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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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aussehend und wirkte recht nett, aber sie fand trotzdem nicht, dass er ihr leidtun musste.
    »Sofort!«, fügte sie noch scharf hinzu und ging in den Entbindungsraum zurück. Sie rechnete damit, dass er hinterherkommen würde.
    Aber niemand kam.
    Ester verzog keine Miene. Sie beruhigte den Vater. Redete der Mutter gut zu. Lobte sie.
    »Und jetzt machen Sie den Mund zu, damit die Luft beim Pressen nicht entweicht, und richten Ihre ganze Kraft nach unten.«
    Die Frau verzerrte das Gesicht und presste. Ihre Adern schwollen an, und ihr Gesicht wurde hochrot. Sie krümmte sich. Ihr Mann hielt ihr den Kopf.
    Die Kurve des CTG wirkte weiterhin besorgniserregend. Möglicherweise waren die Schwankungen noch bedrohlicher. Ester versuchte, ihre Panik zu unterdrücken. Vor Angst drehte es ihr den Magen um. Sie fürchtete die große Katastrophe. Das, was nie geschehen durfte. Das tote Kind. Das behinderte Kind. Und dann die Schuldgefühle.
    Sie wollte das Kind raushaben. Jetzt, sofort.
    Wechselte erneut einen Blick mit Lotten. Zog die Brauen hoch. Lotten nickte und eilte wieder nach draußen.
    Wo ist der Typ hin?, fragte sie sich wütend. Hätte er nicht jemand anders holen können, wenn er selbst nicht den Schneid hatte, zu ihnen reinzugehen?
    Eine der Hebammen saß am Schreibtisch im Schwesternzimmer. Kein Arzt weit und breit.
    »Wir brauchen da drin Hilfe.«
    Lottens zierliche Gestalt war ungeduldig, auf dem Sprung. Sofort griff die Hebamme zum Telefon und wählte die Nummer des Diensthabenden.
    »Doch wohl nicht der Neue?«, fragte Lotten.
    »Wirklich nicht! Wir müssen jemanden nehmen, der sich auskennt«, entgegnete die Hebamme mit Nachdruck.
    Lotta eilte davon, holte für alle Fälle eine Saugglocke und eine Geburtszange und ging dann wieder in den Entbindungsraum. Sie bereitete alles für die Entbindung vor. Klammern, Nabelbinde, eine Schere und eine rostfreie Schale für die Plazenta. Dann legte sie Betäubungsmittel, Nadeln und Faden und eine Spritze in Bereitschaft. Sie öffnete die sterile Verpackung der Saugglocke noch nicht.
    Sekunden vergingen. Die Zeit kroch dahin und schien stillzustehen wie die Ewigkeit, während vom CTG leise die langsamen Herztöne des Kindes zu hören waren, gelegentlich mit Pausen, dann wieder beschleunigt. Ester stand mit ihren Holzschuhen wie ein Fels da. Lotten neben ihr, bereit, ihr jeden Wunsch vom Gesicht abzulesen. Bald war es überstanden.
    Da öffnete sich die Tür, und kühlere Luft drang herein. Doktor Åkesson lächelte sie an. Ester wurde zuversichtlicher, ihre Bedenken nahmen ab. Sie reichte die Verantwortung wie einen Staffelstab an den Arzt weiter. Sie hatte plötzlich wieder mehr Kraft. Åkesson hängte seinen Ärztekittel auf und griff sich ein paar Latexhandschuhe. Dann drehte er sich um, um etwas zu der Person hinter ihm zu sagen. Im Halbdunkel war Gustav Stjärne zu erkennen.
    »Sie können mit mir die Glocke ansetzen. Sie haben das ja jetzt schon ein paar Mal gemacht«, wies Åkesson ihn an.
    Spannung lag in der Luft. Gleich würde das Wunder geschehen.
    »Ich muss hier raus«, keuchte Gustav Stjärne. »Ich muss auf die Toilette.«
    Åkesson zuckte mit den Achseln und ließ ihn gehen. Die Tür schloss sich. Åkesson zog die Handschuhe an und bedeutete Lotten mit einem Kopfnicken, die Verpackung der Saugglocke zu öffnen.
    »Jetzt ist es bald vorbei«, sagte er beruhigend über die Mutter gebeugt. »Ich setze eine Glocke auf den Kopf des Kindes, und bei der nächsten Wehe versuchen wir es gemeinsam.«
    Die Mutter wimmerte. Sie hatte Schmerzen. Er setzte die Glocke an, sorgte für ein Vakuum und wartete. Ester war bereit. Die Mutter lag mit geschlossenen Augen ruhig da. Alle im Kreißsaal standen angespannt in Bereitschaft.
    Als sich die Tür öffnete und Gustav Stjärne wieder erschien, setzten endlich die Wehen ein. Zwischen den Presswehen schrie die Frau.
    »Still, machen Sie den Mund zu und pressen Sie!«, ermahnte sie Åkesson, während er kräftig nach unten zog. Dann machte er, als der Kopf teilweise zum Vorschein gekommen war, eine kreisende Bewegung nach oben. Das war Schwerstarbeit. Mit einem geübten Griff drückte Ester der Mutter auf den Bauch. Der Kopf wurde größer und war plötzlich draußen. Der Arzt entfernte die Glocke, aber die Wehen waren schwach, und es war schwer, den Körper des Kindes ebenfalls herauszuziehen.
    Endlich hing das Kind grau und bleich und still in ihren Händen. Åkesson bat Lotten, den Kinderarzt zu rufen, während Ester der

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