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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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letzter Stich. Ein Stich, den er sorgfältig vorbereitet hatte.«
    »Und was hast du zu Ishigami gesagt?«
    »Was ich dir erzählt habe. Das mit dem Zahnrad.«
    »Nein, danach. Mit welchen Fragen hast du ihn konfrontiert?«
    Ein trauriges Lächeln erschien auf Yukawas Gesicht, und er schüttelte langsam den Kopf. »Die spielten gar keine Rolle.«
    »Nein?«
    »Das Entscheidende war die Sache mit dem Zahnrad. Sie hat ihn veranlasst, sich zu stellen.«
    Kusanagi seufzte. »Du hast dir in der Uni-Bibliothek die Zeitungen angeschaut. Warum?«
    »Hast du das von Tokiwa? Du scheinst ja regen Anteil an meinem Tun zu nehmen.«
    »Du erzählst mir ja nichts.«
    »Keine Sorge, das macht mir nichts aus. Immerhin ist es ja dein Beruf. Du darfst mir so viel nachspionieren, wie du willst.«
    Kusanagi sah seinen Freund scharf an und senkte den Blick. »Yukawa, ich bitte dich. Hör auf, so zu reden. Du weißt doch etwas? Sag es mir. Ishigami ist nicht der wahre Mörder. Aber warum nimmt er dann die Schuld auf sich? Du willst doch nicht, dass dein alter Freund für einen Mord bestraft wird, den er nicht begangen hat.«
    »Schau mich an.«
    Kusanagi sah auf. Fast stockte ihm der Atem. Yukawas Gesicht war schmerzverzerrt. Er hatte sich eine Hand auf die Stirn gelegt und schloss die Augen.
    »Natürlich nicht. Aber wir können nichts dagegen tun. Warum musste das nur so kommen …?«
    »Was macht dir denn solchen Kummer? Warum vertraust du mir nicht? Wir sind doch Freunde.«
    Yukawa öffnete die Augen, aber sein Gesicht war noch immer voller Trauer. »Ja, aber du bist auch Polizist.«
    Kusanagi wusste nicht, was er sagen sollte. Es war das erste Mal in all den Jahren, dass er so etwas wie eine Mauer zwischen sich und Yukawa empfand. Noch nie hatte er seinen Freund so leidend gesehen, und doch konnte er ihn nicht nach dem Grund fragen.
    »Ich gehe jetzt zu Yasuko Hanaoka«, sagte Yukawa. »Willst du mitkommen?«
    »Darf ich denn?«
    »Wenn du willst. Allerdings möchte ich nicht, dass du etwas sagst.«
    »Einverstanden.«
    Yukawa machte rasch kehrt und ging in Richtung Brücke. Kusanagi folgte ihm. Anscheinend war Yukawas ursprüngliches Ziel das
Benten-tei
gewesen. Er hätte seinen Freund gern gefragt, worüber er mit Yasuko Hanaoka zu sprechen beabsichtige, aber er bezwang sich und schwieg. An der Kiyosu-Brücke stieg Yukawa die Treppe zur Straße hinauf. Kusanagi folgte ihm.
    »Schau dir mal die Glastüren von dem Gebäude hier an«, sagte Yukawa, als sie beide oben angekommen waren.«
    Kusanagi sah ihr Spiegelbild darin. »Was ist damit?«
    »Als ich kurz nach dem Mord mit Ishigami hier war, sahen wir auch unser Spiegelbild in diesen Türen. Eigentlich hatte ich es gar nicht bemerkt, bis Ishigami mich aufforderte hineinzusehen. Bis zu dem Moment hatte ich nicht einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass er etwas mit dem Fall zu tun haben könnte. Ich freute mich einfach nur, meinen alten Kommilitonen wiederzusehen.«
    »Dein Verdacht entstand also, als du euer Spiegelbild sahst?«
    »Er sagte: ›Du siehst noch so jung aus, Yukawa, ganz anders als ich. Und wie voll deine Haare noch sind.‹ Dabei fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Das überraschte mich. Ishigami hatte sich früher nie mit seinem Äußeren beschäftigt. Er glaubte daran, dass der Wert eines Menschen nicht an seinem Aussehen gemessen würde, und er hätte sich auch nie für ein Leben entschieden, in dem das eine Rolle spielte. Und dieser Mann sorgte sich jetzt um sein Äußeres. Er hat wirklich schütteres Haar, aber dass er diesem Umstand Beachtung schenkte, war auffällig. Mir wurde klar, dass er sich wahrscheinlich gezwungenermaßen Gedanken um sein Äußeres machte, weil er verliebt war. Aber warum fing er plötzlich ausgerechnet hier von seinen Haaren an?«
    Kusanagi verstand, worauf Yukawa hinauswollte. »Weil er gleich darauf seine Angebetete sehen würde.«
    Yukawa nickte. »Genau das dachte ich mir auch. Und ich fragte mich, ob er nicht die Frau aus dem Bento-Laden, seine Nachbarin, deren geschiedener Mann kürzlich ermordet worden war, im Sinn hatte. Was wiederum eine weitere wichtige Frage aufwarf: Welche Rolle spielte er in dem Fall? Normalerweise hätte er besorgt um die Frau sein müssen. Stattdessen verhielt er sich wie ein neutraler Beobachter. Oder ich hörte nur das Gras wachsen, und er war gar nicht in sie verliebt? Also suchte ich ihn nochmals auf und begleitete ihn in den Bento-Laden. Vielleicht ließ sich an seinem Verhalten etwas

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