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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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waren tatsächlich hübscher gewesen.
    Sie wollte Elizabeth noch nicht wecken und schlich zur Tür. Sie hörte Stimmen von draußen, aufgeregtes Wispern und Tuscheln. Sicher schlief niemand mehr, denn es gab noch viel vorzubereiten. Das ganze Haus sollte mit Tannenzweigen und Kerzen geschmückt werden, überall sollten rote Läufer auf dem Boden liegen, und auf weißgedeckten Tafeln mußten verlockende Speisen und Weine aufgestellt werden. Für die Hochzeit seiner ältesten Tochter wollte Phillip Sheridy weder Kosten noch Mühen scheuen. Die halbe Grafschaft hatte er zu dem glanzvollen Fest geladen, keinen hochrangigen Namen ausgelassen. Voller Stolz präsentierte er sein prunkvolles Schloß, seine schöne Tochter und den beachtlichen Reichtum der Sheridys.
    Joanna warf von oben nur einen kurzen Blick in die Halle, wo in höchster Aufregung die Dienstboten durcheinanderliefen. Dann huschte sie über einen Gang und klopfte an eine Zimmertüre.
    »Cynthia«, rief sie leise, »bist du da?«
    »Ja, komm nur herein!«
    Joanna trat ein. Cynthia lag nicht mehr im Bett, sondern stand vor dem Spiegel und kämmte ihr Haar. Sie sah blaß aus und hatte Schatten unter den Augen.
    »Oh, Joanna«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln, »du bist schon wach?«

    »Ja, ich konnte nicht mehr schlafen. Wie fühlst du dich?«
    »Na ja!« Cynthia schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse.
    »Du mußt dich doch großartig fühlen«, meinte Joanna, »heute stehst du im Mittelpunkt. Und du siehst wunderschön aus!«
    Sie betrachtete bewundernd die bauschigen Unterröcke aus reiner Seide, die Cynthia trug, und die enge goldene Kette, die um ihren schlanken Hals lag. Der Bräutigam, Lord Anthony Aylesham, hatte sie ihr am vorigen Abend während des Dinners überreicht, und Cynthia war beinahe in Ohnmacht gefallen vor Entsetzen, als Elizabeth eine Spur zu laut gesagt hatte:
    »Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut!«
    Glücklicherweise bekam Lord Anthony selten etwas mit, da er am liebsten sich selber reden hörte und seiner Umwelt geringe Aufmerksamkeit schenkte. Er genoß seinen großen Auftritt, denn jeder konnte sehen, daß die Kette sehr teuer gewesen sein mußte, und bewunderte daher die Großzügigkeit des Schenkers.
    »Sehe ich wirklich schön aus?« fragte Cynthia zweifelnd. Sie drehte sich ein wenig zur Seite. »Es gibt Tage«, sagte sie, »da fühle ich mich häßlich. Heute ist so ein Tag!«
    Joanna seufzte. Cynthia besaß so schrecklich wenig Selbstbewußtsein. Aus dem verzogenen, reichlich anspruchsvollen Kind war in den vergangenen vier Jahren ein unsicheres, melancholisches Mädchen geworden, hübsch, aber zu unauffällig, mager, blaß und häufig seltsam gedankenabwesend. Sie schien für wenig Dinge Interesse zu haben, und nur einen einzigen Plan verfolgte sie voller Hartnäckigkeit: einen Mann zu finden, der sie heiraten würde.
    Joanna und Elizabeth verfolgten kichernd und spottend, aber voller Spannung, wie die ersten Verehrer nach Heron Hall kamen, sie sprachen Cynthia vor jedem Rendezvous Mut zu und trösteten sie, wenn eine zaghafte Liebe wieder zusammenbrach. Lord Aylesham war der erste, den Cynthias deutlich sichtbare Entschlossenheit nicht abschrecken konnte. Anstatt wie die meisten seiner Vorgänger das Gefühl zu haben, direkt in eine Falle gegangen zu sein, erklärte er dem jungen Mädchen ohne Umschweife,
er besitze ein reiches Gut, einen edlen Namen und ein sagenhaftes Vermögen.
    »Doch was habe ich davon, solange ich alleine bin«, sagte er zu Cynthia, »ich brauche eine Familie, Kinder, Erben. Wollen Sie meine Frau werden, Miss Sheridy?«
    Cynthia nickte, überwältigt von dieser Direktheit und von seinem ansehnlichen Äußeren. Er sah recht gut aus, etwas zu füllig, aber ohne Zweifel attraktiv. Nur Joanna und Elizabeth fanden ihn scheußlich, aber Harriet verbot ihnen, das laut zu sagen.
    »Euer Geschmack ist überhaupt nicht gefragt«, meinte sie. »Cynthia muß alleine entscheiden!«
    Die sechzehnjährige Cynthia tat, was man von einer zärtlichen Braut erwarten konnte. Sie schrieb Anthony Dutzende von Briefen, die sie zusammenrollte und mit roten Schleifen versah, sie blickte ihn bei jedem Dinner, an dem er teilnahm, schmachtend über den Tisch hinweg an, sie bebte, wenn er ihre Hand küßte.
    An diesem Hochzeitsmorgen hatte Joanna das erstemal das Gefühl, daß Cynthia gar nicht so glücklich war, denn sie wirkte keineswegs heiter. Dabei lag auf ihrem Bett ausgebreitet das entzückendste Brautkleid, das

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