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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Milchwagen, ein paar Fuhrwerken mit Stangeneis auf dem Weg zum Markt und einem einsamen Hansom Cab. Während der Fahrt dreht sich der Sergeant um und ruft ihm durch das infernalische Knattern des Motors zu: » Wir bringen Sie zum St. Martin’s Court an der Charing Cross, Sir! Inspector Shiel erwartet Sie dort. Und Mr. Melville ist bei ihm, Sir!« Etwas wie Ehrfurcht klingt im letzten Satz durch.
    St. Martin’s Court ist eine Parallelgasse zum Cecil Court. Drummond ahnt Böses. Der Wagen bleibt an der Einmündung der Gasse stehen. Der Fahrer, ein uniformierter Constable, bleibt sitzen, während Drummond dem Sergeant und dem anderen Mann folgt. Es ist noch dunkel, nur zwei Gaslaternen brennen in der Gasse und werfen ihren trüben Schein auf nasses Pflaster und Fassaden. Vor einem Wohnhaus wartet eine Gruppe dunkler Gestalten. Beim Näherkommen erkennt er Melville in einem schwarzen Mantel mit Pelzkragen, den Bowler schief auf dem Kopf. Neben ihm ein Zivilist, ebenfalls in Mantel und mit steifem Hut, und drei Constables in schwarzglänzenden Regenumhängen, schnurrbärtige Gesichter unter den Helmen.
    » Morgen, Drummond«, begrüßt ihn Melville, kurz angebunden und mürrisch wie immer. Er nickt zu dem anderen Zivilisten hin: » Inspector Shiel, Special Branch.«
    » Sir!« Drummond verneigt sich knapp vor dem Mann, dessen dunkler Schnurrbart an beiden Seiten fast bis übers Kinn hängt. Ende der Vorstellung. Eine Haustür hinter ihnen steht offen. Melville geht wortlos hinein und verschwindet im Dunkel, gefolgt von dem Inspector, Drummond und den fünf Uniformierten. Durch eine Hintertür geht es in einen engen, ummauerten Hof voller Gerümpel. Es ist stockdunkel, Drummond kann Melvilles Gestalt kaum erkennen, obwohl er nur zwei Schritt hinter ihm ist. Ein plötzliches Klappern, als wäre einer über einen Eimer gestolpert, ein gezischtes » Ruhe!« folgt. Eine kleine Pforte in der Mauer führt in einen zweiten, noch engeren Hof, an einem Werkstattanbau vorbei und zur Rückseite eines Hauses, das schon zum Cecil Court gehören muss. Ein Streichholz flammt auf, und in seinem flackernden Schein sieht Drummond, daß einer der Constables mit einem Dietrich eine Tür aufschließt. Die Männer eilen durch einen langen dunklen Flur, an einer Treppe vorbei, dann durch die Vordertür hinaus in den Cecil Court, genau gegenüber von Petermans Bookshop. Sie versammeln sich vor dem Eingang. Eine Gaslaterne, zwei Häuser weiter, spendet gerade genug Licht, um Tür und Schaufenster zu erkennen.
    Mit gedämpfter Stimme befiehlt Inspector Shiel den Uniformierten: » Sergeant, sie bleiben bei mir! Mound, Sie machen die Tür auf, sobald ich das Zeichen gebe!« Der Constable nickt und holt eine lange Axt unter seinem Umhang hervor. Der Inspector wendet sich an die drei übrigen Polizisten: » Einer von euch geht sofort durch bis zum Hinterausgang und bewacht ihn. Niemand darf raus! Sie da, in den ersten Stock, Treppe blockieren! Und Sie bleiben hier in der Tür stehen, keinen raus- und keinen reinlassen, verstanden?«
    Die Männer nicken, und der Scotland-Yard-Mann schaut Melville fragend an. Der hat einen Revolver aus der Manteltasche gezogen, jetzt klappt er ihn auf und prüft die Trommel. Er klappt ihn wieder zu und steckt ihn ein.
    » Gehen wir rein!« sagt er kurz. Der Inspector nickt dem Constable mit der Axt zu, und der tritt vor die verglaste Tür, holt aus und zertrümmert mit einem Schlag die Scheiben. Ein zweiter Hieb kracht in den Spalt zwischen Türknauf und Rahmen, ein kräftiger Fußtritt gegen den unteren Teil der Tür, und sie fliegt auf, Scherben klirren zu Boden. Der Inspector, gefolgt vom Sergeant, ist mit einem langen Schritt im Laden, Melville und die übrigen folgen dichtauf. Drummond geht zögernd hinterher. Was um Himmels willen ist in Melville gefahren? Weiß Kell davon? Eine Blendlaterne flammt auf, dann schaltet einer der Männer das elektrische Licht ein.
    Von oben dröhnt Petermans Stimme laut und wütend: » Was ist hier los? Was haben Sie hier verloren, Constable?«
    Melville ruft hinauf: » Schicken Sie den Mann runter!« Der Inspector ist schon dabei, die Schubladen von Petermans Schreibtisch herauszuziehen und ihren Inhalt auf den Boden zu kippen. Der Sergeant drängt sich an Drummond vorbei und trampelt die Treppe in den Keller hinab. Peterman, das Nachthemd in eine hastig angezogene Hose gestopft, taucht auf der Treppe auf, das Gesicht rot vor Zorn. » Was erlauben Sie sich!«, herrscht er Melville

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