Verbotene Nähe
ziemlich gern.«
»Nun, aber sie mag mich nicht.« Kate behandelte das Geschirr mit etwas mehr Sorgfalt.
»Du wirst sie schon noch für dich einnehmen.« Die beiden Frauen lächelten einander an. Marilyn Montgomery war eine attraktive Frau von achtundfünfzig Jahren, sie war schlank, brünett und gut frisiert und hielt sich mit Hilfe des Fitnessstudios und jedweder Wohltätigkeitsgala, die ihr einen Bittbrief schrieb, in Form. Sie war auch gut darin, selbst welche zu organisieren und den Firmen mit Finesse und Charme Geld aus der Tasche zu ziehen. Sie war im Vorstand des Austin Symphony Orchestras und Vorstandsvorsitzende des Breadwinner-Zentrums für obdachlose Kinder.
Ihre Mutter hatte immer an sie geglaubt. Ihr Vater hatte immer an sie geglaubt. Daran, dass sie alles sein konnte, was sie sein wollte. Das war der eigentlich^ Grund, warum Kate Erfolg haben musste. Sie wollte das Vertrauen ihrer Eltern rechtfertigen - und ihr eigenes Zutrauen in sich ebenfalls. Sie mochte ein Waisenkind sein. Sie mochte die Tochter eines verstörten Teenagers oder einer Prostituierten sein. Aber sie war stark. Sie würde Erfolg haben. »Und auch, wenn ich sie nicht für mich einnehme, mache ich immer noch meinen Job.«
»Sicher. Du bist die Tochter deines Vaters.« Die Tragödie um Skeeter Montgomerys Tod und der Schmerz hatten die extrem enge Beziehung zwischen Mutter und Tochter zur Folge gehabt. Wie hätten zwei Frauen es sonst auch ertragen können, dass der Mann, den sie beide liebten, von Terroristen entführt worden war, vielleicht gefoltert wurde, vielleicht getötet wurde? Als man nach zwei Monaten des Wartens seine Leiche gefunden hatte, war es fast eine Erlösung gewesen, Gewissheit zu haben.
Das war das Schlimmste von allem, dass das Wissen um seinen Tod eine Erleichterung gewesen war.
Seit man ihren Vater vor fünf Jahren umgebracht hatte, war ihre Mutter von Angst besessen. Sie hatte sich in Nashville niedergelassen, während Kate auf der Vanderbilt studiert hatte. Kate hatte es ihr nie gesagt, aber ihre Mutter während der College-Zeit so dicht auf den Fersen zu haben, hatte sich beengend angefühlt. Als Kate schließlich den Job in Houston bekommen hatte, war sie sehr überrascht gewesen, als ihre Mutter sich dazu entschlossen hatte, in ihre Heimatstadt Austin zurückzukehren. »Ich denke, du kannst jetzt allein leben. Nicht wahr, Liebes?«, hatte Marilyn sie gefragt. »Du hast doch inzwischen keine Angst mehr, oder?«
Und da war Kate aufgegangen, dass sie tatsächlich Angst gehabt und die Zeit mit ihrer Mutter sie geheilt hatte.
Ihre Mutter war die großartigste, klügste Person auf der ganzen Welt.
»Ich bin auch die Tochter meiner Mutter.« Kate machte sich mit dem Tellerstapel auf den Weg in die Küche. »Wenn du mir nicht beigebracht hättest, wie man jemandem mit einem Samtknüppel die Kniescheiben bricht, dann hätte ich diese Woche nicht annähernd so gut überstanden. Wohingegen es im Kapitol genau wie erwartet zugeht.«
»Also korrupt?« Marilyn folgte ihr belustigt grinsend.
»Und faszinierend.« Die Sitzungszimmer mit dem Siegel des Staates Texas an der Kopfseite, die breiten Treppen, die sich auf- und abwärts schwangen, das offizielle Getöse der Senatssitzungen. »Ich habe so viele Leute kennengelernt, dass nur noch ein paar wirklich herausragen. Ich habe Senatorin Martinez kennengelernt. Und Senator Oberlin? Kennst du ihn?«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Nein, aber die Regierung langweilt mich. Ist er wichtig?«
»Linda sagt, er hätte eine ganze Menge Macht.«
»Sieht er wenigstens gut aus?«
Kate verdrehte die Augen. »Alt und seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet.«
»Oh.« Marilyn gab es auf. »Wenn du dir nicht bald einen netten Jungen suchst, dann mache ich das für dich. Dean Sanders wäre ein guter Fang. Er sieht gut aus. Er ist Anwalt bei MacMillan und Anderson. Er ist in Austins Gesellschaft etabliert
»Und?« Kate wartete auf das dicke Ende, das kommen musste.
»Er ist geschieden, aber seine Mutter sagt, dass allein seine Exfrau für die Probleme verantwortlich ist und er wieder bereit ist, sich zu verabreden.«
»Nein. Bitte, nicht.« Kate ging zu ihrer Mutter und umarmte sie. »Wirklich, Mom, nein. Ich will keinen Typen, der erst noch mit seiner Scheidung fertig werden muss.«
»Aber seine Mutter sagt...«
»Sie lügt. Und das weißt du auch.«
»Vermutlich«, sagte Marilyn irritiert. »Aber er ist ein guter Mann. Er hat jemanden wie dich verdient.«
»Es
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