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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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erzählt, das Hohelied der Liebe gesungen, sich über Religion ausgelassen und darüber, dass Frauen und Männer füreinander geschaffen seien und wie sich das zeige. Hat etwas von Träumen und Zukunft und von Gott weiß was erzählt. Und dann beteuert er, sie sei die schönste Frau der Welt, während er sie fickt. Keine sei wie sie. Keine einzige auf dieser ganzen großen verdammten Erde. Seine Frau schon mal gar nicht. Sie existiert irgendwie schon gar nicht mehr. Sie ist weggedacht.
    Es sickert durch die Tür, das Küssen und die Worte. Dringt zu mir durch, obwohl das Herz so fest in meiner Brust schlägt, dass es diese fast zerreißt.
    Voller Abscheu schleiche ich mich davon.

    Eines Tages schicke ich einen anonymen Brief. Ich kann mich nicht beherrschen. Dann warte ich auf die Wirkung. Der Typ verzieht in den Stunden keine Miene. Er ist wie immer, selbstbewusst und wichtigtuerisch. Die Zeit vergeht, und es gibt weitere Briefe.
    Eines Tages sagt der Typ zu mir, ich solle nach der Stunde noch bleiben. Das Klassenzimmer leert sich.
    »Dir ist doch wohl klar, dass es eine Straftat ist, anonyme Drohbriefe zu verschicken?«
    Seine Augen brennen. Seine Kiefermuskeln bewegen sich.
    »Wie bitte?«, erwidere ich und schaue trotzig auf einen Punkt zwischen Bodéns Augen, auf die Nasenwurzel. Diesen Trick habe ich gelernt, um Papa in die Augen sehen zu können. Bemerke, dass sich die Adern wie Regenwürmer unter der Haut von Bodéns Gesicht abzeichnen. Sehr viele, das ganze Gesicht ist voll davon. Besonders jetzt, wo er mir droht.
    »Tu nicht so«, sagt der Alte. »Ich weiß es genau.«
    Das Schwarz seiner Augen. Wie Steinkohle. Es durchbohrt mich, hart und sicher. Brust raus, Hals und Rücken gerade. Die Hand in der einen Jackentasche klappert mit einem Schlüsselbund.
    Ein Standbild, genauso unerschütterlich wie ein Findling.
    Ich werde nervös, obwohl es mir schwerfällt, das zuzugeben. Wie will er wissen, dass ich es war? Ich warte auf eine Fortsetzung, aber es kommt keine. Der Findlingsblock schweigt. Das Schweigen droht mich zu ersticken. Die Steinkohlenaugen funkeln.
    Plötzlich begreife ich. Ich weiß, woher der Typ das alles hat. Diese Erniedrigung ist schlimmer als alles andere.
    Melinda! Sonst kann mich niemand verraten haben. Sonst weiß niemand davon.
    »Ich kann Sie anzeigen«, sage ich zu dem Typen.
    Der Hass bricht aus mir hervor. Angst, Wut, Eifersucht und Erniedrigung. Der ganze Hass der Welt.
    Ich sehe den Typen an, und er schaut träge zu mir herab.
    »Das sind meine Briefe«, sagt er. »Ich mache mit ihnen, was ich will. Vielleicht verbrenne ich sie ja. Was weiß ich.«
    Er lächelt höhnisch.
    »Es ist verboten, mit Schülerinnen …«, stammle ich trotzig und spüre, dass meine Knie weich werden.
    »Du hast doch gar keine Beweise.«
    Ich hatte eine Chance, dieses widerliche Schwein dranzukriegen. Aber sie hat sich in Luft aufgelöst. Unschlüssig suche ich nach weiteren Angriffspunkten, aber sie ergeben sich nicht. Mein Kopf ist genauso leer wie ein Fußballplatz ohne Spieler.
    »Du kannst jetzt gehen.«
    Das sind die letzten Worte des Ekels. Für dieses Mal.
    Und ich gehe.

    Nach diesem Tag entgleitet mir alles. Nichts spielt eine Rolle mehr. Wie ein Toter, der über Bord gespült worden ist und der vom Meeresboden nicht mehr hochkommt. So fühle ich mich.
    Meine Noten werden schlechter. Anfänglich ist es eine Erleichterung nachzugeben. Es einfach laufen zu lassen.
    Aber es gab dann doch keinen Grund, mir so viel schlechtere Noten zu geben. Ich starre auf die Noten, die sich plötzlich verändert haben. Auch Johansson gibt mir schlechtere Noten, obwohl ich mit ihm nicht verfeindet bin. Mir wird klar, dass sie Spaß daran haben, ungerecht zu sein. Egal, was ich mache, ob ich in allen Klassenarbeiten die beste Note habe, und das ist leider nicht der Fall, so kriegen sie mich doch dran. Bodén will mein Leben zerstören, und Johansson, diese Memme, zieht nach. Bodén hasst mich und will meine Zukunft zerstören. Wie gelähmt stelle ich das fest. Ich bin vollkommen machtlos, denke ich. Es ist die Hölle.
    Der Typ ist mir die ganze Zeit ein Dorn im Auge.
    Aber ich bin kein Dummkopf. Ich weiß, dass ich schlau bin. Und ich werde es ihnen zeigen! Sowohl dem blöden Typen als auch Melinda. Noch nicht. Später. Ich werde mich rächen, wenn ich mein Leben selbst in der Hand habe. Aus mir wird etwas werden. Dann kann ich entscheiden. Ich werde Macht über Leben und Tod haben. Ich werde Arzt. Wie Papa. Und wie

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