Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
ablesen. Und wie der Zufall es wollte, tauchte unerwartet ein Bekannter von Yasuko Hanaoka auf.«
»Kudo«, sagte Kusanagi. »Er geht neuerdings mit Yasuko aus.«
»Offenbar. Ishigamis Gesicht sprach Bände, als dieser Kudo mit Yasuko sprach …« Yukawa runzelte die Brauen und schüttelteden Kopf. »Das überzeugte mich, dass Ishigami diese Frau liebte. Die Eifersucht stand ihm ins Gesicht geschrieben.«
»Aber das stellte sein sonstiges Verhalten in Frage.«
»Es gab nur eine Erklärung für diesen Widerspruch.«
»Ishigami hatte irgendetwas mit der Sache zu tun. Daher rührte also dein Anfangsverdacht.« Kusanagi warf noch einen Blick in die Glastüren. »Manchmal bist du mir direkt unheimlich. Ishigami hat sicher nicht vermutet, dass ein so winziger Fehler ihm den Hals brechen würde.«
»Auch nach all den Jahren hatte ich ihn noch immer als außergewöhnliche Persönlichkeit im Gedächtnis. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte ich nichts bemerkt.«
»Das war sein Pech«, sagte Kusanagi und wandte sich der Straße zu. Als Yukawa ihm nicht folgte, blieb er stehen. »Gehen wir nicht zum
Benten-tei
?«
Yukawa kam mit gesenktem Blick auf ihn zu. »Ich habe eine große Bitte an dich«, sagte er. »Ich hoffe, du kannst sie mir erfüllen.«
Kusanagi lachte. »Kommt darauf an, was es ist.«
»Kannst du dir meine Geschichte als Freund anhören? Und vergessen, dass du Kommissar bist?«
»Und was soll das?«
»Ich muss dir etwas sagen, dir, meinem Freund. Nicht dem Polizisten. Und ich möchte, dass du das, was ich dir erzähle, niemandem weitersagst. Weder deinen Vorgesetzten, noch deinen Freunden oder deiner Familie. Kannst du mir das versprechen?«
Yukawas Blick hinter seiner Brille sprach von großer Dringlichkeit. Kusanagi spürte, dass sein Freund sich in einer Zwangslage befand, die ihm eine Entscheidung abnötigte, die er eigentlich nicht treffen konnte. Kusanagi war nahedaran zu sagen, dass es auf den Inhalt ankäme, aber er hielt sich zurück. Denn damit würde er ihre Freundschaft aufs Spiel setzen.
»Einverstanden«, sagte Kusanagi. »Ich verspreche es.«
Kapitel 18
Nachdem Yasuko dem letzten Kunden ein Bento mit frittiertem Hähnchen verkauft hatte, sah sie auf die Uhr. Kurz vor sechs. Mit einem Seufzer nahm sie die weiße Mütze ab. Nach der Arbeit war sie mit Kudo verabredet. Er hatte sie um die Mittagszeit auf ihrem Handy angerufen. »Wir feiern«, hatte er mit vor Freude bebender Stimme gesagt.
Was es denn zu feiern gäbe, hatte sie gefragt. »Weißt du das denn nicht?«, rief Kudo. »Wir feiern, dass der Mörder verhaftet wurde. Du bist erlöst. Und ich muss mir keine überflüssigen Sorgen mehr machen. Darauf, dass wir nicht mehr von der Polizei verfolgt werden, müssen wir doch anstoßen.«
Kudo klang so heiter und optimistisch. Das war verständlich, er wusste ja nicht, was wirklich passiert war.
»Mir ist nicht danach«, sagte sie.
»Warum denn nicht?«, fragte Kudo.
Yasuko schwieg.
»Ach so, ja«, sagte er. Anscheinend fiel ihm etwas ein. »Ihr wart schon so lange getrennt, dass ich gar nicht mehr daran gedacht habe. Aber immerhin war das Opfer ja mal dein Mann. Es war taktlos von mir, eine Feier vorzuschlagen, entschuldige.«
Natürlich war er völlig im Irrtum, aber Yasuko sagte nichts. »Aber ich habe dennoch etwas Wichtiges mit dir zu besprechen und würde dich heute Abend sehr gern sehen. Geht das?«
Am liebsten hätte sie abgelehnt. Sie war einfach nicht inder Stimmung. Sie fühlte sich so unglaublich schuldig, weil Ishigami sich gestellt hatte. Aber ihr fiel kein geeigneter Grund für eine Absage ein. Was Kudo ihr wohl zu sagen hatte?
Schließlich verabredeten sie, dass er sie um halb sieben treffen würde. Kudo hatte der Form halber auch Misato eingeladen, aber Yasuko hatte es ihm ausgeredet. Sie wollte nicht, dass Kudo ihre Tochter in ihrer gegenwärtigen Verfassung sah. Yasuko hinterließ auf ihrem Anrufbeantworter die Nachricht, dass sie am Abend etwas später kommen würde. Bei der Vorstellung, wie Misato die Nachricht abhörte, wurde ihr schwer ums Herz.
Um sechs nahm Yasuko ihre Schürze ab. »Es wird Zeit für mich«, rief sie Sayoko zu, die in der Küche war.
»Ach, ist es schon so weit«, sagte Sayoko, die gerade ein frühes Abendessen zu sich nahm, mit einem Blick auf die Uhr. »Also mach’s gut. Ich schließe dann ab.«
»Danke.« Yasuko legte ihre Schürze zusammen.
»Du triffst dich mit Kudo, stimmt’s?«, fragte Sayoko leise.
»Woher weißt
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