Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
sich und winkte sich zu. Einer der einheimischen Hirten ließ ein altes Lied hören, dessen wiegende Melodie Mensch und Tier besänftigte. Die Hitze nahm ständig zu. Alle hofften, dass ein Nachmittagsgewitter den ersehnten Regen bringen würde. Hier draußen, am Rand der Wüste, durfte man die Hoffnung niemals aufgeben.
Jinjin war ein Paradies für Wasservögel. Löffelreiher, Krähenscharben, Rallen und Ibisse schwärmten scharenweise umher. Für die Pelikane war das Wasser noch zu seicht. Sie kamen erst nach den ersten kräftigen Regenfällen. Im Schatten weit verzweigter Rotgummibäume hatte sich ein dichter, leuchtend grüner Grasteppich gebildet, den winzige violette Blüten mit einem vielfältigen Muster überzogen. Ihr süßer Duft hing schwer in der Luft. Alles lebte vom Wasser der Lagune, die um diese Jahreszeit eher einem Sumpf glich. Bienen und Libellen schwirrten umher. Farbenprächtige Schmetterlinge flatterten auf und ab. Es sah aus, als lösten sich bunte Blätter von den Bäumen.
Keefe nahm seinen Akubra ab, um den kühlen Hauch zu genießen, der von der Lagune herüberstrich. „Der alte Mooki scheint geahnt zu haben, dass wir hinter ihm her sind“, meinte er.
„Hier sind sie nicht, Boss!“, rief Jonah, einer der Aborigines. „Aber sie waren da … wahrscheinlich noch heute Morgen. Sehr weit können sie nicht sein. Die Hufspuren sind noch frisch.“
„Wir rasten zehn Minuten“, entschied Keefe und schwang sich aus dem Sattel. Alle waren erschöpft. Sehr erschöpft, aber immer noch guten Muts. Sie hatten schließlich eine Aufgabe zu erfüllen.
Skye stieg ebenfalls ab. Sie hatte sich für ausdauernder gehalten, aber die flimmernde Hitze, die über der weiten Ebene lag, setzte ihr zu. Zum Glück hatte ihr Pferd – eine reinrassige Stute mit schlankem Kopf – einen geschmeidigen Gang und war leicht zu lenken. Das stärkte ihr Selbstvertrauen.
„Was für eine Strapaze!“ Rachelle wankte auf sie zu. Ihr Gesicht war stark gerötet, und sie tat Skye wirklich leid. „Ich könnte jeden Moment ohnmächtig werden.“
Rachelle daran zu erinnern, dass sie besser zu Hause geblieben wäre, hätte nur ihren Widerspruchsgeist herausgefordert. Genauso gut hätte man einen Stier mit einem roten Tuch besänftigen können.
„Du wolltest unbedingt mitkommen“, erinnerte Keefe sie. „Es ist drückend heiß, und wir werden wieder ein trockenes Gewitter bekommen. Willst du dich nicht ausruhen und dann umkehren? Das Schlimmste liegt hinter uns, aber noch nicht alles. Die Herde muss in der Nähe sein.“
Robert hatte die letzten Worte gehört und kam näher. „Schöner kann es gar nicht sein“, begeisterte er sich. Sein hübsches Gesicht glühte vor Hitze und Aufregung. Wo er herkam, gab es keine Treibjagden oder ähnlich raue Vergnügungen. „Was für ein malerischer Platz! Man muss ihn gesehen haben, um es zu glauben. Die Schmetterlinge sind nicht zu zählen, aber wo bleiben die Wildpferde?“
„Wir finden sie“, versprach Keefe.
Robert wandte sich an Skye. „Wie fühlst du dich?“ Für ihn sah sie trotz der überstandenen Anstrengung bezaubernd aus. Ihre zarte Haut war gerötet, einige goldblonde Strähnen hatten sich aus dem dicken Zopf gelöst und umrahmten das Gesicht. Die Augen schimmerten blau wie der Himmel.
„Was sorgst du dich um sie ?“, fuhr Rachelle ihn an. Sie empfand nur Mitleid mit sich selbst. „Das Ganze ist eine Schinderei. Ich werde mir noch mehrere Bienenstiche holen.“ Sie schlug mit beiden Armen wild durch die Luft. „Wenn man wenigstens eine Tasse Tee bekommen könnte.“
„Kein Tee … tut mir leid.“ Keefe machte sich wieder fertig. „Vielleicht später. Erst müssen wir die Herde finden. Der alte Mooki wartet nicht.“
„Zum Teufel mit dem alten Mooki!“, schrie Rachelle wütend.
Keefe sah sie streng an. „Keine Meuterei, hörst du? Ich weiß, dass du erschöpft bist, denn dir fehlt die Übung für derartige Anstrengungen. Reite wieder zurück. Du kannst unsere Spur nicht verfehlen.“
Rachelle machte ein trotziges Gesicht. „Ich will, dass Skye mich begleitet.“
„Ich werde dich begleiten“, erbot sich Robert, obwohl er jeden Augenblick genoss.
„ Dich will ich nicht“, erklärte Rachelle unverblümt. „Ich will Skye.“
„Skye reitet mit mir.“ Keefes Geduld war offensichtlich erschöpft. „Robbie ebenfalls. Er unterhält sich prächtig, und du findest auch allein nach Hause. Lass dir Zeit und trink öfter aus deiner
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