Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
Vergangenheit?“
Und was für eine Vergangenheit! Schnell wechselte sie das Thema. „Du nimmst Robbie mit?“, sagte sie mit einem Blick auf die kleine Gesellschaft. Robert war ein guter Reiter und ein noch besserer Polospieler. Er spielte häufig in Keefes Team.
„Er hat darum gebeten“, antwortete Keefe. „Ich kann ihn gut gebrauchen, während ich bei Rachelle unsicher bin.“ Außer Robert und Rachelle kamen noch drei einheimische Rinderhirten mit – alle erfahrene Fährtenleser und ausgezeichnete Pferdekenner.
„Und wohin geht es?“
„Zur Jinjin Lagune. Dort ist die Herde beim Trinken beobachtet worden. Natürlich kann sie inzwischen weitergewandert sein, aber mehrere Stuten sind trächtig. Das macht sie langsamer.“
„Kennst du den Leithengst?“ Skye beobachtete Rachelle, die missmutig auf ihr Pferd einsprach. Es schien tatsächlich etwas nervös zu sein, reagierte aber zweifellos auf die schlechte Laune seiner Reiterin.
„Es ist immer noch der alte Mooki.“ Keefe hob den Arm und deutete nach Nordwesten. Das war das Zeichen zum Aufbruch. „Er hat nichts von seinem jugendlichen Feuer verloren. Für unsere Zwecke taugt er nicht mehr, aber er hat zehn bis zwölf kräftige Fohlen bei sich. Um die geht es.“
„Wie groß ist die ganze Herde?“ Sie musterte den Horizont, der die ersten rötlichen und gelben Streifen zeigte.
„Als sie zuletzt gesichtet wurde, bestand sie aus etwa dreißig Tieren. Ich weiß, dass du das Spiel beherrschst“, fügte er ernst hinzu, „aber sei bitte nicht leichtsinnig.“
„Bestimmt nicht“, versprach sie.
„Vielleicht kannst du nebenbei ein bisschen auf Rachelle aufpassen. Ich habe auch Robbie darum gebeten. Falls du es noch nicht weißt … Er hat sich gewaltig in dich verguckt und macht keinen Hehl daraus.“
„Einige Männer tragen ihre Zuneigung offen zur Schau“, bestätigte Skye. „Andere schenken einem höchstens dann und wann einen verschämten Blick.“
„Vielleicht haben sie heimlich Angst? Das solltest du nicht vergessen.“
„Keine Sorge. Ich habe die Botschaft schon verstanden.“
„Wirklich?“ Er sah sie scharf von der Seite an. „Vielleicht bist du doch keine so gute Beobachterin. In jedem Fall bitte ich dich, Robbie nicht zu ermutigen.“
Skye funkelte ihn an. „Darf ich wenigstens lächeln?“
„Du solltest wissen, dass er länger bleiben möchte.“
„Keine Sorge. Es gibt genug andere Mädchen.“
„Sie sind aber nicht wie du.“ Keefe zerrte an dem Tuch, das er sich um den Hals gebunden hatte. „Dieses blöde Ding!“ Sie alle trugen Tücher zum Schutz gegen die Sonne. Skyes war hellblau, seines leuchtend rot. Die Farbe passte gut zu seinem gebräunten Gesicht. Konnte es überhaupt einen Mann geben, der besser aussah?
„Ich bleibe bei meiner Ansicht“, beharrte Skye, „und du sorgst dich umsonst. Ich fahre nämlich wieder nach Hause.“
Keefe fuhr herum. „Wirklich, Augenstern?“
Sie musste tief durchatmen. Wie lange war es her, dass Keefe sie so genannt hatte? Sie wusste es nicht mehr. „Ich habe einen Beruf“, antwortete sie und fügte wehmütig hinzu: „Du bist nur mein Traumprinz.“
Keefe sah starr geradeaus. „Also träumst du doch von mir.“
„Meist sind es Albträume.“ Sie lachte, aber es klang falsch.
„Realistische?“
„Sehr realistisch.“ Wie oft war sie aufgewacht und hatte verzweifelt festgestellt, dass er nicht neben ihr lag!
„Selbst die schlimmsten Albträume sind heimlich noch ersehnt. Man sollte endlich ein Mittel gegen die Sehnsucht erfinden.“ Er drehte sich zu den anderen um. „Sieh dir Rachelle an. Sie scheint auch schlecht geträumt zu haben. Warum wollte sie bloß mitkommen?“
„Um mich stürzen zu sehen“, meinte Skye trocken.
Keefe runzelte die Stirn. „Da soll sie lieber selbst aufpassen.“
„Beruf es nicht. Trotz allem möchte ich nicht, dass ihr etwas passiert.“
„Aber mir darf etwas passieren?“
„Sei nicht albern.“ Sie hatte genug von dem Geplänkel. „Du bist der Mensch, der mir auf der Welt am meisten bedeutet. Das weißt du genau.“
Keefe lachte, griff zu ihr herüber und hielt für einen Augenblick ihre Hand. „Es gibt Dinge, Augenstern, die wir nicht ändern können, sosehr wir uns auch bemühen.“
Eine Stunde später lag helles Sonnenlicht über dem weiten Land. Die Pferde bahnten sich ihren Weg zwischen den Rindern einer großen Herde hindurch, die unter der Aufsicht berittener Treiber zur nächsten Tränke zog. Man grüßte
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