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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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weder Waffen noch Pickelhauben gefunden. Ich vermute, daß damals die Nachbarn, wahrscheinlich auch Peterman, befragt worden sind, ob sie Schüsse gehört oder sonst Verdächtiges beobachtet haben.«
    » Tja, seltsame Angelegenheit«, bemerkt Captain Kell, » und peinlich obendrein. Ich habe Mr. Melville von der Durchsuchung abgeraten, aber er bestand darauf.«
    Er schlägt mit den flachen Händen auf den Tisch und erhebt sich: » Well, meine Herren, lassen wir es damit gut sein. Mr. Drummond, Sie beziehen bitte wieder Ihren Posten, und Sie, Mr. Clarke, hätte ich heute gern vor der deutschen Botschaft. Ich danke Ihnen.«
    London, Victoria Embankment, 29. Oktober 1911, Sonntag
    Vivian hat nur ihr Nachthemd an und die chinesischen Pantöffelchen, aber keiner der Vorbeiflanierenden scheint sich daran zu stören. Wie ist sie nur hierhergeraten, am hellichten Tag? Und warum hat sie sich nicht vorher angezogen? Sie steht am Embankment neben dem hohen Obelisk, weit über die steinerne Brüstung gebeugt, und starrt hinunter ins träge strudelnde Wasser. Adrian wartet hier auf sie, unter Wasser in einem Tauchboot, auch wenn nichts davon zu sehen ist in diesem trüben Fluß. Aber wie will er denn zu ihr kommen, wenn das Boot nicht heraufkommt? Vielleicht kann er nicht heraus? Soll sie hineinspringen und anklopfen? Das ist ein bißchen viel verlangt, aber sie klettert auf die Brüstung, die bloßen Knie auf dem rauhen Stein. Das Wasser ist bestimmt kalt, aber sie will es versuchen. Sie setzt sich, schwingt die Beine über den Rand und rutscht langsam nach vorn. Dabei verliert sie die Pantöffelchen, sie plumpsen in den Fluß und treiben davon. Macht nichts. Sie rutscht noch ein Stückchen vor, da sieht sie zwischen ihren bloßen Füßen plötzlich Luftblasen aus den Wellen blubbern. Nein, sie springt lieber doch nicht hinein, aber im selben Moment rutscht sie ab und stürzt mit einem Schrei hinunter.
    Zu Tode erschrocken setzt sie sich im Bett auf. Der Schrei klingt ihr noch in den Ohren, und ihr Herz klopft wie verrückt. Ein Traum! Nur ein Traum.
    Draußen ist es noch dunkel. Sie steht auf, macht Licht und sucht nach ihren versteckten Zigaretten. Sie zündet sich eine an und merkt, daß ihre Hand ein bißchen zittert. Dann setzt sie sich vor das Tischchen und nimmt einen tiefen Zug.
    Ach, Adrian! Sie sehnt sich nach ihm und grübelt, wie sie ihn wiedersehen könnte. Daß er ohne Erlaubnis nicht wegkann, ist ihr klar. Ob sie zu ihm nach Kiel fahren soll? Würde Vater das erlauben? Wahrscheinlich nicht, jedenfalls nicht ohne ihn. Sie darf auch nicht zuviel von ihm verlangen. Sie will Kunst, besser gesagt Malerei studieren, sobald sie mit dem College fertig ist, und muß Vater überreden, ihr das Studium zu finanzieren.
    Sie sucht Adrians zweiten Brief heraus, den sie vor drei Tagen erhalten hat, und liest ihn noch einmal durch. Wie schön er schreibt! Dann nimmt sie ein Blatt Papier mit ihrem Briefkopf aus der Schachtel; Vater hat es zu ihrem siebzehnten Geburtstag für sie drucken lassen. Es ist zartviolett, und der Aufdruck ist im Blaugrün ihrer Augen gehalten. Sie greift zur Feder, taucht sie ein und beginnt:
    Lieber Adrian,
    über Deinen Brief habe ich mich sehr gefreut! Ich denke oft an die schönen Stunden, die wir miteinander verbracht haben, und dabei ganz besonders an unseren Abend im Pittville Park. Weißt Du noch, das süße Eichhörnchen, wie es uns angeguckt hat?
    Ich hoffe nur, Du mußt nicht allzuoft unter Wasser herumfahren. Es kommt mir immer schrecklich gefährlich vor.
    Sie lehnt sich zurück, kaut am Ende des Federhalters und überlegt, ob sie ihm von dem Ärger erzählen soll, den Vater mit der Polizei hatte. Aber andere Gedanken drängen sich in den Vordergrund: Ach, Adrian, du fehlst mir! Warum mußt du so weit weg sein? Du bist doch viel zu schade für das Kriegshandwerk. Ich will dich wiedersehen, so bald wie irgend möglich. Und ich wünsche mir so sehr, daß du anfängst, dich für die schönen Dinge im Leben zu interessieren, für Malerei zum Beispiel, für Musik, für die Wunder der Natur.
    Ich fühle doch, daß mehr in dir schlummert, und das möchte ich wecken. Vielleicht ist das meine Bestimmung? Vielleicht weiß ich besser als du, was gut für dich ist?
    Sie seufzt. Hat Emmy nicht neulich gesagt, ein verliebter Mann sei zu allem bereit und auch fähig? Emmeline ist zweieinhalb Jahre älter als sie und im Gegensatz zu ihr ziemlich erfahren im Umgang mit Männern.
    Vivian hängt buchstäblich an

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