Verbotene Nähe
...«
»Richtig. Richtig. Sie brauchen Ihren Freiraum, bla, bla. Jung, ungebunden und so weiter. Wir wollen Sie die Arbeit am Kapitol machen lassen. Der Senat ist mitten in einer besonderen Sitzungsperiode, keine Unterbrechung bis Thanksgiving, es sei denn, der Gouverneur erklärt die Sache für erledigt.« Brad stand auf, zog den braunen Ledergürtel über den Bauch hoch und zeigte auf das breite Fenster zur Nachrichtenredaktion, durch das er jeden einzelnen Schreibtisch und jeden einzelnen Reporter sehen konnte - und Kate hätte gewettet, dass er sie alle genau beobachtete. »Ich schicke Sie mit Linda Nguyen rüber, damit sie Ihnen alle vorstellt. Kommen Sie, wir suchen sie.« Er marschierte mit wiegendem Schritt wie John Wayne aus dem Büro.
Sie folgte ihm auf den Gang und fragte sich, ob in Brads Gegenwart je einer einen Satz zu Ende sprechen konnte.
Alle verstummten, als sie die Redaktion betraten. Kate sah sich mit einem Lächeln um, das nicht erwidert wurde. Nicht von einem Einzigen. Jeder, aber auch jeder in der Redaktion starrte sie feindselig mit harten Augen an.
Ihr Lächeln schwand.
Sie hatte die Kleider für ihren ersten Arbeitstag sorgsam ausgesucht. Schwarze Hose, weiße Bluse, dunkelblaues Sakko, alles schlicht und ohne jeglichen Sexappeal geschnitten. Die Absätze ließen ihre Beine lang wirken und machten sie groß genug, um den Leuten selbstbewusst in die Augen zu sehen. Ihr Make-up war dezent, das Haar fiel glatt gefönt auf die Schultern. Sie war der Inbegriff der perfekten Reporterin. Warum also sahen sie sie wie einen Käfer an, den es auf der Windschutzscheibe zerdrückt hatte?
»Das ist Kate Montgomery, unsere neue Kapitol-Reporterin. Heißt sie willkommen.« Brad schaute sich um, und als er fortfuhr, klang seine Stimme bedrohlich. »Ein ordentliches Austin-Willkommen.«
»Hi, Kate.«
»Hallo, Kate. Schön, Sie in Austin zu haben.«
»Nett, Sie kennenzulernen, Kate.«
Ein Willkommensgruß klang so monoton wie der andere; die Unaufrichtigkeit war förmlich greifbar, und nicht einmal Brads finsterer Blick konnte mehr als ein paar schräge Blicke erzwingen.
Kate verstand die Feindseligkeit nicht. Sicher, das hier war ein konkurrenzbetontes Geschäft, aber so verlegen wie jetzt war sie noch nie gewesen.
»Hier ist Ihr Schreibtisch, Ihr Telefon und Ihr Computer.« Brad wies auf eine Nische am Fenster. »Sie werden nicht oft hier sein. Die Vorgänge im Kapitol werden Sie ziemlich auf Trab halten.«
»Gut.« Insbesondere, wenn die Kollegen so unfreundlich waren.
»Linda, hier ist Ihr Schützling.« Er blieb vor dem Schreibtisch einer jungen Asiatin stehen und klopfte mit den Knöcheln auf die Tischplatte. »Nehmen Sie Miss Montgomery mit raus. Zeigen Sie ihr alles, und stellen Sie ihr die richtigen Leute vor.«
»Sicher, ganz wie Sie wünschen.« Klein, dunkeläugig und mit glattem schwarzem Haar, hatte Linda Nguyen den muskulösen Körper der Reporterin, deren Job von gutem Aussehen und der Fähigkeit abhing, auf zehn Zentimeter hohen Absätzen Verbrecher verfolgen zu können. Sie schob ihre Unterlagen zusammen, schaltete den Computer aus und erhob sich mit einer eleganten Bewegung.
»Bis nächste Woche sollte sie fit sein, würde ich sagen.« Kate fuhr zusammen, als Brad losbrüllte. »Verdammt noch mal!« Er zeigte mit dem Finger auf die Monitore, die durch das Fenster zu seinem Büro deutlich zu erkennen waren. »Bombendrohung in der Grundschule!« Er machte auf dem Absatz kehrt und stürzte in sein Büro. »Roberts! Potter! Raus mit euch!«
Zwei der Reporter ließen ihre Akten fallen und liefen ihm nach.
Nach Brads Verschwinden sank die Temperatur in der Redaktion von kalt auf eisig.
»Kommen Sie, Miss Montgomery«, sagte Linda. »Ich warte schon die ganze Zeit auf Sie, und jetzt komme ich zu spät zur Anhörung.«
Als ob das Kates Schuld gewesen wäre!
Ohne sich noch einmal umzudrehen, marschierte Linda zum Lift.
Die anderen in der Redaktion beschäftigten sich mit irgendwelchen Aufgaben, und keiner sagte auch nur ein Wort. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass etwas nicht stimmte, dann war es das. In Nachrichtenredaktionen herrschte niemals Ruhe.
Entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, folgte Kate Linda zum Lift.
»Sie nehmen Ihren Wagen, ich meinen.« Linda drückte den Aufzugknopf. »Sie werden vermutlich früher gehen wollen.«
Als ob das den Lift beschleunigen könnte, drückte sie noch mal auf den Knopf.
»Warum sollte ich früher gehen
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