Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)
und Rahmkarotten entschieden.
Weil sie nicht so recht weiß, was sie jetzt sagen soll, und auch er jetzt irgendwie befangen wirkt, erzählt sie ihm, daß Emmeline einen neuen Freund hat, schon seit drei Monaten, aber sie hat ihn immer noch nicht gesehen und ist schrecklich neugierig, wie er aussieht. Emmeline sage, er habe wenig Zeit, weil er im Home Office arbeite. Vivian muß plötzlich lachen und verschluckt sich fast. » Manchmal glaub ich, er ist ganz häßlich, und sie versteckt ihn deswegen vor mir.«
Adrian grinst. » Vielleicht ist er ein Zwerg? Das gäbe ein hübsches Paar ab, die schöne Emmeline und ein Rumpelstilzchen!«
Vivian kichert. » Oder er hat ein Holzbein und eine Augenklappe. Das würde schon eher zu ihr passen!« Plötzlich sticht sie der Hafer, und sie fragt: » Findest du Emmeline eigentlich schöner als mich?«
» O Gott, nein! Es gibt keine, die schöner ist als du!«
» Hm.« Sie versucht ein skeptisches Gesicht.
Eine Weile essen sie schweigend weiter. Geplauder und Gelächter rings um sie her. Drinnen im Restaurant spielt eine Kapelle, die Musik dringt nur leise nach draußen, Streicher und Klavier. Kellner eilen durch die Tischreihen, mit Silberschüsseln, Champagnerkübeln, Tabletts, voll mit blinkenden Gläsern.
» Schön ist es hier«, sagt sie, weil sie das Schweigen nicht mehr aushält, » und am schönsten ist, daß wir es zusammen genießen können!«
» Es freut mich, daß es dir gefällt.« Er lächelt, greift nach ihrer Hand und drückt sie.
Zur Rechnung läßt er noch eine Flasche Champagner bringen. Sein Blick scheint ein wenig verlegen, als er sagt: » Damit ich dir etwas zu trinken anbieten kann! Wenn du, ich meine, falls du noch mitkommen möchtest? Ich würde dir gerne noch meine neue Wohnung zeigen. Es ist gar nicht weit von hier.«
Er blickt sie ganz treuherzig an.
Sie lächelt. » Warum nicht? Dann können wir gleich darauf anstoßen!«
Er gibt eine Menge Geld aus, denkt sie dabei, das Bellevue muß preislich weit über seiner Kragenweite liegen, aber sein Vater ist Direktor beim Norddeutschen Lloyd, da wird es schon gehen.
Arm in Arm spazieren sie durch das Wäldchen mit dem düsteren Namen zu ihm. Das Hotelzimmer drüben in Heikendorf ist natürlich weiter für sie reserviert, aber weder sie noch er erwähnen es auch nur mit einem Wort. Schweigend wandern sie den gewundenen Kiesweg entlang, und abseits der wenigen Gaslaternen spielt das Mondlicht durch das Laub und zeichnet wundersame Schattenmuster ins silbrige Gras.
Seine Wohnung, obwohl sie denkbar schlicht möbliert ist, findet sie entzückend. Er hat eine kleine Schlafkammer mit einem Bett darin, das bei gutem Willen gerade eben breit genug für zwei sein könnte. Eine Kommode enthält wahrscheinlich seine Wäsche. Einen Waschstand braucht er nicht, sagt er ihr, weil gleich nebenan das winzige Badezimmerchen ist, fast ganz ausgefüllt von der Wanne und dem Badeofen, die Toilette ist in einer Nische untergebracht.
Dann kommt eine Küche, die den Namen eigentlich nicht verdient, denn es gibt keinen Herd, sondern nur eine Gaskochstelle auf einem Schränkchen und einen Ausguß. Die kleine Diele verbindet alle Räume und öffnet sich auch ins Wohnzimmer, in dem ein bißchen mehr Platz ist. Hier stehen sein Kleiderschrank, ein Eßtisch mit drei Stühlen, die nicht zusammenpassen, noch ein Kommödchen und ein hübsch geformtes, dunkelrotes Plüschsofa, das allerdings ziemlich alt und abgewetzt aussieht. Nirgendwo ein Bild, die Wände sind kahl, aber immerhin ein gut gefülltes Bücherregal. Das will sie sich später mal genauer anschauen.
Mansardenfenster auf zwei Seiten lassen tagsüber das Licht herein. Vom ersten sieht man nur das Nachbarhaus, aber von dem auf der Ostseite geht der Blick über die dunklen Wipfel des Düsternbrooker Parks bis über die Förde hinaus, mit ihren langsam wandernden Lichtpünktchen.
» Ist das schön! Das mußt du dir ansehen«, ruft sie und dreht sich zu ihm um, aber er schaut ihr gerade über die Schulter, und sie stößt mit der Wange an seine. Im nächsten Augenblick küssen sie sich, schlingen die Arme umeinander und pressen sich fast die Luft aus den Lungen. Er küßt sie leidenschaftlich, und sie spürt eine verhaltene Wildheit dahinter, ein sehnsüchtiges Verlangen, das sie in seinen Armen ganz schwach und nachgiebig werden läßt. Aber das Fensterbrett drückt schmerzhaft gegen ihren Rücken, und sie bekommt ein wenig Angst, es möge alles zu schnell gehen. Sie
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