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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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verwandelt hatte. Aber das war riskant. Aufzufallen, weckte die Neugier der anderen, und Lund war eine kleine Stadt.
    Aber Cecilia hatte weder Geheimnisse, noch gab sie an. Sie hatte kurz erwähnt, dass sie den tapferen Versuch unternehme, sich an den Neuen ihrer Mutter zu gewöhnen. Ihr Vater und zwei Halbbrüder lebten in Stockholm. Und dann hatte sie noch das neue Schwesterchen Klara. Freund war keiner im Bild. Ester ahnte eine alte, üble Geschichte, von der Cecilia nicht erzählen wollte. Dass sie seit langem mit Karl befreundet war, war bekannt, aber der war mit Ylva zusammen.
    Sonst hätte man glauben können, da sei etwas.
    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Es war Zeit für die Übergabe. Die große Übersichtstafel war vollgeschrieben. Oben standen die Initialen der Patientinnen und der Zeitpunkt, wann das Fruchtwasser abgegangen war und die Wehen eingesetzt hatten. Die Hälfte von ihnen hatte bereits entbunden und wartete darauf, ins Patientenhotel oder auf die Station entlassen zu werden, um neuen Gebärenden Platz zu machen. Falls welche kamen. Das erfolgte immer in Wellen. Einmal hatte man alle Hände voll zu tun, dann war es wieder ganz still.
    Die Nachtschicht wollte nach Hause. Die Müdigkeit stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Am großen runden Tisch in der Mitte des Schwesternzimmers war die Anspannung sehr groß. Man steckte die Köpfe zusammen und übergab seine Patienten. Laut Dienstplan sollte sie mit Lotten zusammenarbeiten, einer der neueren Schwestern. Da sie selbst noch nicht so viel Erfahrung hatte, waren ihr ältere und erfahrenere Schwestern lieber. Lotten war allerdings sehr fix und kritisierte sie nur selten ohne guten Grund. Sie gehörte eher zu den Leuten, die diskutierten.
    Ester hatte gerade erst eine der ersten Herausforderungen absolviert, die das Berufsleben bereithielt: Die Konfrontation mit der überall spürbaren Hackordnung. So seien die Menschen nun einmal veranlagt, hatte ihre Mutter gesagt. Manchmal sei die Hierarchie ja ganz praktisch, aber meist diene sie nur dazu, Menschen zu unterdrücken. Und vieles andere auch. Das Lachen und die Freude.
    Lotten und sie übernahmen zwei Entbundene und eine noch nicht Entbundene.
    »Recht zäher Verlauf«, meinte die Hebamme bei der Übergabe. »Mal sehen, ob es dir gelingt, sie vaginal zu entbinden.«
    Freundschaftlich stieß sie Ester in die Seite.
    »Es geht nur langsam voran, schwache Wehen und heikel mit dem Wehentropf. Wir wollen die Gebärmutter schließlich nur mäßig antreiben, damit die alte Kaiserschnittnarbe nicht platzt.«
    »Klar.«
    »Sie ist wirklich vollkommen erschöpft. Das ist jetzt ihre zweite Nacht. Sie will einfach nur, dass es ein Ende nimmt.«
    Ester nickte.
    »Sie verlangt nach einem Kaiserschnitt und zwar sofort, aber es ist mir gelungen, sie dazu zu überreden, abzuwarten, bis du kommst. Ich dachte, dass du dir vielleicht etwas mehr Zeit nehmen kannst. Ich habe sie leider etwas vernachlässigt, es war wahnsinnig viel los, und ich hatte bei den anderen zu tun.«
    Sie gähnte so herzhaft, dass ihre Amalgamfüllungen zu sehen waren.
    »Der Muttermund ist fünf Zentimeter geöffnet. Es geht immerhin vorwärts.«
    Esters Wangen glühten. Die Arbeit packte sie, brachte sie wieder auf die Beine. Diese Aufgaben waren so greifbar, so deutlich.
    Der Nachgeschmack des nächtlichen Streits war verschwunden. Lotten und sie kamen mit frischen Kräften, um der Gebärenden beizustehen. Frühstück und eine Epiduralanästhesie, dann konnten sie sie vielleicht aus dem Bett kriegen und ihren Körper und nicht zuletzt ihre Gebärmutter wieder in Gang bekommen.
    Ester strich das Wehenprotokoll vor sich glatt, um sich zu sammeln. Wieder einmal wurde ihr mit aller Deutlichkeit bewusst, dass sie den richtigen Beruf ergriffen hatte.
    »Das wird eine harte Nuss«, entfuhr es Lotten.
    »Ja«, erwiderte Ester und erhob sich stolz mit der Bürde ihrer Aufgabe auf ihren schmalen Schultern. »Lass uns reingehen, und sehen, ob wir sie nicht aufbauen können.«
    »Andernfalls musst du mit dem Arzt absprechen, wie lange wir noch so weitermachen sollen«, meinte die Hebamme, deren Schicht zu Ende war, um noch einmal ihre Meinung zu sagen, ehe sie auf klappernden weißen Holzpantinen den Korridor hinuntereilte.
    Ester schaute auf die Uhr. Halb acht. Sie nahm die Krankenakte und ging Richtung Entbindungsraum. Leise öffnete sie die Tür und trat lautlos auf die schlummernde Frau und ihren erschöpften Mann zu. Stickig und dunkel. Nur

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