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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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getreten, stieß er auf den Fahndungschef Lars-Åke Mårtensson.
    »Kommen Sie mit.« Lars-Åke fuchtelte mit seinen riesigen Händen.
    Das meiste an diesem Schonenknaben war ausladend. Kinn und Hals glitten in weicher Linie ineinander. Und manche Kollegen verglichen ihn, wenn sie gemein sein wollten, mit einem Hängebauchschwein. Der Gürtel lag irgendwo in der üppigen Taille begraben. Heute trug er das blaue Polizeihemd und dunkle Hosen, als wollte er in seiner Funktion als Fahndungschef straffer erscheinen. Gillis Jensen trug nur selten Uniform. Eifrig fuhr sich Lars-Åke durch sein blondes, borstiges Haar, das die Assoziationen seiner Gegner noch bestärkte.
    Gegner hatte er einige. Bei so viel Ehrgeiz und Energie hatte sich Lars-Åke Mårtensson einige Feinde geschaffen. Es waren nun mal die Ehrgeizigen, die viele Neider hatten, nicht die Trägen. Gillis Jensen konnte Lars-Åke recht gut leiden, was er auch immer betonte, wenn gelästert wurde.
    »Wie heißt doch noch mal das Mädchen, das beim botanischen Garten niedergeschlagen wurde?«
    »Ja, sie heißt …«
    Irgendwas stimmt nicht, dachte Gillis Jensen. Dass ihm Namen nicht mehr sofort einfielen. Aber er weigerte sich zu glauben, dass er vergesslich wurde. Was er im Kopf hatte, saß, aber er musste manchmal etwas suchen. Diese junge Frau, Stiefvater ein Kollege aus Oskarshamn – Claes Claesson, netter Kerl –, Mutter Ärztin. Letztere hatte geknickt vor ihm gesessen und die wenigen Habseligkeiten ihrer Tochter betrachtet, die sichergestellt worden waren. Sie hieß …
    »Cecilia.«
    »Nachname?« Lars-Åkes Augen funkelten eifrig.
    »Westman, wenn ich mich recht erinnere.« Das war ihm jetzt allerdings sofort eingefallen!
    »Bravo, Jensen!«, sagte Lars-Åke und klopfte ihm so kräftig auf die Schulter, dass er husten musste.
    Gillis Jensen überlegte sich, womit er diesen Beifall verdient hatte.

    Schon wieder stand Claes Claesson auf der Schwelle von Kerstin Malm, der Direktorin des Oskarsgymnasiums. Dieses Mal hatte er sein Kommen nicht vorher angekündigt. Er wandte sich an die Sekretärin, die mitteilte, Frau Malm sei sicher gleich zurück. Es klang, als wäre sie nur mal rasch auf die Toilette gegangen. Als sie jedoch nach einer halben Stunde immer noch nicht aufgetaucht war, gab er auf, nannte der Sekretärin seine Handynummer und bat um Rückruf. Die übertriebenen Zusicherungen, Kerstin Malm werde dies sicherlich sofort tun, erweckten in ihm den Verdacht, dass ihm die Direktorin aus dem Weg ging. Aber wahrscheinlich war das nur Einbildung.
    Er fuhr zum Präsidium zurück und sah Nina Bodén auf das gegenüberliegende Ärztehaus zugehen. Sie hat also wieder angefangen zu arbeiten, dachte er. Im Übrigen wirkte sie recht mitgenommen. Vielleicht war sie ja krank? Oder hing es mit der Trauer zusammen? Oder mit der Untreue ihres Mannes? Hatte sie von seiner Affäre mit der Nachbarin erfahren?
    Es hatte sich einiges auf seinem Schreibtisch angehäuft, das erledigt werden musste.
    Janne Lundin holte ihn zur Kaffeepause ab. Peter Berg saß fröhlich auf der blauen Couch.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Claesson.
    »Wieso?«
    Berg lächelte immer noch.
    »Du siehst so fröhlich aus.«
    »Ist das irgendwie verdächtig?«
    Er lächelte immer noch breit.
    »Nein. Das ist nur etwas ungewöhnlich.«
    »Ich habe gerade den Mietvertrag für eine Wohnung mit Meerblick unterschrieben.«
    »Wo?«
    »In der Munkgatan.«
    »Gratuliere!«
    »Ziehst du um?«, fragte Louise Jasinski, die sich zu ihnen gesellt hatte.
    »Jawohl!«
    »Hat es dir in deiner alten Wohnung nicht gefallen?«
    »Doch, aber eine Einzimmerwohnung ist einfach zu klein.«
    »Wie groß ist denn die neue Wohnung?«
    Meine Güte, was Louise alles wissen will, dachte Claesson. Sie wusste genauso gut wie er, dass Peter Berg Platz für den Polizisten aus Kalmar brauchte. Sie sollte froh sein, dass er blieb und nicht in die Großstadt umzog, in der man angeblich toleranter und weniger schwulenfeindlich war.
    »Eine Dreizimmerwohnung«, antwortete Peter Berg gehorsam.
    »In einem dieser neueren Häuser, die etwas höher liegen?«
    »Genau.«
    »Toll!«
    Sie strahlte Berg an. Manchmal hält sie ein wenig gute Laune offenbar für angebracht, dachte Claesson.
    Sie saßen an einem langen Tisch im Pausenzimmer, Berg und Claesson auf dem Sofa, Lundin und Louise auf Stühlen. Lundin, der wie immer ein kariertes Hemd trug, schaukelte auf seinem Stuhl, was Louise vorläufig noch geflissentlich ignorierte. Peter

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