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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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» Warte mal, Vivian. Ich möchte mit dir über etwas reden.«
    » Ja? Worüber denn?«
    Peterman zögert. » Über eine deiner Bekanntschaften. Sag mir, dieser junge Herr Seiler von der Botschaft, hast du etwas mit dem?«
    Oje, denkt Vivian, und spürt, wie sie errötet.
    » Nein, natürlich nicht«, sagt sie, » was soll ich mit ihm haben?« Sie zögert ihrerseits. » Ich finde ihn aber recht sympathisch.«
    Peterman nickt. » Du hast dich aber schon einmal mit ihm getroffen, nicht wahr?«
    » Ja, na ja, einmal«, gibt Vivian zu und versucht, unbefangen zu klingen, » bei Gatti’s zum Kaffee. Aber Emmeline war natürlich dabei. Als Anstandsdame.« Sie holt tief Luft. » Mach dir keine Sorgen, Vater. Es ist nichts gewesen zwischen uns. Er ist nur ein netter Kerl.« Dann fällt ihr ein: » Du bist mir doch nicht etwa nachgegangen, oder?«
    Peterman schüttelt den Kopf. » Nein. So etwas tue ich nicht. Aber der alte Schaber hat euch bei Gatti’s gesehen und es mir natürlich prompt erzählt. Er kennt Seiler nämlich aus der Botschaft.«
    Vivian atmet auf. Wenigstens hat Schaber sie im Café gesehen und nicht im Hotel beim Dinner. Einen Moment lang schwankt sie, ob sie dem Vater nicht doch die Wahrheit erzählen solle. Der scheint jedoch erleichtert. » Was macht dieser Seiler an der Botschaft eigentlich? Hat er dir etwas über sich erzählt?«
    Für ein Geständnis ist es zu spät. » Ja, ein wenig«, sagt sie. » Er ist Marineoffizier, in Kiel. Er ist nur für ein paar Wochen hier, weil er Kapitän Widenmann in der Botschaft bei irgendeinem Bericht helfen soll.«
    » Was hat er denn für einen Rang bei der Marine?«, will Peterman wissen.
    » Oberleutnant, glaub ich«, erwidert Vivian, » und er will Kapitän werden und dann ein eigenes Schiff bekommen. Oder so ähnlich.«
    » Aha«, brummt Peterman, » nun ja, das wird seiner Karriere kaum schaden, wenn man ihn an die Londoner Botschaft beruft. Das zeigt eigentlich, wieviel man von ihm hält.« Er zögert noch einen Moment. » Paß auf, Vivian, wenn du dich wieder mit ihm treffen willst, dann habe ich nichts dagegen. Ich will nur nicht, daß du mir etwas verschweigst, hörst du? Und bitte, sieh zu, daß Emmeline immer dabei ist.«
    Peterman mag Emmeline, das weiß Vivian. Er ist immer besonders freundlich zu ihr. Sie vermutet, ihrem Vater wäre ein englischer Schwiegersohn lieber, etwa der junge Herr Carruthers, der in der Admiralität arbeitet und gelegentlich im Laden auftaucht. Der ist ganz nett, aber mehr auch nicht. Es gibt noch ein paar andere Verehrer, aber aus keinem macht sie sich besonders viel.
    Mit Adrian ist das anders. Was ist es eigentlich, das sie an ihm fasziniert? Das Aussehen allein bestimmt nicht. Er ist irgendwie anders als englische Männer, nicht so locker, aber auch nicht so berechenbar; ob das diese deutsch-englische Mischung macht? Dann ist da seine Selbstsicherheit, aber darunter kann sie Scheu oder Empfindsamkeit und eine gewisse Naivität spüren. Das gefällt ihr. Es gibt ihr das Gefühl, daß irgend etwas in ihm schlummert, das sie anzieht und ihm selbst vielleicht verborgen ist.
    Sie eilt die Treppe hinauf, um sich in ihrem Dachkämmerchen umzuziehen, und spürt, wie Traurigkeit in ihr aufsteigt. Er muß ja doch bald nach Kiel zurück. Und alle reden zur Zeit von Krieg mit Deutschland. Was, wenn es wirklich soweit kommen sollte? Nicht auszudenken! Sie sieht sich im Spiegel an. Da sind sie wieder, die beiden senkrechten Falten auf ihrer Stirn.
    Eine halbe Stunde später hat sie die trüben Gedanken abgeschüttelt, sich umgezogen und ist ausgehbereit. Emmeline hat ihr mitgeteilt, Adrian müsse ein paar Tage weg und möchte sich gern von ihr verabschieden. Sie wollen sich diesmal in Fullers Tea Rooms an der Strand treffen.
    Edinburgh, 7. August 1911, Montag
    Drummond steht in einer Telefonkabine in der Eingangshalle des Wellington Hotel, den Hörer ans Ohr gepreßt, und wartet mit gerunzelter Stirn, was der Captain zu sagen hat. Soeben hat er Kell mitgeteilt, daß er Seiler im Cecil Court gesehen hat, ihm nach Edinburgh gefolgt ist und ihn dort aus den Augen verloren hat. Er wirft einen Blick auf die Uhr über der Rezeption: Es ist 7Uhr 55 abends. Am frühen Vormittag, kurz nach neun Uhr, war er noch vor Petermans Bookshop und hat darauf gewartet, daß sich etwas tat. Er war diesmal gut gekleidet, trug einen leichten, hellgrauen Sommeranzug mit Bowler und Spazierstock, ein Gentleman, der Zeit und Muße für einen Schaufensterbummel

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