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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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dafür, denn Veronika war trotz allem bald sechsundvierzig. So bot sich nun die Gelegenheit, mit anzusehen, wie die Arbeit mit den Kleinen im Humlan fortschritt.
    Alle diese kleinen Menschen, dachte er. Eines Tages würden sie Kommunalpolitiker, Straßenfeger, IT-Gurus, Krankenschwestern oder Diakonissen sein. Aber auch Prostituierte, Diebe, Mörder und Vergewaltiger.
    Jetzt hütete Maria die kleine Klara. Sie wollten auf den Spielplatz im Stadtpark. Vielleicht würden sie sich auch noch die Tiere ansehen. Die beiden verstanden sich gut, er konnte sich also entspannen. Es gab Leute, die besser mit Kindern umgehen konnten als andere. Es gab vermutlich nur wenige, die Kinder regelrecht verabscheuten, aber seit sie Klara hatten, war ihm aufgefallen, dass es Menschen gab, die im Umgang mit Kindern ein natürliches Talent besaßen. Angeboren. Wie Maria.

    Auf dem Gang stieß er auf Janne Lundin, der beim Kaffeetrinken nicht dabei gewesen war. Das Kaffeetrinken war ihm etwas dadurch verleidet worden, dass sich Louise Jasinski recht abweisend verhalten hatte. Als freue sie sich nicht unbedingt, dass er zurückkam. Würde es einen Machtkampf geben? An sich bereitete ihm das keine Sorgen. Schließlich war er sich seiner Fähigkeiten bewusst.
    »Nett, dass du wieder da bist«, meinte Lundin.
    »Ich habe etwas Freigang. Die Maria von deinem Lasse passt auf Klara auf.«
    Lundin nickte. Gleichzeitig schien ihm unbehaglich zumute zu sein.
    »Ja, also«, meinte er und schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte. »Die Sache mit Cecilia ist wirklich Pech!«
    Claesson nickte.
    »Wie sieht es aus?«
    »Etwas unsicher.«
    »Ach.«
    »Aber Veronika meint, die Prognose sei gut.«
    »Na dann, das ist gut!«
    Lundin trug wie immer ein kurzärmeliges, kariertes Hemd. Die Haut auf seiner Nase schälte sich ab. Er stand vornübergebeugt da und sah schräg auf Claesson herab. Lundin hatte einmal erwähnt, dass er nur äußerst selten die Gelegenheit habe, jemandem gerade in die Augen zu sehen. Und wenn es doch einmal vorkäme, so habe er immer das Gefühl, einem Riesen gegenüberzustehen.
    »Es wird natürlich lange dauern, bis sie wiederhergestellt ist«, meinte Claesson.
    »Weiß man eigentlich, was genau passiert ist?«
    »Nein. Wahrscheinlich das Übliche. Unprovozierte Gewalt in einer unruhigen Samstagnacht, wenn alle zu viel getrunken haben.«
    »Du sagst es. Nimmt einen ganz schön mit, wenn es die eigenen Leute erwischt.«
    Wieder ein schweigendes Nicken.
    Lundin musste im Gegensatz zu allen anderen Kollegen nicht zu der neulich erfolgten Änderung des Familienstandes gratulieren, denn er war mit seiner Frau Mona auf der Hochzeit gewesen. Die Kollegen hatten im Übrigen für eine schöne Glasschale von Orrefors zusammengelegt.
    Nun aber befanden sich seine Kollegen in einer heiklen Lage: Sie mussten ihm gleichzeitig gratulieren und ihr Mitgefühl aussprechen.

    Inspektor Lennie Ludvigsson saß auf seinem Hintern, der immer dicker wurde. Mit dem Zeigefinger scrollte er auf der schnurlosen Maus. Daten und Bilder flimmerten auf dem Monitor vorbei.
    Ludvigsson hatte ihren Polizeichef Olle Gottfridsson, der allgemein nur Gotte genannt wurde, an Berühmtheit übertroffen und nicht weniger als zwei Kochwettbewerbe gewonnen. Gotte hingegen konnte nur auf einen ersten Preis im Pfefferkuchenhauswettbewerb der Zeitschrift Alles übers Essen zurückblicken, der überdies schon viele Jahre zurücklag. Ludvigsson hatte seine Preise allerdings zusammen mit seiner Frau errungen, und es bestand der begründete Verdacht, dass sie für die Kreativität verantwortlich gewesen war. Aber trotzdem: Ludvigsson war am Kochtopf nicht zu schlagen.
    Claesson hatte in Erfahrung gebracht, dass Ludvigsson neuerdings beim Dezernat für allgemeine Kriminalität tätig war und somit möglicherweise für den Småländer zuständig war, der in Schonen verschwunden war. Sofern seine Frau nicht log, war dieser Lehrer Jan Bodén gut gelaunt und bei klarem Verstand in Oskarshamn in den Bus nach Växjö gestiegen und hatte dann den Zug nach Lund genommen, um sich in der dortigen Uniklinik einer Untersuchung zu unterziehen. Dort, genauer gesagt in der HNO-Klinik, verlor sich seine Spur.
    »Du bist also hier gelandet«, begann Claesson.
    Ludvigsson drehte sich in seinem Bürostuhl um. Das frisch geschorene rote Nackenhaar stand borstig über dem Fettwulst oberhalb seines Hemdkragens ab.
    »Allerdings!«, meinte Ludvigsson und betrachtete Claesson, der in der Tür stehen

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