Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
Entschlossenheit als auch über die Mittel dazu.
Ich wiederhole: Sollte dieser Mann Dein Liebhaber sein, werde ich diesen Verrat nicht dulden und Rache nehmen.
Kapitel 17
Yukawa stand am Fenster und starrte nach draußen. Sogar sein Rücken strahlte Bedauern und Einsamkeit aus. Vielleicht lag es an dem Schock, dass der Freund, den er nach so langer Zeit wiedergefunden hatte, ein Verbrechen begangen hatte, dennoch hatte Kusanagi den Eindruck, als seien noch andere Gefühle im Spiel.
»Und?«, fragte Yukawa mit leiser Stimme. »Glaubst du es? Das, was Ishigami ausgesagt hat?«
»Als Polizist habe ich keinen Grund, daran zu zweifeln«, sagte Kusanagi. »Seine Aussage hat sich schon dutzendfach bestätigt. Heute habe ich mich an diesem Telefonhäuschen umgesehen, das nicht weit von Ishigamis Wohnung liegt. Wie er sagt, hat er Yasuko Hanaoka jeden Abend von dort aus angerufen. Gegenüber befindet sich ein kleiner Laden, dessen Betreiber einen Mann beobachtet hat, der auf Ishigamis Beschreibung passt. Er ist ihm aufgefallen, weil das öffentliche Telefon mittlerweile nur noch wenig benutzt wird. Der Ladeninhaber sagt, er habe den Mann mehrmals dort gesehen.«
Yukawa wandte sich Kusanagi langsam zu. »Drück dich bitte nicht so verschwommen aus. Ich habe dich gefragt, ob du ihm glaubst. Du persönlich, nicht du als Kommissar. Deine Ermittlungsergebnisse kannst du für dich behalten.«
Kusanagi nickte seufzend. »Ehrlich gesagt, das Ganze passt mir nicht. Es gibt keine Widersprüche. Alles fügt sich lückenlos ineinander. Dennoch bin ich nicht überzeugt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Mann so etwas getan hat.Ich habe versucht, das meinem Vorgesetzten klarzumachen, aber er lässt sich nicht darauf ein.«
»Wahrscheinlich ist er froh, dass ihr den Täter gefasst habt. Mehr will er nicht wissen.«
»Es wäre anders, wenn es wenigstens einen einzigen berechtigten Zweifel gäbe, aber wundersamerweise ist alles perfekt. Zum Beispiel die Fingerabdrücke auf dem Fahrrad. Ishigami behauptet, er habe nicht gewusst, dass das Opfer mit dem Fahrrad gekommen sei. Das ist vollkommen einleuchtend. Alle Indizien sprechen für die Richtigkeit seiner Aussagen. Es gibt keinen einzigen Anhaltspunkt, auf Grund dessen ich die Untersuchung von vorne aufrollen könnte.«
»Kurzum, du bist nicht überzeugt, aber der Verlauf der Ermittlungen lässt keinen anderen Schluss zu, als dass Ishigami der Mörder ist.«
»Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen. War es nicht immer dein Prinzip, Fakten über Gefühle zu stellen? Du hast doch immer getönt, ein Wissenschaftler müsse eine logische Kette von Beweisen anerkennen, auch wenn er gefühlsmäßig nicht überzeugt sei.«
Kopfschüttelnd setzte Yukawa sich Kusanagi gegenüber. »Als ich Ishigami das letzte Mal gesehen habe, hat er mir eine mathematische Aufgabe präsentiert. Das sogenannte P-NP-Problem. Es geht dabei um die Frage, was leichter sei – die Lösung einer Aufgabe selbst zu erbringen oder zu prüfen, ob die Lösung eines anderen richtig ist; eine berühmte mathematische Problemstellung.«
Kusanagi verzog das Gesicht. »Das soll Mathematik sein? Für mich klingt das mehr nach Philosophie.«
»Darf ich fortfahren? Ishigami hat euch mit seiner Aussage eine Lösung präsentiert. Wie man sie auch dreht und wendet,sie ist korrekt. Wenn ihr sie akzeptiert, bedeutet das, ihr gebt euch geschlagen. Stattdessen müsst ihr jetzt all eure Kräfte mobilisieren, um zu bestimmen, ob die Lösung, die er euch genannt hat, korrekt ist. Das ist eine Herausforderung, und eure Arbeit steht auf dem Prüfstand.«
»Wir haben doch schon alles überprüft.«
»Bisher habt ihr lediglich seine Beweisführung nachvollzogen. Nun solltet ihr herausbekommen, ob nicht auch eine andere Lösung möglich ist. Erst wenn ihr beweisen könnt, dass es keine andere Lösung gibt, als die von ihm präsentierte, könnt ihr diese zur einzig richtigen erklären.«
An Yukawas scharfem Ton erkannte Kusanagi, wie gereizt sein Freund war. Selten hatte er den stets gelassenen Physikprofessor so aufgebracht gesehen.
»Du meinst also, Ishigami lügt und ist nicht der Mörder?«
Yukawa senkte stirnrunzelnd den Blick.
»Worauf gründet sich diese Ansicht?«, fuhr der Kommissar fort. »Wenn du eine Hypothese hast, würde ich sie gern hören. Oder willst du nur nicht wahrhaben, dass dein Studienkollege ein Mörder ist?«
Yukawa stand auf und kehrte Kusanagi den Rücken zu.
»Yukawa?«, sprach Kusanagi
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