Verdeckt
sondern ihr Lover.
Perfekt.
Lacey riss die Augen auf.
Jack war da. Er hatte sie gefunden und wollte sie retten. Um ihr zu helfen, hatte er sich sogar überwunden, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Ihre Augen brannten. Er sah so gut aus. Groß, schön und rasend vor Wut. Mit Kiefermuskeln wie aus Granit. Einen Moment lang wurden ihre Gefühle so übermächtig, dass sie die Augen schloss. »Oh Gott«, formten ihre Lippen stumm. Erst jetzt verstand sie das volle Ausmaß ihrer Gefühle: Sie hatte sich in diesen verdammten Querkopf verliebt. Lacey staunte, dass sie überhaupt noch Tränen übrig hatte. Zwei einzelne, salzige Tropfen glitten ihr über die Wangen.
Sein Einsatz konnte Jack das Leben kosten.
Aber doch nicht jetzt! Nicht, nachdem ihr endlich klar geworden war, was er ihr bedeutete. Sie sah ihn an, schüttelte den Kopf. Der Strick rieb schmerzhaft an ihrer Kehle. Stumm flehte sie ihn an, zu gehen, so lang er es noch konnte. Er hatte seit Jahren keine Waffe mehr in der Hand gehabt, was er hier tat, war viel zu riskant. Doch Jack schien sie kaum wahrzunehmen. Er fixierte den widerlichen Scheißkerl in ihrem Rücken.
»Ich könnte dir in den Kopf schießen, Bobby, dann hätten wir die Sache am schnellsten hinter uns.«
Der Strick zog sich zusammen, vor Laceys Augen tanzten Sterne.
»Mein Name ist nicht mehr Bobby. Ich heiße Robert«, quengelte DeCosta wie ein verzogener Fünfjähriger. Selbst in ihrem benebelten Zustand fiel Lacey auf, wie kindisch seine Reaktion war. Bobby hasste seinen Kleinjungennamen.
»Wenn du schießt, triffst du erst mal sie.«
Lacey spürte, wie Bobby sich hinter sie duckte. »Und wenn du nicht schießt, kannst du zusehen, wie sie stirbt. Egal, wofür du dich entscheidest. Lebendig kriegst du sie nicht.« Bobby zeigte auf die Wände der Hütte. Lacey blieb fast das Herz stehen. Erst jetzt bemerkte sie die hauchfeinen Drähte, die kreuz und quer über jede ebene Fläche liefen.
Diese Vorrichtung würde dafür sorgen, dass die Hütte in Sekundenschnelle in Flammen stand.
Jacks Augen weiteten sich. Er starrte auf einen Punkt schräg hinter Lacey. Sie schaffte es, den Kopf ein wenig zu drehen, und erkannte aus dem Augenwinkel eine kleine Fernbedienung in Bobbys Hand.
Lacey ging nicht davon aus, dass das Ding zu einem Fernseher gehörte.
»Verfluchter Mist! Dieser verdammte Idiot!«
Pattisons Gesicht nahm einen so dunklen Rotton an, dass Mason sich ernsthafte Sorgen um den Blutdruck des Einsatzleiters machte.
»Ihr Freund ist grade durch die Eingangstür der Hütte spaziert. Einfach so. Ein Wunder, dass er noch lebt.«
Mason applaudierte Harper, diesem arroganten Schnösel, stumm, um ihn gleich im Anschluss für seine Dummheit zu verfluchen. Der Kerl mischte sich in die Polizeiarbeit ein, verschärfte damit die Situation und brachte sich und andere in Lebensgefahr. Anstatt seinen Kopf zu benutzen, dachte er mit dem Schwanz.
»Und jetzt? Was passiert jetzt?« Rays Stimme klang gepresst. Vermutlich ging ihm dasselbe durch den Kopf wie Mason: Sollte man Harper für seinen Mut bewundern oder für seine Dummheit erschlagen?
»Nichts. Bislang dringt kein Ton nach draußen. Ihre Zivilperson ist übrigens bewaffnet.« Pattison sah die beiden Detectives vorwurfsvoll an. »Das haben Sie mir verschwiegen.«
»Wir wussten es nicht.« Mason zuckte die Schultern. »Aber er ist nun mal ein Ex-Cop.«
Den fragenden Blick, den Mason seinem Partner zuwarf, ignorierte Ray geflissentlich. Er hatte von der Waffe gewusst und es für sich behalten. Mason presste die Lippen zusammen. Auf keinen Fall würde er beim Oberfeldwebel petzen. Den Kopf konnte er Ray auch noch später waschen, wenn sie allein waren.
Pattison trat gegen den Reifen eines Einsatzfahrzeugs. »Jetzt haben wir zwei Geiseln, die wir rausholen müssen. Scheiße noch mal!«
Robert war stolz auf seine Flexibilität und seine gute Vorbereitung. Die Situation hatte sich völlig unerwartet verändert, aber er kam trotzdem bestens zurecht. Diese Szene hatte er sich in den letzten Monaten immer wieder ausgemalt. Nur hatte er immer geglaubt, an seinem großen Tag würde ein Cop auf ihn zielen. Nicht der Freund der Geisel.
Dass Harper früher Polizist gewesen war, betrachtete er als Bonus. Cop und Lover in einem.
Traumhaft.
Harpers Brauen zogen sich zusammen. Anscheinend war ihm beim Anblick der verkabelten Wände und des Fernzünders klar geworden, dass er einen idiotischen Fehler begangen hatte. Sicher kam er sich nun nicht mehr so
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