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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Geschäft hat mein Mann mit den Dosen gemacht.«
    Er grinste mich an, herzlich und harmlos.
    »Das kann ich mir denken. Und mit dem Traubenzucker. Wenn man den richtig präsentiert, und ich bin überzeugt, daß Ihr Mann ihn richtig präsentiert hat, bringt der das ganz große Geld. Man darf die Leute nur nicht genau hinsehen lassen, nicht wahr?«
    Er schaute mich an, immer noch grinsend. Aber es war ein geteiltes Grinsen, es lag nur auf der unteren Hälfte des Gesichts. Seine Augen waren nicht daran beteiligt, blickten ruhig, nüchtern, abwartend. Ich wußte nicht, wie er das meinte. Ich wußte es wirklich nicht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, nicht einmal einen vagen Verdacht. Man liest über solche Dinge. Man schaut sie sich als Film an. Aber sie passieren einem nicht. Es sind immer nur die anderen, die mit so etwas zu tun haben.
    »Der Traubenzucker war nicht zum Verkauf bestimmt«, sagte ich.
    »Er war nur geliehen. Ulli wollte ihn wieder mit zurückbringen. Er gehörte mir. Ich brauche Traubenzucker. Meine Bauchspeicheldrüse ist nicht in Ordnung. Wir hatten sogar Krach deswegen. Ich wollte nicht, daß er den Zucker mitnahm. Ich habe ihm gesagt, tu doch Rosinen in deine Dose. Aber wir hatten keine Rosinen.«
    Lutz Assenmacher lachte.
    »Rosinen?!«
    sagte er. Ich lachte ebenfalls. Und nickte. Es war alles in Ordnung. Auf dem Privatgiro befanden sich etwas mehr als zehntausend Mark. Der letzte Auszug war gut eine Woche alt. Und davor waren es fast fünfzigtausend Mark Guthaben gewesen. Am zwölften Februar, genau eine Woche vor Ullis Tod, war ein Scheck von diesem Konto abgebucht worden. Fast vierzigtausend Mark! Als ich die Zahl las, fiel mir zuerst nur das Auto ein. Ullis neuer Traum auf Rädern, der Renault Safrane mit ein paar Extras. Das war völlig ausgeschlossen. Er hatte sich kein neues Auto gekauft, das hätte er mir vorgeführt. Damit hätten wir eine Probefahrt gemacht.
    »Schnall dich an, Häschen, ich zeige dir mal, was die Kiste bringt.«
    Es mußte etwas anderes sein. Mir wurde schwindlig vom Nachdenken, von diesem Fragezeichen im Kopf. Doch dann begriff ich plötzlich. Das Geld aus dem Umschlag! Ulli mußte für die knapp vierzigtausend etwas gekauft und zumindest einen Teil davon für fünfzig wieder verkauft haben. Schwarz! Ein Geschäft auf private Rechnung, hatte er am Telefon zu Rene Link gesagt. Holland! Damit war ich wieder bei den Dosen. Aber es war egal, ich mußte mir keine Sorgen machen, daß jemand kam, um mir das Geld wieder wegzunehmen. Ich konnte es ausgeben. Die Zahnarztrechnung bezahlen, für Ulli den besten Sarg und den schönsten Grabstein aussuchen. Von allem das Teuerste nehmen, genauso wie Ulli es für sich selbst genommen hätte. Und wenn die fünfzigtausend dabei draufgingen, wen störte das? War vielleicht besser, wenn ich sie ausgab. Wenn die Lebensversicherung erst gezahlt hatte, war ich reich. Eine halbe Million! Bei Unfalltod! Ob die auch bei Mord so viel bezahlten? Oder bekam ich dann nur die Hälfte? Auch egal, immer noch genug! Sauberes Geld! Und wenn ich die Ausbildung abgeschlossen hatte, konnte ich aufhören zu arbeiten. Ich konnte reisen, ein schöner Urlaub. Ich kam mir wieder schäbig vor, so zu denken. Aber es war angenehmer, einen Strand vor Augen zu haben als ein ausgebranntes Autowrack und einen verkohlten Leichnam, dem die Finger abbrachen, als sie ihn bergen wollten. Eine grauenhafte Vorstellung, ein Körper, der zerbröckelte, wenn man ihn anfaßte. Dann lieber Sonnenschein, klares Wasser, die Malediven! Und vielleicht nicht allein?! Unvermittelt hatte ich die Fernsehwerbung für Barcadi-Rum im Kopf. Die Musik, in der immer ein bißchen Sehnsucht mitschwang, die Trommeln, die jungen Leute am Strand. Lutz Assenmacher hätte in diese Clique hineingepaßt. Wahrscheinlich konnte er eine Frau auch genauso ansehen wie die jungen Männer aus der Werbung. Einen eisgekühlten Drink in der Hand und das Feuer im Blick. Trotzdem wollte ich in seiner Gegenwart nicht weitere Unterlagen aus den Schubfächern holen. Ich bat ihn, mir zu helfen, die Platte wieder zurückzulegen, was er bereitwillig tat. Die Schrauben setzte er nicht wieder ein, das machte ich später selbst. Ich hätte mich gerne noch ein Weilchen mit ihm ins Wohnzimmer gesetzt, ihn alles Mögliche gefragt. Erzählen Sie doch mal etwas von sich. Aber er schaute auf die Uhr, stellte plötzlich fest, daß es schon wahnsinnig spät sei. Daß ich bestimmt noch andere und wichtigere Dinge zu

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