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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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verteidigen. Wenn es wahr gewesen wäre, was da angedeutet wurde, so war es jetzt nicht mehr dasselbe. Denn bei ihr war alles anders.
    Jetzt war es ernst.
    Und sie hatte weiterhin die Augen verschlossen. Einige um sie herum hatten gefunden, dass die Sache nach den Regeln der Mathematik nur auf eine Art enden könne.
    Und sie hatten Recht behalten.
    Denn dann hatte der Zirkus begonnen.

    Christina Löfgren legte den Hörer auf. Sie saß zu Hause in ihrer Küche in der Stjärngatan.
    »War das die Klinik? Musst du wieder hin?«, rief ihr Mann, der vor dem Fernseher saß.
    »Nein. Das war Veronika Lundborg.«
    Auf dem Ecksofa vor dem Fernseher hatten sich zwei ihrer Söhne nach Teenagerart hingefläzt. Ihr Mann saß aufrecht zwischen ihnen. Er hatte sein Hemd aufgeknöpft und trug Socken an den Füßen. Er wirkte entspannt. Sie selbst war auf Stand-by geschaltet.
    Eine weiche Dunkelheit ruhte vor der Fensterfront zum Atriumgarten hin, kein rauer Nebel wie im November und auch nicht das kompakte Schwarz des Dezembers. Es wird eine milde Nacht, dachte sie.
    Sie schloss die Tür, die nur angelehnt gewesen war. Das Dröhnen von der Autobahn erstarb. Die Katze war hereingehuscht und hatte es sich neben einem der Söhne bequem gemacht.
    Sie hielt inne. Die niedrige Gartenlaterne warf ein weiches Licht auf die Blätter der prachtvollen Magnolie. Sie war der Stolz ihres Gartens und verblühte immer schon im Mai. Im Herbst leuchteten dafür die roten Samenkapseln. Unter einer haarigen Hülle ließen sich auch schon die neuen Knospen ahnen. An den Böden und dem Klima Schönens war wirklich nichts auszusetzen. Die Böden waren fruchtbar und die Winter milde.
    Veronika hatte erzählt, sie habe von der Polizei den Schlüssel zur Wohnung ihrer Tochter erhalten. Dort gebe es immerhin eine Matratze, auf der sie liegen könne. Sonst sei alles mit Kisten und Papiertüten mit Büchern vollgestellt. Sie beabsichtige, ein Bett für Cecilia zu kaufen. Ein bequemes, allein schon in Hinsicht auf die Verletzungen ihrer Tochter. Dann war sie in Tränen ausgebrochen. Hatte geschluchzt, was wirklich untypisch für sie gewesen war. Aber sie hatte es sicher nötig gehabt. Sie hatte über die Launenhaftigkeit des Daseins geweint, aber auch aus Dankbarkeit darüber, dass alles doch noch recht glimpflich verlaufen war.
    Sie ging in die Waschküche, die nicht sonderlich groß war. In dem Haus gab es fast nicht genug Platz für alle, obwohl das Auto auf der Straße stand, seit sie die Garage in ein Zimmer für zwei der Söhne umgebaut hatten. Aber sie hatten nicht vor umzuziehen. Es gefiel ihnen in ihrem niedrigen Reihenhaus aus den Fünfzigerjahren in der sogenannten Planetstad. Es war aus schönem gelben Backstein und umgab einen kleinen Garten, in den niemand hineinschauen konnte.
    Sie hatte nicht einmal Zeit, die Waschmaschine zu öffnen, da teilte einer ihrer Söhne ihr mit, da sei ein Anruf für sie.
    Es war Annika Holt.

    Rauf und runter. Hitze und Rausch. Sie war den Gefühlsstürmen, die in ihr tobten, vollkommen preisgegeben. Aber als sie endlich begriff, dass er auch andere traf, machte sie Schluss. Endgültig und nachdrücklich. Und zog sich zurück wie ein angeschossenes Tier.
    Sie erholte sich und konnte nach einer düsteren Periode wieder mit ungetrübtem Blick nach vorne blicken.
    Da kam er zurück. Reuevoll kroch er in ihre Arme. Sie wehrte sich. Steif wie ein Stock stand sie da.
    Aber er gab nicht auf.
    Klare Augen, randvoll mit Gewissensqualen, lächelten in ihre. Er stand ganz dicht neben ihr. So dicht, dass sie sich nicht wehren konnte. Ohne mit der Wimper zu zucken, versprach er, es nie wieder zu tun. Sie zwei seien füreinander bestimmt. Er sei einfach so dumm, dass er das bisher nicht begriffen habe. Verzeih, liebste, liebste, meine geliebte Cissi. Ich habe dir auch ein Herz aus Gold gekauft.
    Sie vergrub ihre Nase in seinem Haar, das nach frischem Frühlingswind duftete. Der Duft war stark und unerbittlich. Ihr Herz hämmerte, und in ihrem Unterleib pochte es. Ich kann das einfach nicht missen, dachte sie begeistert. Ich bringe es nicht fertig, ihm den Rücken zu kehren. Ich will es auch nicht. Er braucht mich.
    Sie genoss die Süße des Verzeihens.
    Und merkte nicht, dass er sich ihr aufzwang.
    Sah nur ein Kind, das sich an ihr festklammerte. Das sie brauchte, weil sie verzeihen konnte. Und das Kind war ein kleiner, empfindlicher Junge und gleichzeitig ein großer, viriler Mann. Das verwirrte sie und machte sie schwach. Er

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