Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
verpflichtet.«
»Tatsächlich?«
»Ich weiß nicht, wie lange der Laden sich noch hält. Sayoko hatte recht, diesen Bento-Verkauf zu eröffnen.«
Kusanagi spürte einen gewissen trotzigen Stolz, als die Frau ihre Vorgängerin erwähnte.
»In den vergangenen Tagen waren bereits Kollegen von uns bei Ihnen.«
Sie nickte. »Ja, mehrmals schon. Sie haben immer wieder nach Herrn Togashi gefragt. Sicher sind Sie auch deshalb hier?«
»Entschuldigen Sie, dass wir Sie erneut belästigen.«
»Nun, ich habe es Ihren Kollegen schon gesagt. Sollten Sie Yasuko in Verdacht haben, sind Sie auf dem Holzweg. Sie hat kein Motiv.«
»Nein, wir verdächtigen sie nicht.« Kusanagi winkte lächelnd ab. »Aber wir kommen mit unseren Ermittlungen nicht voran und wollen alles noch einmal ganz von vorn durchgehen. Deshalb sind wir hier.«
»Von vorn, ich verstehe.« Sonoko Sugimura stieß einen kleinen Seufzer aus.
»Sie sagten, Shinji Togashi sei am 5. März hier gewesen.«
»Ja, zum ersten Mal seit langem. Ich war ziemlich überrascht, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was er noch hier wollte.«
»Sie kannten ihn also?«
»Ja, ich hatte ihn ungefähr zweimal gesehen. Ich habe früher in Akasaka in der gleichen Bar gearbeitet wie Yasuko. Damals habe ich ihn kennengelernt. Er war recht erfolgreich zu der Zeit und immer sehr gut angezogen.«
Ihrem Ton nach hatte der neue Togashi nicht mehr viel Ähnlichkeit mit dem Mann, den sie von früher kannte.
»Und Shinji Togashi wollte herausfinden, wo Frau Hanaoka jetzt wohnt?«
»Ich glaube, er wollte wieder zu ihr zurück. Aber ich habe ihm die Adresse nicht gegeben. Ich wusste ja, wie sehr Yasuko unter ihm gelitten hat. Aber er hat auch bei anderen Mädchen herumgefragt. Ich dachte, keine von denen, die jetzt hier sind, kennt Yasuko, aber eine wusste wohl von Sayokos Bento-Geschäft. Sie muss Togashi gesteckt haben, dass Yasuko dort arbeitet.«
»Aha.« Kusanagi nickte. Für eine Frau, die so lange in diesem Milieu gearbeitet hatte, war es nahezu unmöglich, ihren Aufenthaltsort geheim zu halten.
»Kommt ein gewisser Kuniaki Kudo öfter hierher?«, fragte Kusanagi.
»Herr Kudo? Von der Druckerei?«
»Ja, der.«
»Früher ja, aber neuerdings nicht mehr so oft.« Sonoko Sugimura legte den Kopf schräg. »Was ist denn mit Herrn Kudo?«
»Er soll zu Yasuko Hanaokas Zeiten hier Stammgast gewesen sein.«
Sonoko lächelte und nickte. »Ja, er mochte sie sehr, sehr gern.«
»Haben die beiden sich auch außerhalb des Klubs getroffen?«
»Tja«, machte Sonoko Sugimura nachdenklich. »Einige haben das vermutet, aber meiner Meinung nach war das nicht der Fall.«
»Wieso nicht?«
»Ich glaube, sie waren sich am nächsten, als Yasuko in Akasaka arbeitete. In dieser Zeit hatte Yasuko große Probleme mit Togashi. Als Herr Kudo davon erfuhr, wurde er zu so etwas wie ihrem Berater, aber eine Affäre hatten sie wohl nicht.«
»Aber nach Frau Hanaokas Scheidung hätten sie sich doch treffen können.«
Sonoko Sugimura schüttelte den Kopf. »Das hätte nicht zu Herrn Kudo gepasst. Nachdem er ihr zur Scheidung geraten hatte, konnte er anschließend nicht mit ihr ausgehen. Sonst wäre noch der Eindruck entstanden, er hätte alles von Anfang an so geplant. Ich glaube, er wollte eine freundschaftliche Beziehung zu ihr. Außerdem ist er ja verheiratet.«
Anscheinend wusste Sonoko Sugimura nicht, dass Frau Kudo verstorben war. Kusanagi sah jedoch keine Notwendigkeit, ihr davon zu erzählen. Er vermutete, dass sie mit den meisten Dingen recht hatte. Als Bardame kannte sie sich mit Beziehungen zwischen Männern und Frauen bestens aus. Außerdem war er selbst von Kudos Unschuld überzeugt. Das hieß, er sollte zum nächsten Thema übergehen. Er zog eine Fotografie aus der Tasche und zeigte sie Sonoko Sugimura. »Kennen Sie diesen Mann?«
Es war ein Foto von Tetsuya Ishigami. Kishitani hatte es heimlich aufgenommen, als der Lehrer aus dem Schultor trat. Ishigamis Blick war in die Ferne gerichtet.
Sonoko Sugimura machte ein ratloses Gesicht. »Wer ist das?«
»Sie kennen ihn also nicht?«
»Nein. Zumindest gehört er nicht zu unseren Gästen.«
»Er heißt Ishigami.«
»Herr Ishigami …«
»Haben Sie den Namen vielleicht schon mal von Frau Hanaoka gehört?«
»Tut mir leid, nein, daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Er ist Lehrer an einer Oberschule. Hat Yasuko Hanaoka vielleicht einmal etwas von einer Beziehung zu ihm erwähnt?«
Sonoko Sugimura schüttelte den Kopf. »Ich
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