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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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gereinigt und die Küche aufgeräumt hatte. Sie schleppte alle verkrusteten und verklebten Töpfe und Schüsseln hinaus, um sie im Brunnen zu spülen, sie schrubbte Fußböden, Wände und Tische, räumte einige der eingekauften Lebensmittel in den Schrank und begann aus den übrigen ein Essen zu kochen. Glücklicherweise fand sie noch etwas Holz, so daß sie Feuer im Ofen anzünden konnte. Endlich, als sie fertig war, erschien John verschlafen und nur halb angezogen in der Tür.
    »Hier riecht es aber gut«, sagte er gähnend. »Warum kochst du schon so früh?«
    Elizabeth, die verschwitzt und abgekämpft am Herd stand, sah ihn etwas ungehalten an.
    »Es ist Nachmittag«, erwiderte sie, »und ich bin seit frühester Dämmerung auf den Beinen!«
    »Ach... ja, ich sehe, du hast hier aufgeräumt!«
    »Ich habe aufgeräumt und Essen gemacht, und was meinst du, woher ich das Essen habe?«
    »Ich weiß es nicht.« John bemühte sich, ein weiteres Gähnen zu unterdrücken. Elizabeth schien ihm gereizt.
    »Gekauft und bezahlt, John. Denn seit heute morgen besitze ich nicht nur zehn Pfund, sondern habe auch eine Arbeit, die mir zwanzig Pfund im Monat einbringt!«
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Doch — die Countess Wentlaine hat mich als Erzieherin für ihren jüngsten Sohn eingestellt!«
    John ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Wentlaine«, wiederholte er. »Du willst mir doch nicht erzählen, daß du zu dieser Familie gegangen bist und nach Arbeit gefragt hast?«
    »Genau das habe ich getan!«

    »Weiß die Countess, wer du bist?«
    »Sie weiß alles über mich!«
    »Dann weiß sie auch...?«
    »Ja. Sie weiß von dir.«
    »Das ist unglaublich!« John lachte laut auf. »Du hast es geschafft, die hochnäsigste Gräfin aller Zeiten zu gewinnen, obwohl du mit mir zusammenlebst! Das hätte nicht einmal ich dir zugetraut!«
    »Du magst die Countess nicht?«
    »Ich mag sämtliche Wentlaines nicht. Sie verkörpern einfach alles, was ich immer bekämpft habe. Mein Gott, diese Frau ist die arroganteste Person, die ich je gesehen habe!«
    »Sie mag dich auch nicht.«
    »Habe ich mir schon gedacht. Wirst du bei ihr im Schloß wohnen? «
    »Natürlich nicht«, sagte Elizabeth empört, »ich werde nur zum Arbeiten hingehen.« Sie stellte einen Teller mit Essen vor John hin.
    »Iß das«, sagte sie, »du mußt fast sterben vor Hunger!«
    John blickte auf den Teller und dann auf sie. In seine Augen trat ein Ausdruck von Bewunderung.
    »Bei allen Teufeln«, sagte er, »du bist doch die tapferste Frau, die ich kenne, Elizabeth Landale! Wann gehst du zur Countess?«
    »Morgen«, erwiderte Elizabeth, »morgen fange ich an!«

11
    Mary Wentlaines Hochzeit mit einem jungen Earl aus Somerset wurde prunkvoll und kostspielig gefeiert. Es waren viele Gäste eingeladen worden, und beinahe alle erschienen, und die Säle des Schlosses hallten wider von Gelächter, Gesprächen, Gläserklirren und Musik. Die meisten Menschen wirkten fröhlich an diesem
Tag, aber zwischen all dem Glanz fielen auch häufig sorgenvolle Gesichter auf. Es war in der letzten Zeit allzu offensichtlich geworden, welch chaotische, ungeordnete Zustände in der Küstenverteidigung Englands herrschten. Niemand konnte mehr übersehen, daß die Franzosen verstärkte Vorbereitungen trafen, ganze Legionen von Schiffen zum Angriff auszurüsten und über den Kanal zu schicken. Zudem war im Oktober ein Freundschaftsvertrag zwischen Frankreich und Spanien unterzeichnet worden, der die Lage noch ernster werden ließ. Es hatte immer Stimmen gegeben, die verkündeten, niemals werde England, die Insel, tatsächlich angegriffen werden, inzwischen aber verstummten diese Stimmen mehr und mehr, und statt dessen wurden solche laut, die den sofortigen Rücktritt des Premiers Addington forderten, dem man die Schuld an der Misere gab. Admiral Nelson kreuzte mit seiner Flotte noch immer vor Toulon, während gleichzeitig in ganz Europa der Name Bonaparte an Schrecken gewann. Jeder begriff, daß dieser häßliche, unscheinbare Mann von rasenden, an Irrsinn grenzenden Expansionsgelüsten getrieben wurde, und das konnte für große Teile der Welt gefährlich werden. Nirgendwo in England fand mehr eine Zusammenkunft statt, bei der nicht über das Schreckgespenst Frankreich gesprochen wurde.
    So wurde auch auf Marys Hochzeit politisiert, aber die Braut zeigte sich dennoch strahlender Laune. Da sie nicht alles, was sie an Kleidern und Schmuck besaß, mitnehmen konnte, führte sie im Laufe des Nachmittags

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