Verbotene Nähe
übernommen.
Als sie sich an Teagues verschwollenes Gesicht und seine geprellten Rippen erinnerte, wurde ihr schlecht. Jemand musste herausfinden, was es mit Oberlins Verhalten auf sich hatte. Jemand musste feststellen, warum er nie festgenommen worden war. Und jemand musste ihn aufhalten, bevor er sie oder Teague oder sie beide umbrachte.
Teague konnte ihn aufhalten, aber Kate würde ihm die nötigen Informationen dafür liefern.
Sie zog nicht wenig Aufmerksamkeit auf sich, als sie das Auto auf einen Parkplatz manövrierte. Anscheinend waren BMWs in Hobart eine Seltenheit.
Ebenso viel Aufmerksamkeit erregte sie beim Aussteigen, und sie war erleichtert, dass sie sittsam gekleidet war, in schwarzen Hosen, einem schwarzen Pullover und einer waldgrünen Jacke. Tatsächlich hatte sie sich für einen mög li c hen Kampf angezogen - der gestrige Tag hatte ihr die Nachteile demonstriert, die das Kämpfen im Rock mit sich brachte. Und sie trug bequeme Schuhe - ihre Fußsohlen waren immer noch wund, und solange Oberlin nicht hinter Gittern war, wollte sie in der Lage sein, fliehen zu können.
Innen sah das RoeAnn's nach einem Fünfzigerjahre-Diner aus, mit roten Vinyl- und Chrombänken und den dazu passenden Tischen und einer langen Bar aus rotem Vinyl und verchromten Barhockern. Eine Jukebox spielte ein Medley aus Elvis-Songs, während grüne und rosafarbene Lichter blinkten. Und das Beste war, das Lokal machte einen sauberen Eindruck und duftete köstlich nach Hamburgern und hausgemachtem Kuchen. Fast jeder Tisch war besetzt, und jeder Kopf wandte sich ihr zu, um sie zu begutachten.
Sie lächelte; sie musste mit den Leuten hier ins Gespräch kommen, und die Leute erwärmten sich natürlich eher für jemanden, der lächelte.
Ein paar jüngere Menschen lächelten zurück. Einige Ältere sahen schockiert weg. Eine Kellnerin starrte sie mit aufgerissenen Augen an, und als Kate fragte: »Kann ich irgendwo Platz nehmen?«, nahm sie Reißaus nach hinten.
Das Lokal schien geistig Minderbemittelte zu beschäftigen, was an und für sich eine gute Sache war, solange man kein Fremder war oder ein Mittagessen wollte.
Doch dann deutete eine andere Kellnerin mit ihrem Bleistift auf eine Nische.
Kate nickte und schlüpfte hinein. Sie saß da und dachte über die Lage mit Teague nach. Wie er gesagt hatte, dass er sich nicht in ihre Berichterstattung einmischen würde. Wie sie sich über seine Lüge ärgerte ... Wie sie versprochen hatte, dass sie sich regelmäßig bei ihm melden würde.
Vor über vier Stunden hatte sie ihn verlassen. Er hatte ein Mal versucht, sie zu erreichen, dann hatte sie das Handy abgeschaltet. Traurig hoffte sie, dass er um sie besorgt war. Sie wollte ihm eine Lektion erteilen. Aber sie wusste, wie harsch sie mit ihm war, und sie wurde von einem Mörder verfolgt.
George Oberlin lauerte in Austin darauf, sie zu berühren, ihr grässliche Dinge zu sagen, die ihr nahelegten, sie solle ihre Seele gegen sein Geld und seinen Einfluss eintauschen. Er machte ihr nicht nur mit seinen Mordgelüsten Angst. Er machte ihr Angst, weil er zu glauben schien, dass er ihr Traummann war.
Teague hatte allen Grund, wegen ihres Schweigens hysterisch zu werden. Also zog Kate widerwillig das Handy hervor und rief ihn an.
Er antwortete nicht, nur die Bandansage lief mit Unterbrechungen. Sie sah auf das Display Das Signal war schwach; diese Stadt war ein Loch, das Funkwellen verschluckte. Aber sie hinterließ eine Nachricht, damit er sie nicht wegen Wortbruchs anmaulen konnte. »Teague, hier ist Kate. Ich bin in Hobart. Ich mache meine Recherche. Es geht mir gut. Heute Abend komme ich nach Austin zurück.« Sie holte Luft und fuhr fort: »Ich weiß, was du Brad gesagt hast. Versuch nie wieder, mich zu kontrollieren, oder ich schwöre bei Gott, ich werde dich verlassen, ohne mich noch einmal umzudrehen.«
Sie legte auf, starrte das Handy in ihrer Hand an und bemerkte, dass es eigentlich gerade umgekehrt war. Sie hatte gehofft, Teague würde sich um sie Sorgen machen. Stattdessen machte sie sich Sorgen um Teague.
Sie rief Teague nochmals an. Er nahm immer noch nicht ab; nach der Ansage sagte sie: »Ruf mich zurück und sag mir, dass du in Ordnung bist. Ich mach mir - hm - Sorgen.«
Die dürrste kleine alte Dame der Welt setzte sich am anderen Ende des Lokals an einen Tisch. Ihre gebeugten Schultern und das weiße Haar bezeugten die Last der Jahre, ihr ebenholzfarbenes Gesicht war faltig, aber sie lachte Kate heiter an.
Kate
Weitere Kostenlose Bücher