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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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wissen, wie es uns geht. Papa erlaubt uns nicht, sie zu treffen. Jeden Tag kommt ein Kontrollanruf. Seitdem sie sich dünngemacht hat, ist sie für uns gestorben. Wir haben eingesehen, dass es vorläufig so weitergeht. Sobald ich das Gymnasium hinter mir habe, gehe ich die Sache auf meine Weise an. Dann fahre ich sie besuchen.
    Die Situation ist ziemlich frustrierend. Aber wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt, meine Schwester und ich. Aber manchmal platzt mir einfach der Kragen. Ich will es wirklich nicht an Filippa auslassen und reiße mich zusammen, so sehr ich nur kann. Aber manchmal scheint sie geradezu darum zu betteln. Und in letzter Zeit hatte ich wirklich viel um die Ohren.

    Eines Tages erschien sie nicht in der Marina. Es war zwar ungewöhnlich kalt und windig, aber mir kam es trotzdem komisch vor. Ich hatte das Fahrrad an der gewöhnlichen Stelle abgestellt und bin sicher tausend Runden auf den Pfaden und Felsen am Wasser gegangen. Ich bin im Heidekraut herumgestiefelt, habe Kiefernzapfen gesammelt und sie verärgert an die Kiefernstämme geworfen. Ein einziger Gedanke beherrschte mich: Warum kommt sie nicht?
    Zu guter Letzt setzte ich mich über mein Versprechen hinweg, sie niemals zu Hause aufzusuchen, und fuhr mit dem Fahrrad nach Gröndal. Ich hämmerte an die Tür, aber niemand war zu Hause. Die Fenster gähnten schwarz, und das Auto war weg. In gewisser Weise erleichterte es mich, dass die ganze Familie verreist zu sein schien und nicht nur sie allein. Wenn ihre Mutter geöffnet und mir mitgeteilt hätte, sie sei bei anderen Freunden, so wäre ich wohl auf der Stelle gestorben.
    Meine Eltern sind wahnsinnig fromm, hatte sie gesagt. Es sei also keine gute Idee, dass sie mich sähen. Einmal hat sie erzählt, sie hätten ihr verboten, sich mit jemandem vorehelich fleischlich zu vereinen. Welch altmodisches Wort: »fleischlich«. Wie zwei Koteletts.
    Aber eine Heirat kommt dann doch nicht für mich infrage. Noch lange nicht.
    Am nächsten Tag kam sie nicht in die Schule. Nach einer Woche tauchte sie wieder auf und war wie ausgewechselt. Sie beachtete mich überhaupt nicht mehr.
    In der Mathestunde fiel mir dann auf, wie Bodén sie anglotzte. Mit seinen Altmänneraugen. Voll eklig. Er hielt sie geradezu fest mit seinen ernsten verschwommenen Augen und den hochgezogenen Brauen, sodass man gar nicht recht wusste, ob er jetzt böse war oder was da eigentlich lief. Ich konnte gut verstehen, dass sie es nicht wagte, seinem Blick auszuweichen und zu mir rüberzuschauen. Sie hatte einfach Angst. Und dass dieser verdammte Bodén irgendetwas mit ihr angestellt hatte, war sonnenklar. Irgendetwas, das sie erschreckt und dazu bewogen hat, sich von mir abzuwenden. Das Ganze musste ein riesiges Missverständnis sein, und ich hatte keine andere Wahl. Ich musste sie retten, zusehen, dass sie sich von Bodén losmachen und wieder sie selbst werden konnte.
    In der Pause ging ich geradewegs auf sie zu, packte sie am Arm und stellte sie zur Rede. »Lass mich los!«, sagte sie da nur wütend und riss sich los.
    Gleichzeitig schämte sie sich. Das fiel mir auf. Ihr fiel auf, dass es mir auffiel, wobei ihr unbehaglich zumute wurde. Darum musste sie mir einfach eins auswischen.
    »Ich habe jemanden getroffen, der ein wenig erwachsener ist als du«, sagte sie und kniff die Augen zusammen.
    Es war, als hätte sie mir eine brennende Fackel ins Gesicht gestoßen. Ich sah rot, und in meinem Kopf rauschte es, als ob etwas in meinem Inneren am Überkochen sei.
    Sie drehte sich um und rannte den Korridor hinunter.
    In diesem Moment fasste ich meinen Entschluss. Ich würde sie zurückholen.

Siebzehntes Kapitel
Donnerstag, 26. September
    V eronika hatte keine sonderlich anstrengenden Operationen vor sich. Ein Lipom, einen hässlichen Leistenbruch und einige Leberflecken und andere Hautveränderungen. Lunch und anschließend Sprechstunde.
    Auf dem Speisezettel standen Kartoffelklöße. Sie mussten grau und aus rohen Kartoffeln gemacht sein und eine reichliche Füllung aus Speckwürfeln und mit Nelken gewürzten Zwiebeln besitzen.
    Diese Spezialität aus der Region, die mittlerweile als Delikatesse gehandelt wurde, schmeckte ihr sehr. Sie schaffte aber nur drei – und nicht mal die ganz. Sie verspürte eine leichte, nicht nachlassen wollende Übelkeit. Magenverstimmung, dachte sie wieder. Sie hatte auf der Station ein Maloxan genommen. Das half zumindest vorübergehend.
    Sie war andauernd gestresst. Glücklicherweise setzte sich Ronny

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