Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
Duft. Wie unterschiedlich verläuft das Leben, dachte sie, und bleibt sich am Ende doch immer gleich. Ob reich oder arm, ob bedeutend oder unbedeutend, jeder Körper zerfiel zu Staub. Nur die Seele erlangte ewige Freiheit.
Gerade als sie das Tor erreichte, hielt draußen ein Jeep in einer Wolke von Sand und welken Blättern. Typisch Rachelle, dachte Skye, als sie erkannte, wer am Steuer saß. Am liebsten hätte sie ihr Pferd losgebunden und wäre davongaloppiert, aber sie durfte der unliebsamen Begegnung nicht ausweichen. Sie war Gast auf Djinjara und musste zumindest höflich bleiben.
Rachelle sprang aus dem Wagen. Sie trug helle Reitkleidung, obwohl jeder wusste, dass sie eine Abneigung gegen das Reiten hatte. Trotzdem beherrschte sie es, wie von einer McGovern nicht anders zu erwarten war. Sie nahm ihre große Designersonnenbrille ab und fragte barsch: „Was machst du hier?“
„Was für eine Frage“, antwortete Skye ruhig. „Meine Mutter ist hier begraben.“
„Merkwürdigerweise, würde ich sagen.“ Rachelle hatte dunkle Schatten unter den Augen, sie sah unwohl und überanstrengt aus. Aber sogar hier, an dieser Stätte des Friedens, wo jetzt auch ihr Vater ruhte, konnte sie ihre Abneigung gegen Skye nicht verbergen.
„Du solltest gelegentlich mit deiner Großmutter sprechen“, schlug Skye vor. „Sie hatte meine Mutter sehr gern. Ohne Lady Margarets Zustimmung hätte sie hier gar keinen Platz gefunden.“
„Das alles kommt mir ziemlich seltsam vor, aber mehr möchte ich nicht sagen.“ Rachelle presste eine Hand gegen ihre Schläfe. „Deine Mutter sollte längst vergessen sein. Du hast sie nicht gekannt, und wir andern waren kleine Kinder, als sie starb. Trotzdem verfolgt sie uns bis heute … genau wie du.“
„Warum hasst du mich so sehr?“, fragte Skye traurig.
„Das weißt du nicht?“ Rachelle war höchst überrascht. „Du hast mir viele Jahre lang meinen Bruder weggenommen.“
„Nein!“
„Doch.“
„Vielleicht spürte er, dass du nicht meine Freundin sein wolltest.“
„O bitte! Wie hättest du je zu meinen Freundinnen zählen können?“
„Wo sind diese Freundinnen, Rachelle?“ Skye wurde langsam wütend. „Auf der Schule hattest du keine … im Gegensatz zu mir. Ich will nicht angeben, aber im letzten Schuljahr war ich sogar Klassensprecherin.“
„Eine tolle Leistung“, spottete Rachelle. „Warum hat dich Grandma bloß auf das teure Internat geschickt? Wahrscheinlich hatte sie wirklich eine Schwäche für deine Mutter. Wer war eigentlich diese Catherine McCory? Inzwischen sind über zwanzig Jahre vergangen, und Grandma schweigt sich immer noch aus.“
Skye wagte einen neuen Vorstoß. Selbst Rachelles Feindseligkeit hielt sie nicht davon ab, mehr über ihre Mutter zu erfahren. „Du musst doch wissen, ob sie eine Verwandte aus England war“, meinte sie.
Rachelles empörte Miene schloss eine Auskunft von vornherein aus. „Ich wäre lieber tot als mit dir verwandt“, zischte sie. „Deine Mutter war eine Herumtreiberin, für die Grandma ein weiches Herz hatte. Woher sie kam? Als ob mich das interessieren würde!“
„Es interessiert dich aber doch?“
„Unsinn!“ Rachelle bebte vor Zorn. „Du hast mein Leben ruiniert, Skye McCory!“
„Dann solltest du endlich ein neues Leben anfangen.“ Skye trat zu ihrem Pferd, um es loszubinden.
„Als wir noch klein waren, hat Keefe dich vielleicht geliebt!“, rief Rachelle ihr nach. „Heute liebt er dich nicht mehr. Du wirst ihn nie bekommen. Das hat er mir selbst gesagt … mein Wort darauf. Ich weiß, das bricht dir das Herz, denn du liebst ihn. Halt mich ja nicht für blöd. Du hast ihn immer geliebt, aber mach dir bloß keine falschen Hoffnungen. Keefe hat andere Pläne. Du passt nicht in seine Welt.“
Skye war einen Augenblick wie gelähmt. „Wo nimmst du bloß deinen Hochmut her?“, fragte sie dann scheinbar ruhig. In Wirklichkeit hatten Rachelles Giftpfeile ihr Ziel nicht verfehlt.
„Was du Hochmut nennst, ist nichts anderes als gesunder Stolz“, erwiderte Rachelle. „Ich bin eine McGovern, du bist die Tochter unseres Aufsehers Jack McCory. Ein ziemlich ungehobelter Kerl, wenn du mich fragst.“
Skye war inzwischen aufs Äußerste gereizt, aber sie bezwang sich. Ruhig, ruhig, Skye McCory. „Dad könnte dir zumindest Manieren beibringen“, sagte sie verächtlich. „Ich weiß jetzt, dass wir beide uns nie verstehen werden. Eigentlich bedauere ich das. Du lässt dir zwar nichts sagen, aber ich
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