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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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sagen würde? Lieber nicht dran denken. Nein, eigentlich muß ich mir keine Sorgen machen. Man darf nur nichts Belastendes bei mir finden. Besser, ich mache keine Aufzeichnungen und hole alles aus der Erinnerung nach. Und Photographien? Schon schwieriger. Ganz ohne sollte ich auch nicht zurückkommen.
    Es wäre vielleicht gut, vorher noch ein paar Baedeker-typische Aufzeichnungen zu Edinburgh zu machen, Stadt und Umgebung. Mal nachlesen in dem Band, den sie mir mitgegeben haben, und dann sehen, ob es etwas zu aktualisieren gibt. Neue Hotels? Restaurants? Neue Vorschläge für Ausflüge ins Umland? Wie machen die echten Baedeker-Rechercheure das? Bestimmt braucht es eine Menge Zeit. Die habe ich natürlich nicht. Aber ein paar echte Notizen und ein paar Photographien von Denkmälern oder ähnlichem könnten sich notfalls als nützlich erweisen.
    Kann nichts schaden, wenn ich mir so was überlege, denkt er schläfrig, damit ich nicht ins Stottern komme, falls mich die Polizei zu meinem angeblichen Beruf befragen sollte. Und ich werde nicht drum rum kommen, Vivian in meine Tarnung einzuweihen. Damit schläft er endlich ein.
    London, Cecil Court, 13. Oktober 1912, Sonntag
    Vivian schließt das Fenster. Scheußliches Wetter draußen, es regnet mal wieder in Strömen, prasselt gegen die Scheiben, und dazu geht ein scharfer, kalter Wind. In ein paar Stunden ist sie mit Adrian zum Essen verabredet, oben an der Strand. Hoffentlich läßt das Unwetter bis dahin nach.
    Sie setzt sich aufs Bett, zündet sich eine Zigarette an und nimmt einen tiefen Zug. Nach Schottland mit Adrian! Herrlich! Natürlich will ich mit ihm zusammensein, wir haben ja selten genug Gelegenheit dazu. Und wir werden die Navy, diesen eingebildeten Britannia Rules the Waves- Verein, ausspionieren. Er nennt das natürlich nicht so. » Sich das mal anschauen«, » mal sehen«, » einen Eindruck bekommen«, solche Floskeln hat er verwendet.
    Ob er sich von den U-Booten weg zum Spionieren hat versetzen lassen, damit er öfter nach England kann? Wegen mir? Na, vielleicht bilde ich mir da was ein. Es kommt mir schon plausibel vor, daß Marineoffiziere sich bei der, na ja, bei der Konkurrenz umsehen wollen.
    Jedenfalls wird es ein Abenteuer! Mal was anderes. Es ist langweilig, seit ich das College verlassen habe. Was mache ich schon, außer Vater im Laden helfen, obwohl das bei den wenigen Kunden kaum nötig ist. Ich mache ihm die Buchführung, weil ich das besser kann als er. Aber sonst sitze ich nur herum oder gehe mal mit Emmy aus.
    Nein, das stimmt nicht ganz. Eigentlich bin ich recht fleißig und zeichne viel, weil es heißt, daß ich zur Aufnahme in die Kunstschule eine Mappe mit Arbeiten vorlegen muß. Menschen, Bäume, sogar die Tower-Bridge habe ich skizziert, und das Buch wird langsam voll. An einem Hansom Cab hab ich mich auch versucht, aber das Pferd ist gründlich danebengegangen. Pferde sind schwer zu zeichen, wenn man nicht dauernd mit ihnen zu tun hat.
    Und hier zu Hause hab ich drei Stilleben gezeichnet, das Durcheinander auf meinem Schreibtisch und den Blick über die Dächer und Schornsteine aus dem Dachfenster. Und das Wohnzimmer auch, vorgestern, während Vater unten im Laden war. Die sind ganz schön geworden, finde ich.
    Egal. Jedenfalls habe ich Adrian dazu gebracht, mich mit nach Schottland zu nehmen. Wie er sich immer ziert, wenn ich » spionieren« sage! Dabei ist doch ganz klar, daß er das tut, und bestimmt ist es auch riskanter, als er zugibt. Aber ich will ihm dabei helfen, nicht nur aus Liebe und auch nicht nur aus Langeweile. Es ist auch wegen all diesen Ungerechtigkeiten in letzter Zeit, der idiotische Verdacht gegen Vater, mein Rauswurf aus dem College, diese antideutsche Hetze in der Presse, überhaupt dieses ganze Kriegsgerede.
    Und da ist noch was. Eine innere Unruhe, die in letzter Zeit immer drängender wird. Ich will mein Leben selbständig führen. Weg aus Vaters behütetem Heim, immerhin werde ich bald neunzehn. Ich will was erleben. Und ich will herausfinden, wie es mit Adrian und mir weitergehen soll. Was soll daraus werden? Heiraten und nach Deutschland ziehen? Emmy ist so sehr gegen das Heiraten, und vielleicht hat sie damit ja recht. Immerhin, bisher hat Adrian nichts davon gesagt. Aber vielleicht hat er gar keine ernsten Absichten? O Gott, ist das alles kompliziert.
    Edinburgh, 16. Oktober 1912, Mittwoch
    Am frühen Morgen verlassen sie das Old Ship Hotel, in dem sie übernachtet haben. Er läßt sich erklären, wo

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