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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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er das ganze Haus durchsucht hatte, ein paar Pfundnoten aufzutreiben, die zusammen mit Elizabeths restlichem Geld ausreichten, daß sie alle bis Cambridge gelangen konnten.
    »Ja, und wie kommen wir beide zurück?« fragte Laura.
    »Ich weiß nicht. Wenn du verzichten würdest...«
    »Nein. Ich verzichte nicht!«
    »Schön, dann müssen wir uns eben in Cambridge irgendwie Geld beschaffen.«
    Laura bekam einen unangenehmen Gesichtsausdruck.
    »Sollte uns beiden nicht zu schwer fallen«, meinte sie lächelnd, ging in die Küche und nahm einen großen Schluck aus einer Schnapsflasche.
    Am Mittag brachen sie auf. Da sie kein großes Gepäck hatten, kamen sie schnell zu Fuß nach Taunton, wo sie auf dem Marktplatz auf eine Kutsche warteten. Laura stöhnte über die Hitze, aber John beachtete das nicht. Er unterhielt sich leise mit Benny, der hechelnd auf den Pflastersteinen lag und nur hin und wieder mühsam ein Auge öffnete. Als endlich eine Kutsche kam, die nach London fuhr, neigte sich die Sonne bereits dem Untergehen zu, und Elizabeth weinte fast in der Erinnerung an den Abend zuvor, denn genau diese Zeit war es gewesen, als sie hoffnungsvoll den Berg zu Blackhill hinaufgeklettert war.
    Im Wagen saßen außer ihnen nur noch zwei ältliche Ladies, die sich ständig empörte Blicke zuwarfen, weil Benny sich quer
über ihre Füße gelegt hatte. Außerdem musterten sie John voller Verachtung, Laura mit unverhohlenem Abscheu und Elizabeth zutiefst verwundert. Es gefiel Laura, die beiden zu schockieren, indem sie immer wieder zu laut lachte, sich aufreizend in ihrem Sitz herumräkelte und obszöne Worte benutzte. John schien dieses Benehmen gleichgültig zu sein. Elizabeth hatte das Gefühl, sie werde ihn nie ganz begreifen. Es mußte sein Haß gegen die eigene Gesellschaftsklasse sein, der ihn gegenüber jeder vulgären Strömung so offen sein ließ. Und ohne selber die Tragweite dieses Gedankens zu begreifen, überlegte sie, daß John dann vielleicht auch eines Tages sich selber hassen und sich am Ende noch selber zerstören würde.
    Sie kamen gut voran und erreichten schon nach wenigen Tagen Cambridge. Elizabeth fühlte sich gar nicht gut. Sie konnte am letzten Tag vor Aufregung überhaupt nichts mehr essen. Als die Kutsche hielt, seufzte sie laut. John sah sie aufmunternd an.
    »Du wirst es überstehen«, sagte er, »die alte Hexe ist es nicht wert, sich auch nur eine Sekunde ihretwegen aufzuregen!«
    Es war beschlossen worden, daß Laura in einem Wirtshaus in der Stadt warten sollte, während John zwei Pferde lieh und mit Elizabeth zu Miss Brandes Haus ritt. Er selbst wollte sich dort nicht blicken lassen, sondern an der Parkmauer umkehren. Miss Brande brauchte von seiner Existenz nichts zu wissen. Statt dessen sollte Elizabeth behaupten, bei Cynthia in London gewesen und allein zurückgereist zu sein.
    Sie trabten die staubigen Feldwege entlang, zwischen den blühenden Wiesen hindurch, und die ganze Zeit stieg der Schmerz darüber in Elizabeth an, daß sich ihre Träume nicht erfüllt hatten, daß sie zurückkehren mußte und daß sie für alle Zeiten vor John blamiert war. Als Miss Brandes Haus in Sicht kam und sie die Pferde anhielten, sah sie für einen Moment zur Seite, bis sie ihre Tränen zurückgedrängt hatte. Dann sprang sie hinab und warf John die Zügel zu.
    »Leben Sie wohl, Lord Carmody«, sagte sie, »ich danke Ihnen für alles.«
    John neigte sich zu ihr.

    »Auf Wiedersehen, Elizabeth. Bitte sei tapfer und halte die nächsten Jahre noch aus. Sie gehen viel schneller vorüber, als du glaubst.«
    Er sprach keine Einladung aus, er sagte nichts davon, daß sie einmal wieder nach Blackhill kommen solle. Sie nickte schwach, dann wandte sie sich um und lief den Hügel hinunter, mit hochgereckter Nase, ihre Tasche in der einen, ihren Hut in der anderen Hand. John blickte ihr nach. Er war in diesem Augenblick davon überzeugt, das Mädchen nie wiederzusehen. Aber ihre Tapferkeit rührte ihn, und er dachte schaudernd, wie dankbar er sein konnte, nicht in ihrer Lage zu sein. Dann wendete er die Pferde und ritt in schnellem Galopp nach Cambridge zurück.
     
     
    Miss Brande verfügte über die Gabe, sich ausgezeichnet beherrschen zu können. Sie mußte in der vergangenen Woche durch eine wahre Hölle der Angst, Aufregung und Panik gegangen sein, wie ihr noch ausgemergelteres Gesicht verriet, aber es gelang ihr, Elizabeth in eisiger, kalter Ruhe zu empfangen.
    »Ich wußte, daß du wiederkommen würdest«, sagte

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