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Verbotene Sehnsucht

Verbotene Sehnsucht

Titel: Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kendall
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Tür. Wer konnte das sein, so kurz vor Mitternacht?
    Er öffnete die Tür einen Spaltbreit, als schon eine Hand kräftig von außen dagegendrückte. Verwirrt trat James einen Schritt zurück: Er sah ein paar Haarsträhnen unter der Kapuze eines Umhangs, und eine Gestalt wirbelte an ihm vorbei, schlug rasch die Tür zu. Stumm vor Staunen erkannte er erst jetzt, wen er vor sich hatte.
    Selbst unter dem wirren Haar, das nicht mehr aschblond, sondern dunkel aussah, waren die Züge unverkennbar: porzellanartige Haut, dunkelblaue Augen und die Aura der Unnahbarkeit, die schon so viele Gentlemen zur Verzweiflung getrieben hatte.
    Überrascht zog er die Brauen hoch. » Lady Victoria?«
    » Ich habe versucht, Ihnen vorhin die Nachricht zukommen zu lassen, dass wir uns heute noch sehen müssen. Aber Sie waren nicht zu erreichen«, stieß sie atemlos hervor
    James war vollkommen durcheinander, starrte sie immer noch an und versuchte zu verstehen, was gerade geschah. » Was machen Sie hier? Und was um alles in der Welt ist das da auf Ihrem Kopf? »
    Victoria Spencer raffte den Umhang schützend vor ihrem Körper zusammen und erwiderte seinen Blick. Sie hatte die Nase in die Luft gereckt und sah aus, als wolle sie sich zu ihm hinüberbeugen.
    » Sie haben getrunken. Zu viel?«
    » Nein«, erwiderte er abweisend.
    Sie trat mehrere Schritte zurück.
    » Sind Sie alleine unterwegs?«
    » Mein Diener wartet in einer Kutsche auf mich, nicht weit entfernt.« Obwohl niemand in Sicht- oder Hörweite war, sprach sie so leise, als vertraue sie ihm die strengsten Geheimnisse der Krone an. Er folgte ihr unentschlossen, als sie geräuschlos die Halle durchquerte und in die dunklen Zimmer spähte, an denen sie vorbeikam.
    » Wonach suchen Sie? Und warum zum Teufel?«, flüsterte er?
    » Wo stecken die Bediensteten?«, fragte sie mit einem Blick über die Schulter.
    » Im Bett, genau dort, wo Sie auch sein sollten. Darf ich hoffen, dass Sie irgendwann so gütig sein werden, mir zu erklären, was Sie mit diesem Besuch bezwecken? Um diese Uhrzeit. In dieser Verkleidung.«
    Victoria achtete nicht auf ihn, schaute in die Bibliothek, nickte zufrieden und trat ein. James blieb kaum etwas anderes übrig, als ihr zu folgen. Sie nahm auf dem Sofa Platz und lockerte kurz den Griff um ihren Samtumhang, um sich die Handschuhe auszuziehen. » Normalerweise bin ich nicht anfällig für solche Versuchungen, aber heute Nacht brauche ich nichts dringender als einen Drink.«
    Offenbar steckte sie tatsächlich voller Überraschungen. James ging hinüber zum Schrank, holte ein leeres Glas heraus, kam zurück zu der kleinen Sitzgruppe, wo er aus der halbvollen Karaffe Whisky einschenkte und ihn der zitternden Victoria in die Hand drückte.
    » Ich hoffe, dass Sie mich nicht alleine trinken lassen«, sagte sie, als er in den Armsessel sank.
    Eigentlich wollte James keinen weiteren Drink, gehorchte aber und goss sich noch ein wenig ein.
    » Ich muss mit Ihnen reden…, noch heute Nacht.« Sie sprach leise und stockend. Er sah, wie ihre Schläfen pochten, während sie sich von der Kapuze befreite.
    » Ich nehme an, dass es dringend ist, wenn Sie auf so unorthodoxe Weise hier auftauchen.« Er lächelte sie über den Rand seines Glases hinweg an und trank einen Schluck. Victoria antwortete nicht sofort, sondern musterte ihn nur eingehend. Als sei sie tief in Gedanken versunken.
    Aber dann brach es mit Urgewalt aus ihr heraus, eine wahre Tränenflut, die ihn für einen erschrockenen Augenblick erstarren ließ, bevor er das Glas abstellte. Heftige Schluchzer ließen ihre Schultern erbeben.
    James stand auf und setzte sich neben sie auf das Sofa. Zögernd tätschelte er ihr die Schultern, um ihr Mitgefühl und Trost zu spenden.
    » Ganz ruhig. Sie sollen nicht weinen. Davon wird Ihnen nur ganz elend. Sagen Sie mir einfach, was nicht in Ordnung ist, und ich versuche zu helfen, so gut ich kann.«
    Sie schaute ihn aus tränenüberströmten Augen an und wisperte: » Oh, mein Lieber, ich bin nicht sicher, dass ich es ertragen kann, es Ihnen zu erzählen. Wenn mir die Worte bloß über die Lippen kommen würden… Es ist so beschämend.« Ein Schauer durchlief ihre schlanke Gestalt.
    James zog sie näher zu sich heran, barg ihren Kopf an seiner Schulter, während er sein Kinn auf die ungewohnte Perücke stützte, deren Farbe ihn an Missys kastanienbraune Haare mit den rötlichen Strähnen erinnerte.
    » Wir setzen Ihren guten Ruf aufs Spiel, indem Sie mitten in der Nacht hier

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