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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sah John an.
    »Die Franzosen haben das Schloß«, entgegnete John, »und sie dringen auch sonst überall vor. Die Preußen ziehen sich zurück, greifen aber immer wieder an. Sie verlieren die Schlacht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ach Elizabeth, jeder kann es sehen. Die preußischen Soldaten sterben wie die Fliegen.«
    »Und wir? Sind wir hier in Sicherheit?«
    »Das weiß ich nicht. Im Augenblick vielleicht noch.« John lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Ich bin halbtot«, gestand er. »Jerome, nimm du mein Gewehr und setz dich neben die Tür. Und wenn ein verdammter Franzose hereinkommt, dann erschieß ihn.«
    Die Schlacht tobte den ganzen Nachmittag. In stundenlangem Kampf wechselten St. Amand und La Haye immer wieder die Seiten, obwohl von den Häusern der Ortschaften beinahe keines mehr unversehrt stand und sich die Soldaten nur noch in ausgebrannten Ruinen verbergen konnten. Als schließlich ein Gewitter hereinbrach und strömender Regen einsetzte, verloschen die Feuer, aber zu diesem Zeitpunkt waren bereits von vielen Häusern und Gehöften nur noch qualmende Trümmer übriggeblieben. Das ganze Tal zwischen Fleurus und Sombreffe, das noch am Morgen als friedliche, blühende Sommerlandschaft erwacht war, versank nun in blutgetränktem Schlamm, wurde bedeckt
von gefällten Obstbäumen, umgestürzten Büschen, niedergetrampeltem Getreide, toten oder sich in furchtbaren Qualen windenden Pferden und gefallenen Soldaten, die ihren Wunden erlagen oder wimmernd um Hilfe flehten. Und immer noch gaben die Preußen nicht auf. Die Generäle sandten die zurückgeschlagenen Truppen immer wieder in den Kampf. General Pirch, der mit seinen Soldaten auf den Hügeln von Bry stand, schickte die Männer los, La Haye einzunehmen; sie liefen blindlings in das heftige Artilleriefeuer der Franzosen, eroberten dennoch ein Haus nach dem anderen, konnten keines lange halten und traten den Rückzug an, um von Blücher sofort erneut zum Angriff getrieben zu werden, der ihre Reihen erbarmungslos lichtete. Andere versuchten, Wagnelee zu erobern, das von den Franzosen gehalten wurde, die die Angreifer nahe genug herankommen ließen, um sie dann in einem heftigen Feuergefecht bis fast auf den letzten Mann niederzumachen. In Ligny kämpften die Soldaten auf den Straßen. Viele hatten schon ihre Waffen verloren und rangen engumschlungen, unter dem ständigen Beschuß ihrer Feinde aus den Häusern. Es gab Männer, die sich vom Gemetzel der Straßen, wo man im Blut schon ausglitt, in das Innere der Häuser retten wollten, aber sie konnten nicht hineingelangen, weil in den Eingängen die Toten zuhauf lagen.
    Weder Blücher noch Bonaparte erhielten die Hilfe, auf die sie sehnlichst warteten, denn Wellington und Ney kämpften noch vor Quatre Bras, ohne daß zwischen ihnen eine Entscheidung fiel. Gegen Abend wurde bei den Preußen die Munition knapp. Ihre verzweifelten Hilferufe an Blücher beantwortete dieser mit dem lapidaren Satz: »Dann kämpft mit den bloßen Händen weiter! « Aber dahinter verbarg er bloß seine Verzweiflung, denn er wußte wohl, daß diesmal nichts zu retten war. Einmal sah es sogar so aus, als bekämen die Franzosen noch unerwartete Hilfe, als der französische General d’Erlon mit seinen Truppen herankam, aber da Ney von Quatre Bras aus gleichzeitig Verstärkung verlangte, konnte d’Erlon sich für keinen Ort entscheiden und verbrachte seine Zeit damit, zwischen beiden Schauplätzen hin und her zu pendeln.

    Im Pavillon in den Gärten von Schloß Sevigny wurde die Lage der Geflüchteten immer kritischer. Der Schlachtenlärm schien sie von allen Seiten zu umgeben und ständig näher zu rücken. John meinte, daß es nun doch sicherer wäre, in den Keller des Schlosses zurückzukehren, aber sie hatten keine Ahnung, in wessen Händen sich das Schloß jetzt befand und ob man auf sie schießen würde, wenn sie sich ihm näherten. Sie saßen alle eng aneinandergeschmiegt in der düstersten Ecke, zitterten und lauschten auf den Lärm der Gewehre und die unregelmäßigen Atemzüge des verletzten Soldaten. Sie rechneten so sicher mit ihrem Ende, daß es sie gar nicht mehr überraschte, als die Tür aufsprang und Soldaten auf der Schwelle erschienen. Jerome vergaß sogar zu schießen, aber bis er endlich das Gewehr anlegte, hatte John begriffen, daß Preußen vor ihnen standen. Er sprang auf und riß dem Diener die Waffe weg.
    »Seid ihr wahnsinnig?« fragte der junge Offizier vor ihnen keuchend. »Hier wimmelt es von

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