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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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sein mochte, mit einer Frau wie ihr verheiratet zu sein. Der Gedanke allein ließ ihn erschauern. Kein Wunder, wenn sein Vater Zuflucht in den Armen anderer Frauen gesucht hatte. Vieler Frauen vermutlich. Aber ihm war ja keine andere Wahl geblieben, wenn die Lady, der einst seine Liebe gehörte, neben ihm lag wie ein kalter Fisch.
    Er stand auf. » Es war ein langer Tag.« Und mein Vater ist gerade gestorben. Die letzten Worte sprach er nicht laut aus. Stattdessen warf er seiner Mutter einen bedeutsamen Blick zu.
    » Italien war schön«, sagte sie und schaute aus dem Rundbogenfenster auf den Rasen vor dem Haus.
    James seufzte. » Gute Nacht, Mutter.«
    Sie senkte den Kopf und gab ihm damit das Zeichen, dass er gehen durfte. Aus ihrem Blick sprach nicht die geringste Gefühlsregung. Gelassen griff sie wieder zur Teetasse, führte sie an die Lippen und nippte.
    In Stoneridge Hall waren sämtliche für das Wochenende geplanten Vergnügungen gestrichen worden wegen der Todesnachricht und James’ Abreise. Alles andere hätte die Viscountess als pietätlos empfunden, und die Gäste bekundeten volles Verständnis, zumal einige den Verstorbenen gekannt hatten. Im Laufe des Tages verließen die Gäste das Anwesen, und schon am nächsten Morgen machten Missy und ihre Mutter sich auf den Weg nach Rutherford Manor.
    Nach ihrem Eintreffen, während sie darauf warteten, empfangen zu werden, bewunderte Missy die Seidentapeten mit dem üppigen Dekor, die großen, goldgerahmten Ölgemälde und den kostbaren Teppich. Dann kam James ihnen entgegen– und hinter ihm entdeckte sie Thomas und Alex.
    Seine hellen Augen suchten die ihren. Sie spürte, wie ihr Inneres sich erwartungsvoll verkrampfte, und obwohl sie sich in Erinnerung rief, dass sie zur Beerdigung seines Vaters angereist war, registrierte sie eine leichte Erregung bei seinem Anblick. Selbst in der schwarzen Trauerkleidung sah er einfach umwerfend aus, aber diese Farbe kleidete ihn immer gut.
    James musste sich richtiggehend zum Wegschauen zwingen, um Lady Armstrong zu begrüßen. Missy beobachtete, wie die beiden sich mitfühlend umarmten, und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, als er zu ihr kam. Er musterte sie so eindringlich, dass sie befürchtete, ihre Knie würden weich werden.
    James beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr, zum Teufel mit der Etikette, einen federleichten Kuss über die warme Wange. » Danke, dass du gekommen bist«, brachte er mit belegter Stimme hervor.
    Missy vergaß nicht, dass ihre Mutter und ihr Bruder zuschauten, als sie leise murmelte: » Das mit deinem Vater tut mir schrecklich leid.« Sofort senkte sie den Blick, um sich nicht anmerken zu lassen, dass ihr ganz andere Dinge durch den Kopf gingen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Schon gar nicht in einem Trauerhaus.
    Er trat einen Schritt zurück und ließ die Hände sinken. Dann schenkte er ihr ein zögerndes, aber vertrauliches Lächeln. » Wir reden nach der Beerdigung«, sagte er so leise, dass nur sie es hören konnte.
    Missy schaute auf und nickte nur. Kurz darauf folgten ihre Mutter und sie dem Lakaien, der das Gepäck in die Gästezimmer brachte.
    Der verstorbene Theodore Rutherford wurde an der Seite seiner Eltern in der Familiengruft beigesetzt, die sich in einiger Entfernung vom Herrenhaus befand. Die Trauerfeier war eine düstere Zeremonie, an der neben vielen Vertretern der Londoner Gesellschaft und Parlamentsmitgliedern auch der örtliche Landadel teilnahm. Außerdem all jene, die auf den Gütern oder auf Rutherford Manor für die gräfliche Familie arbeiteten.
    Während die Trauergäste sich im Salon zu einem Imbiss versammelten, begleitete James seine Mutter und seinen Bruder zur Testamentseröffnung in die Bibliothek.
    Der Anwalt Clarence Henry, ein dicklicher kleiner Mann, der mühsam um jeden Atemzug zu kämpfen schien, erwartete sie bereits hinter dem Schreibtisch des verstorbenen Earls. Schwerfällig breitete er seine Unterlagen vor sich aus.
    Die verwitwete Countess, aus Anlass der Beerdigung in Schwarz, nahm hoheitsvoll auf dem blau gepolsterten Stuhl Platz, während James sich neben ihr in einem Armsessel niederließ. Christopher saß auf der anderen Seite der Mutter. Ferner waren anwesend Mrs. Talbot, Haushälterin seit mehr als zwanzig Jahren, deren Augen verweint aussahen, und Reeves, der stoische Butler.
    Mr. Henry, der hinter dem massiven Schreibtisch aus Kirschholz zwergenhaft wirkte, wühlte noch ein paar Sekunden lang in seinen

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