Verbotene Nähe
lächelte zurück.
Die Begleiterin der alten Frau drehte sich auf einen Blick zu Kate um und schüttelte den Kopf.
Kate überflog die Speisekarte und dachte, sie sollte am besten etwas Einfaches zum Milkshake bestellen.
Die Kellnerin, die ihr die Nische zugewiesen hatte und ein Namensschild trug, auf dem CATHY stand, kam vorbei und fragte: »Was kann ich Ihnen bringen?«
»Ein French Dip Sandwich mit Fritten und einen Scho- koshake.«
»Der Shake im Fenster hat sie noch alle rumgekriegt.« Cathy grinste, während sie die Bestellung kritzelte. »Der wird mit Bluebell-Eiscreme gemacht, wissen Sie.«
»Ich sollte ihn mir gleich auf die Oberschenkel kleistern«, sagte Kate zu ihr. »Da endet er ja sowieso.«
»Macht mehr Spaß, wenn er oben rum ansetzt«, erwiderte Cathy.
Die alte Dame lächelte Kate immer noch an, und als sich ihre Blicke trafen, winkte sie Kate zu.
Kate winkte zurück.
Die alte Frau lächelte noch breiter.
Die Kellnerin sah hinüber. »Das ist Mrs. Parker. Ein liebes Ding, aber ein wenig aus dem Tritt geraten, falls Sie wissen, was ich meine. Ihre Tochter hat in Kalifornien gelebt, aber sie ist zurückgekommen, um sich zu Hause um Mrs. Parker zu kümmern, aber Maureen ist auch kein junger
Hüpfer mehr. Ich weiß nicht, wie es mit den beiden weitergehen soll.« Cathy schüttelte den Kopf. »Es ist ein Jammer, wenn als Erstes der Verstand nachlässt.«
»Sie wirkt glücklich«, sagte Kate.
»In der zweiten Klasse war sie meine Lehrerin. Es ist hart... weil sie mich nicht mehr erkennt.« Cathy neigte den Kopf zur Seite und musterte Kate. »Sie kommen mir aber auch bekannt vor.«
Kate sah, wie Mrs. Parker aufstand und nach ihrer Gehhilfe griff. »Kann man KTTV aus Austin hier empfangen?«, fragte Kate. »Ich bin dort Reporterin.«
»Nein, die meisten unserer Sender sind aus San Antonio, aber vielleicht ist es das. Letztes Jahr waren wir zu unserem Jubiläum in Austin.« Bevor Kate klarstellen konnte, dass sie letztes Jahr nicht dort gewesen war, ging Cathy eine andere Bestellung aufnehmen und blaffte die Kellnerinnen an, ob sie fußkrank seien.
Mit einem hilflos entschuldigenden Blick zu Kate half Maureen ihrer Mutter langsam vorwärts. Sie erreichten Kates Tisch, und die Tochter sagte: »Mama ist heute ein bisschen durcheinander. Sie glaubt, sie kennt Sie.«
»Ich kenne sie sehr wohl.« Die alte Dame sank auf die Bank in der Nische und griff über den Tisch. Sie nahm Kates Hand in ihre krummen, zerbrechlichen Finger und fragte: »Wo haben Sie denn die ganze Zeit gesteckt? Ich hab Sie ver- misst.«
»Ich freue mich auch, Sie zu sehen.« Mrs. Parker war einem harmlosen Irrtum aufgesessen, und Kate versuchte nicht, sie zu korrigieren.
»Wie geht's den Kindern? Als ich Hope zum letzten Mal gesehen habe, war sie so groß geworden! Ich erinnere mich, wie sie noch ein Baby war, das süßeste Ding, das mir je unter die Augen gekommen ist. Und so lieb! Nicht wie diese Rabaukin Pepper.«
Kate spielte mit. »Nein, gar nicht wie Pepper.«
»Ich hatte Sie ja gewarnt, ein Kind Pepper zu nennen, nicht wahr? Das kleine Mädchen ist schlau wie ein Fuchs, aber sie wollte lieber herumlaufen und mit ihren Freundinnen schwätzen als Mathe lernen. Eine Strapaze, die Kleine.« Mrs. Parker lachte lang und klar. »Ich kann mich noch gut erinnern. Wie alt sind die Mädchen jetzt?«
Kate wusste nicht, was sie antworten sollte. Während sie überlegte, erstarb Mrs. Parkers Heiterkeit. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Wer hätte gedacht, dass diese Kinder einfach so verschwinden würden? Eben waren sie noch da gewesen, und einen Moment später waren sie fort, und alles in Hobart hat sich geändert.«
»Oh, Mama.« Maureen gab ihrer Mutter ein Taschentuch.
Abgesehen vom Surren der Milkshakemaschine war es im Restaurant ungewöhnlich still.
Kate sah sich um. Alle Gäste im Restaurant beobachteten sie.
»Sogar der Adoptivsohn war verschwunden, und Sie hatten ihn wirklich gezähmt.« Eine Träne tropfte von Mrs. Parkers faltiger Wange.
»Den Mädchen geht es gut«, sagte Kate und drückte Mrs. Parkers Finger.
»Ja wirklich? Nun, gut. Gut. Ich hatte mir solche Sorgen um sie gemacht, das kann ich Ihnen sagen.« Mrs. Parker trocknete ihre Tränen.
Die andere Kellnerin - die erschrockene - traute sich aus der Küche und stellte sich hinter den Tresen, füllte Kaffeetassen und starrte Kate an, als ob sie zwei Köpfe hätte. Kate fing an sich zu fühlen, als wäre sie in Unglaubliche Geschichten
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