Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
ihm, obwohl sie sich an jedem öffentlichen Strand ungeniert fremden Blicken aussetzte? Es liegt an ihm, dachte sie. Keefe … und immer wieder Keefe!
Langsam setzte die Abenddämmerung ein. Die Vögel strebten den Lagunen, Sümpfen und Bächen zu, um in den Bäumen an ihren Ufern Schutz für die Nacht zu suchen. Eine Schar folgte der andern. Es war ein beeindruckendes Schauspiel.
„Bitte antworte mir!“
Skye betrachtete ihn. „Du wirkst angespannt.“
„Vielleicht bin ich es.“ Er schlug nach einer schillernden Libelle, die sich unbedingt auf seinen Kopf setzen wollte. „Scott wird dich nicht mehr belästigen.“
Scott? An den hatte sie am wenigsten gedacht. „Ich bin nicht wegen Scott besorgt“, versicherte sie. „Seit du ihn gewarnt hast, kommen wir gut miteinander aus. Du liebst ihn, nicht wahr?“
„Natürlich liebe ich ihn. Er ist mein Bruder.“ Er strich sich nervös durchs Haar. „Aber wir wissen beide, wie bösartig er sein kann. Ich möchte nicht erleben, dass Frauen darunter leiden.“
„Sicher nicht.“ Sie unterdrückte einen leichten Schauder. „Interessiert er sich für Jemma Templeton? Sie hat schon immer für ihn geschwärmt.“
„Warum möchtest du das wissen?“
Sein knapper Ton ärgerte sie. „Aus keinem besonderen Grund“, antwortete sie. „Es war nur so dahingesagt. Scott interessiert mich nicht. Das kannst du mir glauben.“
Du bist der, den ich liebe.
„Manchmal habe ich alles so satt“, gestand er plötzlich. „Ich meine nicht den Beruf, der macht mir keine Schwierigkeiten.“ Er sah sie forschend an. „Zwischen uns ist alles anders geworden, nicht wahr? Die Leichtigkeit ist dahin.“
Er hatte sich nicht bewegt, aber es war ihr, als hätte er sie leidenschaftlich umarmt. „Das klingt, als würdest du dem Verlorenen nachtrauern.“
Er warf ihr einen flammenden Blick zu. „Wenn ich dich jetzt berühre, werde ich mit dir schlafen. Weißt du das?“
Skye hatte die Worte gehört, war aber zu bestürzt, um sie richtig aufzunehmen.
„Willst du mir nicht antworten?“
Sie begann trotz der Hitze zu frösteln. Wie konnte sie darauf antworten? Sie brauchte mehr Zeit, um den Schock zu überwinden. Außerdem lag etwas Heftiges in seiner Stimme, das weniger Verlangen als einen ungewollten Zwiespalt ausdrückte.
„Hier im Schatten der Hügel“, fuhr er fort. „In Gegenwart aller Götter der Traumzeit. Ich bin überzeugt, dass dies ein heiliger Ort ist. Darum würde ich gern eine Decke auf dem roten Sand ausbreiten und mit dir darauf liegen. Früher warst du die kleine Skye für mich, aber jetzt erweckst du mein Verlangen.“ Er sprach eindringlich. „Ich habe dir noch nicht gesagt, wie bezaubernd du vorgestern Abend in dem blauen Kleid aussahst.“
Skye begann am ganzen Körper zu zittern. Ihr Magen verkrampfte sich schmerzhaft. „Vielleicht haben es mir deine Blicke gesagt“, hauchte sie.
„Am Ende musste ich mich verraten“, bekannte er mit schwachem Lächeln. „Inzwischen weiß ich, dass ich dein Bild von diesem Abend lebenslang vor Augen haben werde. Niemandem steht Blau so wie dir.“
Seine Worte konnten nicht verbergen, vor welcher schwierigen Entscheidung er stand. Nur eins war klar. Er würde zu dieser Entscheidung stehen.
„Hör zu, ich möchte dich hier draußen nicht allein zurücklassen. Es wird spät. Du kannst morgen wiederkommen, wenn du Lust hast. Die Sonne geht jeden Tag unter.“
„Trotzdem möchte ich bleiben.“ Sein veränderter Tonfall kränkte sie. Wollte Keefe sie für etwas bestrafen? Aber wofür? Dafür, dass sie erwachsen geworden war und sich zu einer begehrenswerten Frau entwickelt hatte?
„Es liegt an mir, nicht wahr?“ Zögernd kam sie einen Schritt näher, in ihren blauen Augen lag ein flehender Ausdruck. „Ich verursache dir Unbehagen. Du willst mich nicht hier haben. Aus deiner kleinen Jugendfreundin ist eine Frau geworden, und das irritiert dich.“
Die Spannung zwischen ihnen wurde langsam unerträglich. „Ist es das, was du von mir hören willst?“, fuhr er auf. „Da kannst du lange warten. Ich möchte dich hier haben, aber es ist meine Pflicht, dich zu beschützen. Das war immer meine Aufgabe. Weißt du überhaupt, wie sehr Grandma gelitten hat, als deine Mutter starb?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. Warum wechselte er plötzlich das Thema? Ausgerechnet jetzt? „Wenn sie gelitten hat, muss sie meine Mutter geliebt haben.“
„Liebe!“ Keefe riss sie in seine Arme und drückte sie an sich. Es
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