Verbotene Nähe
George gefragt, ob er irgendjemandem von seinen Scheidungsplänen erzählt habe. George konnte ihnen aufrichtig versichern, dass er das nicht getan hatte. Er hatte seinem Anwalt gegenüber deutlich gemacht, wen er dafür verantwortlich machen würde, wenn sich das Gerücht verbreitete, er habe sich von Evelyn scheiden lassen wollen. Ebenso deutlich war er seinem Wahlkampfleiter gegenüber gewesen.
Er war nicht der Mann, der solche Angelegenheiten dem Zufall überließ. Überraschungen mochte er nicht.
Der Besuch der FBI-Agenten hatte ihn überrascht.
Georges Gedanken kreisten wild in seinem Kopf. Jemand hatte einen anonymen Hinweis über Mrs. Blackthorn geschickt. Ihr Unfall war vor zwanzig Jahren und meilenweit entfernt passiert, aber irgendwer erinnerte sich immer noch daran - und war misstrauisch.
Wer?
Gloria hätte dem FBI vor ihrem Tod von ihren Vermutungen erzählen können, aber sie war gestorben, bevor man Evelyns Tod mit dem von Mrs. Blackthorn in Verbindung bringen konnte. Hatte Dr. Cunningham doch den Mut aufgebracht, ihn zu verdächtigen? Nein, denn der gute Doktor war zwar ein feiges kleines Wiesel, aber schlau genug, um zu wissen, dass George ihn mit dem Hintern an die Wand nageln würde, wenn er anfing, mit Anschuldigungen um sich zu werfen.
Er lächelte zum ersten Mal an diesem Tag aufrichtig. Gerade jetzt war sein Leben randvoll mit Möglichkeiten.
Der Zusammenbruch von Givens Industries würde ihn zu einem der reichsten Männer in den Vereinigten Staaten machen. Sein Geldbeutel zuckte freudig, wenn er daran dachte, wie dicht er dran war, das Geld abzuräumen. Mit diesem finanziellen Rückhalt konnte er den US-Senat komplett überspringen und direkt im Weißen Haus landen.
Und Kate würde seine First Lady werden.
Keine First Lady wie das herrschsüchtige Clinton-Miststück, sondern eine richtige First Lady wie Jackie Kennedy, die Sorte, die von jedermann um ihre Anmut und ihren guten Geschmack beneidet wurde.
Aber zuerst musste Kate gutes Benehmen lernen.
Sie hatte ihn nicht aufgesucht. Sie hatte keine Nachricht hinterlassen. Er hatte keine Blumen von ihr bekommen. Wenn sie erst verheiratet waren, würde er sie ein besseres Benehmen lehren.
Er würde ihr eine Lehre erteilen. Er würde es ihr zeigen. Er würde morgen die Schulfinanzierung durchpeitschen. Sie war Reporterin. Sie würde mit fliegenden Fahnen kommen.
»Senator Oberlin, was machen Sie denn noch hier?« Mr. Duarte schlurfte herüber, er zog den Wischmopp und den Rolleimer hinter sich her. »Es ist schon spät.«
»Haben Sie Kate Montgomery gesehen?« George verlor langsam jede Fähigkeit, sich zu verstellen. »Ist sie noch da?«
»Ach, Senator, es tut mir so leid für Sie. Gerade haben Sie Ihre Frau verloren, und die junge Lady ist mit ihrem Freund weg. Aber hören Sie auf, sich über sie zu ärgern. Ich weiß,
Sie haben sie unter Ihre Fittiche genommen, als niemand dem Küken auf die Sprünge helfen wollte, und Gott segne Sie für Ihre Güte, aber das junge Vögelchen segelt gerade himmelwärts.«
George hatte nur ein Wort gehört. »Freund?« Er glotzte und flüsterte: »Was für ein Freund?«
»Dieser nette junge Mann, der von der Sicherheit.« Duarte schnalzte mit den Lippen. »Kann mich an seinen Namen nicht mehr erinnern ...«
»Ramos? Teague Ramos?«
»Genau der.« Duarte nickte. Seine braunen Augen waren verklebt. »Ist ein netter, junger Bursche. Ich hab schon genug gesehen, dass ich erkenne, wenn ein Kerl verliebt ist.«
»Ver ... liebt.« George war übel. Er fing sich aber rasch. »Er ist verliebt.« Selbstverständlich war Ramos in Kate verliebt.
»Ja, Senator«, sagte Duarte mit der Begeisterung des geborenen Romantikers. »Der Junge ist verliebt. Und wissen Sie, was ? Sie ist auch verliebt. Er ist verliebt. Sie ist verliebt.« Duarte erzählte immer weiter. »Die sind so was von verliiiebt.«
Noch ein Verrat.
Der so tiefe Wunden schlug wie der erste.
Duartes närrisches, faltiges Gesicht verschwamm George vor den Augen, und nur der Gedanke an die Ü berwachungskameras hielt George davon ab, den Alten zu erwürgen. George war nicht mehr so wütend gewesen, seit er ... seit er den Pfarrer und dessen Frau eigenhändig umgebracht hatte.
Duarte redete noch, als George ihn stehen ließ. Er marschierte aus dem Kapitol hinaus und dem Telefon, dem Auto, der Rache entgegen.
An der nächsten Ecke war ein öffentliches Telefon. Sorgfältig warf er fünfzig Cent ein und wählte die Nummer, die ihn mit Jason
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