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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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geblieben war, mit zusammengekniffenen Augen.
    »Und, gefällt es dir?«
    »Aber klar!«
    In den blauen Augen mit den farblosen Wimpern stand die Frage geschrieben: Und was willst du? Aber Ludvigsson würde nichts sagen, sondern brav abwarten, bis Claesson zur Sache kam. Die Hierarchie saß ihm in den Knochen.
    »Hat sich eine gewisse Nina Bodén wegen ihres Mannes bei dir gemeldet?«
    »Hm …«
    Ludvigssons Wangen röteten sich. Er wühlte in seinen Papieren auf dem Schreibtisch.
    »Richtig«, sagte er mit hochrotem Kopf und hielt ein Formular hoch. »Ist bereits erfasst«, fuhr er fort, wie um seine Beflissenheit zu unterstreichen, und deutete auf den Computer.
    »Gut«, meinte Claesson.
    Ludvigsson wirkte immer noch verlegen. Was steckte dahinter?
    »Ich meine nur, dass es gut ist, dass wir es nicht versäumt haben, uns um diesen Zeitgenossen zu kümmern.«
    Claesson hätte ob seiner hochtrabenden Formulierung fast selbst gelächelt. Ludvigsson starrte ihn nur an.
    »Ist mit ihm irgendwas Besonderes?«
    »Nein.«
    »Er ist nicht irgendein Promi oder so?«
    Claesson schüttelte den Kopf, spannte Ludvigsson aber weiterhin auf die Folter. Irgendwie tat es ihm gut. Wahrscheinlich war er in letzter Zeit einfach unterfordert gewesen. Und Louise Jasinskis Miene hatte ihn auch nicht gerade aufgemuntert.
    »Es ist nur so, dass seine Frau ein paar Mal bei mir angerufen hat«, sagte er schließlich.
    »Ach?« Jetzt wurde Ludde richtig nervös und umklammerte die Maus mit seinen kurzen Fingern noch fester, als würde sein Unbehagen verschwinden, wenn er sofort damit begann, auf dem Monitor nach etwas zu suchen, egal nach was.
    »Ich habe vor, Nina Bodén mitzuteilen, dass sich die Sache mit ihrem Mann in besonders guten Händen befindet.«
    Daraufhin verließ Claesson Ludvigsson, dessen Gesicht inzwischen dieselbe Farbe angenommen hatte wie sein knallrotes Haar.

    Ester Wilhelmsson hatte sich sterile Handschuhe übergezogen und stand nun über das Bett gebeugt. Der säuerliche Geruch klaren Fruchtwassers schlug ihr entgegen. Konzentriert betrachtete sie das dunkle Kopfhaar, das auftauchte und sofort wieder verschwand, wenn die Wehen nachließen. Der Infrarotstrahler über dem Wickeltisch war eingeschaltet und machte es noch stickiger im Entbindungsraum. Ihr lief der Schweiß aus den Achselhöhlen, obwohl ihr Kittel sehr weit war. Einige Haare kitzelten störend an der Stirn. Sie versuchte sie wegzupusten.
    Die Herztöne des Kindes auf dem Streifen des CTG beunruhigten Ester. Es ging langsam, zu langsam. Als kämpften sie gegen einen allzu großen Widerstand an. Sie wurde ungeduldig. Sie war zu unerfahren, um das Wagnis einzugehen, gelassen zu bleiben. Sie wollte das Ganze nur hinter sich bringen. Zusehen, wie der dunkelhaarige Kopf des Kindes aus dem Schoß herauswuchs, bis der breiteste Kopfumfang überwunden war. Sie wollte den Kopf einen Augenblick in der Vulva belassen, ihn mit der Hand festhalten, die Mutter auffordern, nicht weiterzudrücken, und geduldig und andächtig und nervös schweigend auf die nächste Wehe warten. Dann würde alles ganz schnell gehen, der Kopf würde fast von selbst kommen, und danach waren nur wenige, oft geübte Handgriffe nötig, um die Schultern zu entbinden. Erst nach unten drücken, dann nach oben, und der Körper glitt heraus. Zappelte. Und dann kam endlich der gesegnete Schrei.
    Bis dahin würde es aber noch dauern. Am Vortag hatte sie eine Frau entbunden, die vorher schon mit Kaiserschnitt geboren hatte. Fast hätte sie aufgegeben, aber dann war es doch noch in Gang gekommen. Ihr Körper hatte gebären wollen, die regelmäßigen Wehen waren von selbst gekommen, kräftig und wirkungsvoll. Die Stunden waren vergangen, aber nicht mit sinnlosen Schmerzen. Es war vorwärtsgegangen. Fortschritt. Die große Anstrengung hatte Früchte getragen. Das Kind an der Brust. Endlich! Und dann diese unbeschreibliche Zufriedenheit. Die Ruhe und anschließend das Glück.
    Aber jetzt schien alles stillzustehen. Stillstand. Die kurzen Wehen kamen in rascher Folge. Die Mutter war vollkommen am Ende. Ester wagte nicht zu warten, beugte sich zu Lotten herüber und bat sie flüsternd, Hilfe zu holen. Vielleicht ließ sich der Verlauf ja mit einer Saugglocke beschleunigen.
    Lotten trat auf den kühleren Korridor. Sie sah den neuen Arzt sofort. Er stand, die Hände in den Kitteltaschen, im Schwesternzimmer. Sonst war niemand da.
    »Wir brauchen Hilfe«, sagte sie kurz.
    Er sah sie entsetzt an. Er war gut

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