Verbotene Nähe
Mutter nicht aus den Augen und nahm Kates Anwesenheit nicht einmal zur Kenntnis.
»Ich glaube nicht, dass irgendein Mann meiner Tochter würdig ist.« Ihre Mutter lächelte ein schreckliches Lächeln. »Aber es tut mir weh, dass Sie mich für einen derartigen Snob halten.«
»Die Sünden der Väter holen die Söhne ein. Heißt es jedenfalls.« Teagues Lächeln war genauso unangenehm. »Ich bin ein Bastard.«
»Ich bin ein religiöser Mensch, Teague. Ich achte darauf, wie die Menschen mit anderen umgehen. Ich verurteile Kinder nicht für die Dummheiten ihrer Eltern.« Marilyns Lächeln sah wieder normal aus. »Haben Sie noch irgendwelche Angehörigen?«
»Nein. Keine.«
»Was auch erklärt, warum Kate und Sie so vieles gemein haben. Sie ist, wie Sie ja wissen, adoptiert. Unsere Familien haben sie immer wie unser eigenes Kind behandelt, aber ich vermute, dass sie dennoch einen Unterschied bemerkt hat.« Marilyn streckte die Hand nach Kate aus.
Kate ergriff sie und drückte sie. Marilyns Familie und auch Daddys Familie waren immer ihre Familie gewesen, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie manchmal ihr eigen Fleisch und Blut hatte treffen wollen.
Aber davon hatte sie ihrer Mutter nur während der turbulenten Teenagerzeit erzählt. Es war ein kindlicher Wunsch gewesen, eine Mischung aus Melodram und Rebellion.
»Ich hole das Fotoalbum.« Marilyn drückte Teague noch schnell die Hand, bevor er sie wegziehen konnte. »Sie wollen doch sicher Kates Babyfotos sehen.«
Als ihre Mutter hinauseilte, seufzte Kate vernehmlich. »Ich fürchte, die wirst du dir jetzt anschauen und ah und oh sagen müssen.« Sie fragte sich, ob er diese Tortur über sich ergehen lassen würde.
»Das schaffe ich schon.« Er sah sie mit hitzigem Blick an, er konnte nicht anders. »Ich wette, du warst ein schönes Baby«
»Noch etwas, das wir gemeinsam haben.«
»Ich weiß nicht.« Er setzte sich kerzengerade auf und sprach abgehackt. »Ich habe keine Babyfotos von mir.«
Die Wahrheit platzte einfach aus ihm heraus, und ihr schmerzte das Herz. »Hast du irgendwelche Bilder aus der Schulzeit? Eines mit einem süßen Fünfjährigen mit großen goldenen Augen, sehr, sehr dunklem Haar und einer Zahnlücke?«
Die liebevolle Beschreibung vertrieb seinen kalten Gesichtsausdruck, und er lächelte. »Das kommt ziemlich genau hin.«
»Und dann vielleicht noch jedes Schuljahr eins?«
»Auf der Junior High habe ich meistens geschwänzt, wenn der Schulfotograf kam.« Als wolle er die Grenzen ihrer Toleranz testen, sagte er: »Ich habe eines, da war ich fünfzehn. Mit halb abgeschnittenem Ohr und gebrochener Nase. Diesen Tag wollte ich verewigt haben.«
Kates Mutter kehrte zurück, und aus ihrer gerunzelten
Stirn zu schließen hatte sie Teagues Eingeständnis gehört. »Ich kann mir vorstellen, warum Sie das wollten«, sagte sie, legte das Album auf die Theke und schlug es auf.
»Entschuldigt mich.« Kate rutschte vom Stuhl. »Während ihr beide euch über die Bilder amüsiert, kann ich ja im Sender anrufen und nach Neuigkeiten aus dem Kapitol fragen. Irgendwas war heute Nachmittag los, ich muss endlich wissen, was.«
Sie drehte sich noch einmal um und sah ihre Mutter auf dem Hocker neben Teague sitzen. »Da war Kate zweieinhalb und hat an Weihnachten im Kinderchor gesungen. Sie steht in der Mitte vor den anderen und lässt sich bewundern. Sie hat es immer schon geliebt, mitten auf der Bühne zu stehen.«
17
Wo war Kate? George hatte sie den ganzen Tag gesucht. Er wusste, sie war im Kapitol gewesen. Wen er auch fragte, die Leute sagten: »Ja, wir haben uns eben erst unterhalten«, oder »Sie haben Sie gerade verpasst. Sie wollte sich frisch machen«, oder »Großer Gott, Oberlin, was machen Sie hier? Sie haben eben erst Ihre Frau beerdigt. Sie sollten daheim sein.«
»Die Abstimmung rückt näher«, behauptete George unverdrossen. »Evelyn hätte nicht gewollt, dass ich meine Pflichten vernachlässige. Das Wohl der Kinder lag ihr sehr am Herzen. Sie hätte gewollt, dass ich über die Schulfinanzierung abstimme.« Bis sieben Uhr abends hatte jeder, der etwas darstellte, das Kapitol verlassen, und George stand in dem leeren Rundbau. Seine Brust bebte vor Enttäuschung.
Mied Kate ihn? Er konnte es nicht glauben. Sie war noch nicht einmal gekommen, um zu kondolieren. Sie hatte Mitgefühl für ihn zu empfinden.
Sowohl sein Wahlkampfleiter als auch sein Anwalt hatten wegen Evelyns Unfall angerufen, waren wegen ihres Todes nervös geworden, hatten
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