Verdammnis der Lust (Band 1)
Kaffee nach dem anderen verkaufte, ließ ich die Begegnung mit Danielle noch einmal Revue passieren. So sehr sie mich auch anwiderte, empfand ich ihr gegenüber dennoch großen Neid. Es waren aber nicht die teuren Klamotten und Designertaschen, sondern Danielles Berufsaussichten. Sie war natürlich auf kein Stipendium angewiesen, da ihr Vater ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Seine Kontakte hatten ihr auch trotz ihrer schlechten Noten einen Studienplatz an einer der besten Universitäten besorgt. Sie führte ein sorgenfreies Leben und wusste nicht einmal annähernd, wie es sich anfühlte, wenn man die zukünftigen Arztrechnungen vielleicht nicht bezahlen würde können.
Trostlos und unspektakulär erschien mein Leben mir mal wieder. Seit ich mein Studium abgebrochen hatte, verliefen meine Tage immer nach dem gleichen Schema ab: Nach meiner Schicht im Coffeeshop kümmerte ich mich um meine Tante, kochte mir schnell etwas und versuchte dann im Haus meiner Tante für Ordnung zu sorgen. Abends fiel ich dann todmüde ins Bett, um um drei Uhr in der Nacht schweißgebadet aufzuwachen, da mir meine Sorgen und Probleme einfach keinen Schlaf ließen.
Während ich mein Leben verwünschte, öffnete sich erneut die Tür.
Mein Herzschlag setzte für einen kurzen Moment aus, als ich Derek erkannte, der mit langen Schritten die wenigen Meter von der Eingangstür bis zur Theke zurücklegte. Je näher er kam, desto schneller schlug mein Herz.
Zaghaft lächelte ich ihn an.
„Hallo, Annabelle.“ Derek stützte sich lässig auf der Theke ab. „Ich hoffe, Sie haben Ihre Meinung noch einmal geändert.“
Als ich in seine dunkle n Augen blickte, spürte ich, wie verräterische Röte in meine Wangen schoss. Nichts würde ich lieber tun, als mit ihm essen zu gehen, aber ich traute mich nicht. Ich hatte Angst mich zu blamieren, doch am meisten fürchtete ich um mein Herz, welches in seiner Gegenwart zitterte und klopfte wie verrückt.
„Geben Sie sich einen Ruck“, er lächelte mich gewinnend an. „Essen müssen Sie heute Abend doch auf jeden Fall.“
Normalerweise wäre ich standhaft geblieben. Doch nach der ernüchternden Begegnung mit Danielle, die mir vor Augen gehalten hatte, wie jämmerlich mein Leben war, konnte ich nicht anders als zuzusagen. „Okay“, ich strich mir verlegen eine vorwitzige Strähne hinters Ohr.
Derek beugte sich in meine Richtung und raunte. „Ich habe auch nichts anderes erwartet.“
Vor Kälte zitternd stand ich vor dem kleinen Sushi-Restaurant und wartete auf Derek. Natürlich war ich – so nervös wie ich war – einige Minuten zu früh hier gewesen und beobachtete nun, wie der Atem weiß vor meinem Gesicht tanzte.
Um Derek mein miserables Aussehen im Coffeeshop vergessen zu lassen, trug ich meine Haare offen und war in meine Lieblingsstiefel geschlüpft, die mich fast zehn Zentimeter größer machten.
Ich vergrub meine eiskalten Hände in den Taschen meines dunkelblauen Dufflecoats und beobachtete die Passanten, die die Straße entlang liefen. Wo blieb Derek nur? Fast bereute ich meine Forderung, dass er mich nicht abholen sollte, als ein mir wohlbekannter schwarzer Bentley wenige Meter von mir entfernt ruckartig hielt.
Die hintere Tür öffnete sich und Derek stieg lässig aus. Als er mich erblickte, ging er zielstrebig auf mich zu, doch an seinem Gesicht ließ sich keine Gefühlsregung ablesen.
Mein Herz klopfte so laut, dass ich fürchtete, er würde es hören.
Dicht blieb er vor mir stehen. Selbst mit meinen hohen Absätzen befanden wir uns noch immer nicht auf Augenhöhe. „Guten Abend, Annabelle“, er beugte sich zu mir herunter und küsste mich kurz auf die Schläfe.
Kleine Stromschläge fuhren durch mich hindurch, als seine Lippen meine kalte Haut berührten. Ich roch sein herbes Rasierwasser und fühlte die harten Konturen seines Körpers, der sich kurz an den meinen drückte.
Ich räusperte mich kurz. „Gute n Abend“, nur widerwillig löste ich mich von ihm.
Derek legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich sanft in Richtung Tür. „Ich hoffe, du musstest nicht lange warten, aber der Verkehr war mal wieder mörderisch.“
Beruhigend schüttelte ich den Kopf. „Ich war mal wieder viel zu früh.“
In Gedanken verfluchte ich mich, da ich meine Unsicherheit zugegeben hatte, doch Derek lieferte mir die perfekte Entschuldigung.
„So hungrig?“, er hielt mir galant die Tür auf.
„Auf jeden Fall.“
Derek begrüßte den Inhaber des kleinen
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