag bis zu den Hüften eng an, dann fiel es in reichen Falten bis auf die Füße. Es saß wie angegossen, ebenso wie die silbernen Sandaletten, die genau zu der kleinen silbernen Abendtasche passte, die innen ein bekanntes Pariser Label trug.
„O Darling, wie hübsch du dich gemacht hast, Skye!“, rief ihr Vater, als sie zur Begutachtung vor ihm erschien. Stolz und Freude leuchteten ihm aus den Augen. „Wie eine richtige Prinzessin. Wenn nur deine Mutter da wäre, um diesen Moment mitzuerleben.“
Immer Cathy. Immer ihre Mutter. Für ihren Vater hatte es nie eine andere Frau gegeben.
„Wir müssen gehen“, sagte sie und umarmte ihn. „Sonst kommen wir zu spät.“
Alle Fenster waren hell erleuchtet, als der Jeep vor dem Haupthaus hielt. Jack öffnete seiner Tochter die Tür, stieg selbst aber nicht aus. „Amüsier dich gut“, wünschte er ihr. „Und lass dich von Rachelle nicht ärgern. Die Ärmste hat echte Probleme.“
Die sie hoffentlich irgendwann lösen wird, dachte Skye in ihrer großzügigen Art.
Die nächsten Tage lebte sie wie im Traum. Die bedeutungsvollen Blicke, mit denen Keefe sie während der glänzenden Weihnachtsparty ausgezeichnet hatte, gingen ihr nicht aus dem Gedächtnis. Auch sonst war sie viel bewundert worden, aber daran lag ihr nicht viel. Gerade die Natürlichkeit, die ihr Verhalten bestimmte, gab ihr den besonderen Charme. Schönheit war einfach ein Teil von ihr, kein Verdienst, sondern angeborenes Erbe. Eitelkeit war ihr völlig fremd.
Rachelles klassische Züge musste man ebenfalls schön nennen, doch bei ihr traf das alte Sprichwort zu, dass Schönheit vergänglich ist. Im Gegensatz zu ihr würde Skyes natürliche Schönheit von der Zeit unberührt bleiben.
Nie würde sie Keefes Blicke vergessen. Sie war darüber in Verzückung geraten, hatte sich übererregt und ruhelos gefühlt, nicht mehr wie das Kind in früheren Tagen, sondern wie eine erwachsene Frau. Eine Frau, die von Keefe begehrt wurde. Ihre eigenen Gefühle waren noch unklar und verworren, aber seine Blicke hatten eine eindeutige Botschaft enthalten: Der Prinz war gekommen, um Aschenputtel heimzuholen.
Für die McGoverns blieb sie das Aschenputtel, aber diese Weihnachtsnacht war das aufregendste Abenteuer ihres bisherigen Lebens gewesen, an das sie immer denken würde. Keefe trug es ihr offenbar nicht nach, dass sie seinen Bruder ungewollt in Versuchung geführt hatte. Du lieber Gott, es war wirklich nicht ihre Absicht gewesen! Sah er das endlich ein? Sie hatte Scott in keiner Weise ermutigt. Er hatte wie immer versucht, sich zu nehmen, was er wollte.
Mit Keefe hatte etwas ganz Neues begonnen, etwas Unbegreifliches und Wunderbares. Eine Nacht der funkelnden Sterne, eine herrliche Weihnachtsnacht mit dem Kreuz des Südens als verheißungsvollem Zeichen über Djinjaras Dach. Manche Erinnerungen verblassten niemals.
Seit sie die Universität besuchte, hatte sie ihre Leidenschaft für Fotografie entdeckt. Skye liebäugelte sogar mit einer Karriere als Naturfotografin und hatte dabei vor allem das Outback im Sinn. Die Weihnachtsferien waren eine willkommene Gelegenheit, ihre neue Kamera, die Studienfreunde, die an ihr Talent glaubten, ihr großzügig geschenkt hatten, auszuprobieren und in Djinjara auf Motivsuche zu gehen.
Die Geistereukalypten faszinierten sie am meisten. Was für wunderbare Bäume das waren, mit ihren weißen Stämmen, die sich so seidenweich anfühlten. Ein vollendeter Kontrast zu der roten Erde und dem tiefblauen Himmel.
Skye hatte sich auf den Rücken gelegt, um möglichst viel von den bizarren Ästen ins Bild zu bekommen, und so entdeckte Keefe sie. Wahrscheinlich hatte er unterhalb der Hügel den Jeep erspäht und war ihrer
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