Verdacht auf Mord
koste und liebte und war zärtlich und mild wie Honig. Sie war das liebreizendste Geschöpf, das ihm je begegnet war.
Morgens gab es dann Champagner und das volle Programm. Dann kroch er wieder in ihr Bett. Genau wie eben. Genau wie früher schon.
Sie wuchs in ihrem Glück, hatte auf einmal wieder die Kraft, auf dem alten Gleisbett bis zum Golfplatz zu joggen, ohne zu ermüden. Abends gab es immer neue leckere Sachen. Sie schnitt neue Rezepte aus der Zeitung aus und stand dann in der Küche am Gangende und bereitete mit immer größerem Verlangen ein Liebesmahl zu.
Eines Abends ging sie zu seinem Zimmer am anderen Ende des Gangs. Wollte zu ihm ins Bett kriechen. Aber es war bereits besetzt.
Am Tag darauf lief das Fass dann über. Nicht sie verlor die Nerven, sondern er. Er riss ihre Tür auf, stürmte in ihr Zimmer und schrie mit blutunterlaufenen Augen, dass sie verdammt noch mal erst anklopfen müsse! Für wen sie sich eigentlich halte? Sie solle jetzt endlich mal begreifen, dass er nicht ihr Leibeigener sei.
Sie war sprachlos und hatte vielleicht auch etwas Angst. Aber sie musste sich für ihre Erniedrigung rächen. Es brodelte in ihr, und sie schrie ihn an.
Er hielt sich auf sicherem Abstand und sah sie herablassend an, ging aber nicht.
Ihr Hass wurde immer größer. Zum ersten Mal in ihrem Leben spuckte sie jemandem ins Gesicht.
Da knallte es.
Er hatte ihr eine so schallende Ohrfeige versetzt, dass sie erst meinte, taub geworden zu sein. Dann riss er ihr den Pullover vom Leib. Riss ihn in Stücke. Warf sie aufs Bett, sodass ihr Kopf gegen die Wand schlug. Öffnete den Reißverschluss ihrer Jeans und drückte sie auf die Matratze, als sie entkommen wollte. Er zwang ihre Schenkel auseinander und legte sich schwer auf sie. Dann riss er ihren Slip beiseite und stieß sein Glied in sie hinein. Die ganze Zeit hielt er ihr den Mund zu und erstickte ihre Schreie, während er immer heftiger in sie eindrang.
Sie glaubte, dass es nie ein Ende nehmen würde.
Christina Löfgren hatte es eilig.
Sie beherrschte die meisten Situationen und hatte nichts dagegen, die Ärmel hochzukrempeln. Chaotische Ereignisse stimulierten sie, zumindest im Nachhinein.
Sie eilte geradewegs zum OP. Darauf hatte sie sich mit Annika Holt geeinigt.
Als sie eintrat, wurde die Patientin gerade anästhesiert. Sie hatte sich im Vorbeigehen eine Mütze übergestülpt und einen Mundschutz umgehängt. Rasch zog sie sich jetzt noch einen grünen Kittel über und stellte sich dann neben den OP-Tisch, um zu assistieren. Der Kaiserschnitt wurde mit Bravur ausgeführt, und dem Kind ging es gut. Sie überließ das Zunähen Annika und begab sich auf die Gynäkologie. Eine Patientin blute, hatte Annika Holt gesagt. Gustav Stjärne halte auf der Entbindung die Stellung, sofern er sich nach ihrer Arbeitseinteilung richte.
Etwas Klatsch auf der Station, das gehörte zur Arbeitsfreude. Sie erfuhr, dass die Blutung teilweise zum Stillstand gekommen war. Sie wechselte ein paar Worte mit der Patientin, die einen englischen Kriminalroman las. Dann ging sie auf die Entbindungsstation, auf der neue werdende Mütter aufgenommen worden waren.
Gustav Stjärne sah sie nicht.
Zwei Frühgeburten waren auf dem Weg, eine aus Malmö und eine aus Karlskrona. Sie rief bei beiden Kliniken an. Zu frühe Wehen und Blutungen, bei beiden drohe eine Frühgeburt, wurde berichtet. Sie rief auf der Neonatalstation an, ob man dort informiert sei. Das war nicht der Fall. Und dort war auch kein Platz. Mit anderen Worten: Es war ungefähr so wie immer. Um eines der Kinder konnten sie sich in jedem Fall kümmern, falls es nun zur Geburt kam, denn ein Brutkasten war frei. Der Kinderarzt versprach zurückzurufen, sobald er nachgesehen habe, ob es für das andere Kind nicht doch noch Platz gäbe. Ansonsten würde er sich um ein Bett in einer anderen Klinik kümmern, woraufhin Christina dem Krankenwagen entsprechende Anweisungen erteilen könnte.
Sie legte auf. Nach einigen weiteren Telefongesprächen wurde entschieden, dass beide Mütter willkommen seien. Christina informierte die Hebammen und rief dann im OP an, um sich zu erkundigen, ob Annika Holt fertig sei. Das war sie. Christina informierte sie über die beiden Patientinnen, die erwartet wurden.
Dann ging Christina Löfgren in die Küche, goss sich eine Tasse Kaffee ein und gab sehr viel Milch hinein, da es schon so spät war. Wahrscheinlich würde es ihr schwer fallen einzuschlafen. Sie überlegte einen Augenblick, ob es
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