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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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zum Bett und wiegte auf den Fußsohlen hin und her, als wollte sie Anlauf nehmen. Sie war in der Kleiderkammer gewesen, um nach der schwarzen Nylontasche zu suchen.
    Aber sie hatte die Kleider nicht angerührt.

Zwölftes Kapitel
Montag, 16. September
    E rst jetzt fing es richtig wieder an.
    »Kriminalkommissar Claes Claesson« stand schwarz auf weiß an seiner Tür. Es war zwar nur ein auswechselbares Plastikschild und auch nicht neu, aber ihm kam es vor, als sähe er es zum ersten Mal.
    Das ist mein Büro, dachte er, hängte seine Jacke an den Haken an der Tür und krempelte zufrieden seine Ärmel hoch. Sein Platz in der Welt der Berufstätigen. Ein schönes Zimmer mit Fenstern schräg nach Westen. Im Hinblick auf die vielen Stunden, die er an seinem Arbeitsplatz verbrachte, hatte das einiges zu bedeuten.
    Jetzt wurde es ernst. Die leichte Verdrossenheit der vergangenen Woche war an diesem Morgen rasch besserer Laune gewichen. Mit aufrechter Haltung hatte er auf seinem Fahrrad gesessen und war auf dem Fahrradweg ins Stadtzentrum gefahren.
    Heute würde er von Anfang an dabei sein und nicht erst eintrudeln, wenn alle schon seit Stunden in Aktion waren. Veronika würde Klara im Humlan abgeben und erst am Nachmittag nach Lund zurückfahren.
    Louise Jasinski warf ihm einen Blick zu, während sie zum Konferenzraum gingen.
    »Nett, dass du wieder da bist«, sagte sie und lächelte beinahe.
    Verblüfft hätte er fast erwidert: »Meinst du das wirklich?«, oder etwas in dieser Art, entgegnete dann aber nur, dass es ihn wirklich sehr freue, zurück zu sein. Er lächelte, so breit er konnte. Im Stillen fragte er sich, was sie eigentlich im Schilde führte. Schließlich war er schon eine ganze Woche lang wieder zurück, obwohl er erst heute bereits morgens eingetroffen war. Außerdem hatte sie sich bisher sehr distanziert verhalten. Hatte sie das vergessen?
    Die Lagebesprechung begann. Das Wochenende war wie immer verlaufen. Besäufnisse, Streitigkeiten, Schlägereien, Einbrüche und Verkehrsdelikte. Außerdem ein Wohnungsbrand. Der Wohnungsinhaber habe wohl im Bett geraucht, vermutete Jesper Gren, der hingefahren war. Claesson stellte zufrieden fest, dass alles wie immer wirkte. Als wäre er keinen einzigen Tag fort gewesen.
    Der Einzige, der sich außer Louise verändert hatte, war Peter Berg. Er war immer unauffällig gewesen und hatte harmlos gewirkt. War in der Menge nicht aufgefallen, wovon er beruflich durchaus profitiert hatte. Er war immer beliebt gewesen. Er sah freundlich aus, etwas grün hinter den Ohren. Wahrscheinlich erweckte er bei gewissen Frauen auch Mutterinstinkte. Ein Junge, der der eigene Sohn hätte sein können und um den man sich deswegen kümmern musste. Jetzt war, hieß es gerüchteweise, genau das passiert. Jemand hatte sich Berg unter den Nagel gerissen. Und wenn Lundin nicht vollkommen falsch unterrichtet gewesen war, handelte es sich dabei um jemanden von der Polizei in Kalmar. Er hieß Nicko, und sein Nachname ließ sich nicht buchstabieren. Er hat gleich doppelte Probleme, dachte Claesson, schwul und Ausländer.

    Kurz vor drei rief Gillis Jensen aus Lund an. Claessons Gedanken strebten in zwei Richtungen, als er die schonische Stimme hörte. Ging es um die Misshandlung von Cecilia oder um den Tod von Jan Bodén? Es ging um Letzteres.
    Christina Löfgren rannte die Treppe der Frauenklinik hinauf. Ihr offener Mantel bauschte sich hinter ihr wie ein Segel. Sie musste in den dritten Stock. Nahm immer die Treppe, nie den Fahrstuhl, höchstens in einer dunklen Nacht, aber dann auch nur, wenn sie aufwärts musste.
    Es war Essenszeit. Sie hielt die Schlüssel des Klinikwagens in der Hand. Auf dem Gang vor dem Kaffeezimmer stand Gustav Stjärne auf dem grauen Linoleumfußboden und wartete auf sie. Das Licht der Leuchtstoffröhren spiegelte sich im Fußboden und glänzte auch in seinem blonden Haar, das über den Ohren etwas zu lang war.
    »Sie melden sich doch, falls etwas sein sollte«, sagte sie rasch und überreichte ihm die Autoschlüssel.
    Aber sie wusste, dass das nicht der Fall sein würde. Und das war ein Problem. Es erforderte Mut und Reife, um sich zu seinen Schwächen zu bekennen. Beides besaß er ihrer Einschätzung nach nicht.
    Egal, welche der sechzehn der Klinik angeschlossenen Mütterzentralen er aufsuchte, es würde geradezu fatal verlaufen. Jedenfalls ihrer Meinung nach. Aber diese Ansicht teilten offenbar nicht alle ihre Kollegen. Sein Arbeitseinsatz würde sehr mäßig ausfallen,

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