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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Alexandersson an ihren Tisch. Außer Else-Britt Ek war er der Einzige, bei dem sie sich entspannen konnte.
    Ronny war ein netter Kerl, so hätte sich ihr Vater zumindest ausgedrückt. Er war außerdem ein sehr guter Arzt. Sie verband, dass sie beide aus kleinen Verhältnissen stammten und Aufsteiger waren und sich somit keine gelassene Haltung erlaubten. Während ihres Studiums war kaum etwas selbstverständlich gewesen, und das war immer noch so. Sie besaßen keine prominenten Verwandten, die sie hätten protegieren können, keine Ärzte, die sich einen Namen in der schwedischen Medizingeschichte gemacht hatten. Sie hatten auch keine Beziehungen besessen, die ihnen eine Stelle hätten beschaffen können, als die Arbeit knapp gewesen war. Die Ungezwungenheit und Selbstverständlichkeit vieler ihrer Mitstudenten, der sogenannten Ärztekinder, im Umgang mit Vorgesetzten hatten sie sich nie angeeignet. Ihr Erfolg war hart erkämpft, falls man nun von Erfolg und nicht nur von gewöhnlicher Plackerei sprechen konnte. Sowohl Ronny Alexandersson als auch Veronika waren sehr strebsam gewesen. Fast vorbildlich und sehr loyal. Vielleicht auch etwas langweilig in ihrem Bemühen, es allen recht zu machen. Darüber machten sie Witze und stellten dann fest, dass sie sich etwas anderes auch gar nicht hätten leisten können.
    Als sie am Montag wieder zur Arbeit gegangen war, war sie, wie sie zu ihrer Schande gestehen musste, freudig überrascht gewesen. Ihre Kollegen waren nett gewesen und hatten versprochen, sie nach besten Kräften zu unterstützen. Niemand hatte so getan, als sei nichts gewesen. Alle hatten wissen wollen, wie es Cecilia ging.
    Wie wenig man dann doch weiß, dachte sie, denn so viel Verständnis hatte sie nicht erwartet.
    Am Wochenende wollte sie nach Lund fahren, dieses Mal zusammen mit Claes und Klara. Sie wollten das Auto mit Möbeln und Sachen für Cecilias Wohnung vollpacken. Das Bett, das sie bestellt hatte, würde Montagvormittag geliefert werden. Diesen Tag hatten sich Claes und sie frei genommen. Am Nachmittag wollten sie die dreißig Kilometer nach Orup zu einer Besprechung für die Angehörigen fahren. Cecilia war bereits dort.
    Sie hatten also alle Hände voll zu tun, was sie davon abhielt, gänzlich in einem Gefühl der Ohnmacht zu versinken.
    Ein Augenblick nach dem anderen.
    »Wie geht es dir mit der Arbeit?«
    Ronny aß bereits seinen fünften Kartoffelkloß. Er war mager wie ein Windhund, und sie fragte sich, wo er das ganze Essen nur ließ. Das Leben war ungerecht.
    »Es ist richtig angenehm, auf andere Gedanken zu kommen. Aber so ganz auf der Höhe bin ich vermutlich nicht.«
    Sein Blick deutete an, dass er diesen Eindruck hatte.
    »Darf ich mich dazusetzen?«
    Ein Tablett schwebte direkt hinter ihr über ihrem Kopf.
    »Klar!«
    Sie rückte den freien Stuhl neben sich ein Stück zurück. Der Fremde setzte sich. Er nickte Ronny zu.
    »Du bist also wieder da«, meinte dieser.
    »Ich habe heute Nacht Bereitschaft, bleibe dann übers Wochenende und noch bis Anfang nächster Woche.«
    Veronika erkannte den Mann wieder, der aus der Gegend stammen musste. Sein singendes Småländisch klang schon fast komisch. Sie hielt ihm ihre Hand hin und stellte sich vor.
    »Pierre Elgh«, erwiderte er.
    Sie merkte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg, nicht aus Verlegenheit, sondern vor Aufregung.
    »Wo arbeiten Sie sonst?«
    »In Lund.«
    »Aber Sie springen manchmal hier ein?«
    »Tja, wenn es sich so ergibt. Ich habe recht viele Überstunden in Lund abzufeiern. Und euch fehlt es ja an Anästhesisten.«
    Sie hatte ihn schon früher auf dem Gang des OP-Trakts gesehen, aber bei ihr im OP war er nie für die Narkose zuständig gewesen. Sie hatte ihn auch in der Kantine in Lund gesehen.
    Plötzlich stockte die Unterhaltung. Sie konnte sich einfach nicht mehr verstellen und weiterplaudern. Ronny hatte offenbar gehofft, dass sie etwas sagen würde, denn er schwieg.
    Trotzdem war sie neugierig. Sie hätte gerne gewusst, ob er auch auf der Neurochirurgie als Anästhesist arbeitete. Sie wollte ihn nicht belästigen, aber alles, was mit Cecilias Schicksal zu tun hatte, zog sie an, und sie konnte es schließlich nicht sein lassen.
    »Nein, dort teilt man mich nur selten ein«, antwortete er.

    Sie hatte die Nachmittagssprechstunde abgekürzt, um Klara kurz nach drei abholen zu können. Gemächlich fuhr sie auf ihrem Dreigangrad zum Kindergarten. Früher hatte sie sieben Gänge gehabt, aber nicht alle verwendet.
    Andere

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