Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
konnte. Wieder dachte er, dass Yasuko natürlich Männer wie Kudo bevorzugen müsste. Nicht nur Yasuko. Die meisten Frauen auf der Welt würden sich, hätten sie die Wahl zwischen ihm selbst und Kudo, zweifellos für letzteren entscheiden.
Mit einem Anflug von Neid betätigte Ishigami den Auslöser. Obwohl er den Blitz nicht eingeschaltet hatte, war Kudo klar und deutlich auf dem Display zu sehen. Die Sonne stand noch hoch, und die Umgebung war ausreichend beleuchtet.
Kudo bog in den Hof des Gebäudes ab, wo sich, wie Ishigami sich bereits vergewissert hatte, der Firmenparkplatz befand. Er wartete. Nicht lange, und ein grüner Mercedes verließ das Gelände. Als Ishigami Kudo am Steuer erkannte, ließ er den Motor an. Den Blick auf die Rücklichter geheftet, folgte er ihm, was für einen ungeübten Fahrer wie ihn nicht gerade einfach war. Schon drohten andere Wagen, sich zwischen ihn und Kudo zu drängen. Wenn das geschah, konnte er den Mercedes leicht aus den Augen verlieren. Besonders heikel waren die Ampeln. Glücklicherweise fuhr Kudo vorsichtig, achtete auf die Geschwindigkeitsbeschränkungen und hielt immer schon bei Gelb. Ishigami wurde unsicher. Vielleicht war er zu nah und würde bemerkt werden. Aber aufgeben kam auch nicht in Frage. Hin und wieder warf er einen Blick auf das Navigationsgerät. Er kannte sich nicht aus, aber offenbar bewegte sich Kudos Mercedes in Richtung Shinagawa.
Der Verkehr wurde dichter, was die Verfolgung zunehmend erschwerte. Als Ishigami einen Moment zurückfiel, geriet ein Lastwagen zwischen sie und versperrte ihm die Sicht auf den Mercedes. Während er noch überlegte, ob er die Spur wechseln sollte, schaltete die Ampel auf Rot. Der Lastwagen stand ganz vorn. Also war der Mercedes ihm entwischt. Ishigamischnalzte ärgerlich mit der Zunge. Doch als es grün wurde und er anfuhr, sah er ihn an der nächsten Ampel stehen. Er blinkte rechts, wo sich in einer Seitenstraße ein Hotel befand. Vermutlich wollte Kudo dorthin.
Ishigami folgte ihm, ohne zu zögern. Vielleicht ging er damit das Risiko ein, entdeckt zu werden, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Die Ampel schaltete auf Grün und Kudo bog ab, Ishigami immer dicht hinter ihm. Sie fuhren durch das Hoteltor, dann nach links eine Rampe hinunter in die Tiefgarage. Als Kudo seinen Parkschein zog, warf er einen kurzen Blick nach hinten. Ishigami zog den Kopf ein. Ob Kudo ihn bemerkt hatte?
Das Parkhaus war so gut wie leer. Kudo parkte in der Nähe eines Aufgangs, während Ishigami in einiger Entfernung anhielt. Er stellte den Motor ab und zückte seinen Fotoapparat.
Als Kudo ausstieg und Ishigami ihn dabei fotografierte, sah Kudo in seine Richtung. Er schien doch etwas zu argwöhnen. Ishigami rutschte noch tiefer in seinen Sitz.
Aber Kudo ging direkt auf den Hoteleingang zu und verschwand. Danach fuhr Ishigami aus dem Parkhaus. Die beiden Fotos mussten vorläufig genügen.
Sein Aufenthalt im Parkhaus war so kurz gewesen, dass er beim Hinausfahren nichts bezahlen musste. Vorsichtig steuerte er den Wagen die schmale Zufahrt hinauf.
In Gedanken entwarf Ishigami den Brief, dem er die beiden Fotos beifügen wollte:
Ich habe die Identität des Mannes, mit dem du dich triffst, herausgefunden. Die beigefügten Fotos sind wohl Beweis genug. Ich frage dich: In welchem Verhältnis stehst du zu diesem Mann? Sollte er dein Liebhaber sein, würde ich das als schrecklichen Verrat betrachten.
Vergiss nicht, was ich für dich getan habe.
Ich habe das Recht, dir zu befehlen, dich unverzüglich von diesem Mann loszusagen. Solltest du dies nicht tun, wird mein Zorn sich gegen ihn richten. Diesem Mann das gleiche Schicksal zu bereiten wie Togashi wäre nun mehr als leicht für mich. Ich verfüge sowohl über die Entschlossenheit als auch über die Mittel dazu.
Ich wiederhole: Sollte dieser Mann dein Liebhaber sein, werde ich diesen Verrat nicht dulden und Rache nehmen.
Ishigami murmelte die Worte noch einmal vor sich hin und überlegte, ob sie ausreichend bedrohlich klangen.
Die Ampel schaltete um, und er wollte gerade durch das Tor hinausfahren, da sah er, wie Yasuko Hanaoka vom Gehsteig das Hotel betrat. Verblüffung spiegelte sich auf seinem Gesicht.
Kapitel 12
Als Yasuko die Tea Lounge betrat, winkte ihr ein Mann in einem dunkelgrünen Jackett von einem der hinteren Tische zu. Kudo.
Etwa ein Drittel der Plätze waren besetzt. Unter den Gästen waren auch einige Paare, aber die meisten waren Geschäftsleute, die über die Tische
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