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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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es je gegeben hatte.
    »O Cynthia, ich kann es mir kaum vorstellen«, sagte Joanna, »noch wenige Stunden, und du bist Lady Aylesham! Freust du dich?«
    »O ja. Vor allen Dingen freue ich mich, endlich dieses Haus verlassen zu können«, erwiderte Cynthia heftig.
    »Was?« »Ach, vergiß, was ich gesagt habe. Oder vergiß es meinetwegen auch nicht. Ich möchte fort von hier, und das habe ich nun geschafft!«
    »Aber warum denn?«
    Cynthia bürstete ihre Haare immer wilder.
    »Du bist zu jung, das zu verstehen«, sagte sie bitter, »vielleicht kannst du aber gar nicht wie ich empfinden, da du ständig mit deiner Elizabeth zusammen bist. Ich aber habe niemanden. Weißt du, andere Mädchen in meinem Alter fahren jedes Jahr für einige Monate nach London. Sie gehen auf Bälle und Empfänge
und lernen die hübschesten jungen Männer kennen. Aber ich erlebe das nie! Ich bin auf die Feste in der Provinz angewiesen!«
    »Aber auf einem dieser kindischen Feste hast du deinen Anthony kennengelernt!«
    »O ja! Und mit ihm werde ich ein neues Leben beginnen. Er wird mir London zeigen und alle aufregenden Städte der Welt. Und endlich ... «
    »Ja?«
    »Endlich werde ich Mutters leidendes Gesicht nicht mehr jeden Tag sehen«, vollendete Cynthia entschlossen ihren Satz. Gleich darauf tat es ihr leid.
    »Das wollte ich nicht sagen!« rief sie. »Joanna, glaub mir, das wollte ich nicht!«
    Joanna blickte sie verstört an.
    »Haßt du Mutter?« fragte sie. Cynthia schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein, nein, nein! Natürlich nicht! Aber ich möchte so gerne einmal... ganz glücklich sein und unbeschwert! Ich kann es nicht, wenn ich ihre blassen Lippen sehe und ihren schmerzlichen Zug um den Mund! Ich liebe sie, und ich habe Angst, sie zu verlieren, aber wenn ich nicht bald von hier fortgehe, dann werde ich ganz und gar zu ihrer Pflegerin. Ich habe doch auch nur das eine Leben!«
    Cynthia legte endlich ihre Bürste weg und griff nach ihrem zauberhaften Kleid.
    »Du könntest so lieb sein und Agatha zu mir schicken«, sagte sie zu Joanna, »sie muß mir jetzt helfen, das Kleid anzuziehen!«
    Joanna tat, was ihr aufgetragen worden war, dann suchte sie Elizabeth auf, die glücklicherweise inzwischen wach geworden war. Sie erzählte ihr von dem Gespräch mit Cynthia. Elizabeth war ganz erschrocken.
    »O Joanna«, sagte sie, »meinst du, sie heiratet diesen Lord nur, damit sie von hier fort kann?«
    Joanna starrte sie an.
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht! Das wäre ja schrecklich !«

    »Wie kann sie aber nur Heron Hall verlassen wollen? Es ist so schön hier!«
    Beide blickten hinaus auf die mit zarten, weißen Kristallen besetzten Bäume im Park.
    »Wir können ihr nicht helfen«, meinte Joanna schließlich, »vielleicht wird sie ja auch sehr glücklich mit ihm!«
    Die Hochzeit selbst zumindest verlief so prunkvoll und feierlich, wie man es sich nicht schöner hätte wünschen können. Das Paar wurde in der Kirche von King’s Lynn getraut, unter den Augen von zweihundert Gästen, die aus allen Teilen Englands angereist waren. Hochzeiten galten als beliebter Anlaß zu großen Familien- und Freundestreffen, denn bei keiner Gelegenheit sonst konnte man so schön über Zukunft und Vergangenheit sprechen und über so viele Leute gleichzeitig lästern wie dort. Das junge Paar erweckte überall Bewunderung. Lord Aylesham war allgemein als sehr reich bekannt, und Cynthia trug einen alten, vornehmen Namen und sah, entgegen ihren Befürchtungen vom frühen Morgen, sehr hübsch aus. Als sie vom Altar zurückkam, standen ihre Augen voller Tränen. Joanna und Elizabeth warfen sich vielsagende Blicke zu, Harriet seufzte gerührt. Jeder konnte ihr anmerken, welch ungeheure Anstrengung dieser Tag für sie bedeutete, doch um keinen Preis der Welt hätte sie darauf verzichtet, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Ihr schmales, spitzes Gesicht leuchtete vor Freude, als Cynthia in ihrem zauberhaften, schneeweißen Kleid an ihr vorüberschritt.
    Daheim im Schloß begann das eigentliche Fest. Es war den Dienstboten schließlich doch noch gelungen, mit allem fertig zu werden, und von der Hektik des Morgens war nichts mehr zu spüren. Es gab Champagner, soviel jeder nur wollte, an langen Tafeln konnte man sich mit den herrlichsten Speisen versorgen, in einigen Räumen tanzen, in anderen sich unterhalten. Lord Aylesham schritt wie ein stolzer Gockel durch die Hallen und trank viel zuviel Sekt. Er bekam bereits ganz verschwommene Augen und lachte viel zu

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