Verbotene Nähe
»Fünfundzwanzig Jahre sind wirklich ein guter Grund zum Feiern. Meinen Glückwunsch, Mrs. Oberlin.« Er sah George an. »Ihnen auch, Senator.«
Evelyns Südstaatencharme hatte über die Jahre schwer gelitten, aber sie setzte ein großmütiges Lächeln auf und wies zur Tür, die zur Galerie führte. »Wollen wir uns nicht zu den anderen Gästen gesellen? Ah, Freddy ...« Der Butler kam auf sie zu. »Holen Sie doch Champagner für Miss Montgomery, Mr. Sanders und Mr. Ramos.«
Freddy geleitete Ramos, Sanders und Kate nach drüben, und Evelyn sackte zusammen, als hätten ihre Knie nachgegeben. Es war sonderbar, wie sehr sie ihren Ehemann fürchtete. George hatte nie Hand an sie gelegt, aber sie hatte sich im Laufe der Zeit in eine Art Wackelpudding verwandelt, der großzügig mit Wodka angerührt war.
»Steh auf.« George packte sie am Arm. »Lächle. Du hast genau gewusst, dass sie kommt.«
»Nein ... das wusste ich nicht.« Evelyn hörte sich an, als läge sie im Sterben. »Das hast du mir nicht gesagt.«
Er hatte den Butler mit den Einladungen betraut und es ihr wirklich nicht gesagt. Aber das gab er nicht zu. »Doch, habe ich. Du warst vermutlich betrunken. Wieder einmal.«
»Du hast es mir nicht gesagt.« Sie riss den Arm los und tat sich dabei sicherlich weh, denn er hatte sie fest im Griff gehabt. »Daran hätte ich mich erinnert. Du hast es nicht gesagt.« Sie drehte ihm den Rücken zu und ging unsicher davon.
»Evelyn«, rief er in seinem kältesten, tödlichsten Tonfall.
Sie blieb stehen. Sie drehte sich nicht um, aber sie blieb stehen, eine dünne Gestalt in makellosem weißem Samt.
»Denk dran - keinen Alkohol heute Abend.« Er achtete darauf, dass nur sie allein ihn hörte. »Oder du wirst es bereuen.«
Sie drehte sich um und starrte ihn an, Verachtung im Blick. »Ich werde eh in der Hölle brennen. Ich warne dich, George. Ein zweites Mal lasse ich dich damit nicht durchkommen.«
George lachte aufrichtig amüsiert. »Oh, mein Liebling. Ich zittere vor Angst.« Als ob sie ihm etwas hätte antun können.
Dann fiel ihm auf, dass sie nicht auf ihre Stimme geachtet hatte. Die Leute hatten sie gehört. Sie starrten sie an. Dann sahen sie weg, und ein paar von den tapferen oder gleichgültigeren Seelen fingen zu tuscheln an.
Kate war mit Dean ins Gespräch versunken und schien nichts bemerkt zu haben. Aber Ramos hatte den Kopf gehoben und zugehört. Er schien in absoluter Reglosigkeit jedes Wort abzuwägen.
George kochte vor Wut. Er hatte zu hart für seinen Platz in der Gesellschaft gearbeitet, um sich alles von einer alkoholkranken, psychotischen Frau verderben zu lassen. Er lächelte tapfer und geschmerzt, willens, sein Image als glücklicher Ehemann dranzugeben. Schließlich würde er ohnehin nicht mehr lange mit Evelyn verheiratet sein. Er hatte mit seinem Anwalt bereits über die Scheidung gesprochen und - was wichtiger war - auch mit seinem Wahlkampfleiter.
Er ging in den großen Salon und holte sich ein Glas Wasser. Er wollte, dass man seine Abstinenz bemerkte. Er lächelte, plauderte und arbeitete sich zu Kate vor. Er musste mit ihr sprechen, zwischen sie und Ramos treten, um zu sehen, ob er sich die sexuelle Spannung zwischen den beiden nur einbildete.
Dem war vermutlich nicht so. Er wusste, was er spürte, was er sah. Aber er musste sicher sein.
Es spielte keine Rolle, dass Kate einen Begleiter hatte, der nicht von ihrer Seite wich. Und Ramos beobachtete Kate, als sei sie ein Diamant und er ein Dieb. Dieser Vergleich war zutreffender, als George es wahrhaben wollte.
Er schob sich unbemerkt neben Brad Hasselbeck. »Interessantes Paar -Teague Ramos und diese neue Reporterin.«
Brad fuhr zusammen, als hätte George sein schrecklichstes Geheimnis entdeckt, was zufälligerweise tatsächlich der Fall war. George hatte einen Hang, die Geheimnisse anderer Leute aufzudecken, und das machte die Leute angreifbar und verschaffte ihm Einfluss. Im Fall eines Polizeichefs, eines Politikerkollegen oder eines Senderchefs war dieser Einfluss Gold wert.
»Senator Oberlin! Ich hatte Sie gar nicht gesehen.« Brad lächelte matt. »Ein schönes Fest. Eine Menge potenzieller Neuigkeiten.«
»Gehen Sie und tun Sie Ihr Schlimmstes.« George wedelte mit der Hand. »Vielleicht können Sie mir ein paar kleine Informationen über Kate Montgomery besorgen.«
Brad schluckte hörbar. »Sir?«
»Wie ist sie an Ramos geraten?« George lächelte und zeigte die Fangzähne.
»Kate?« Brad schaute zu seiner
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