Verdeckt
einen Kerl wie ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen. Fast wie seine Exfrau bei ihm … Mason schob den Gedanken an sie sofort beiseite, doch seinen Sohn bekam er nicht so leicht aus dem Kopf. Jake hatte er seit … seit Weihnachten nicht mehr gesehen. Bald war Februar und er war seit den Feiertagen nicht mehr mit Jake zusammen gewesen. Klar, sie telefonierten regelmäßig. Aber sie sahen sich nicht. Der Junge hatte zu tun. Stand kurz vor dem Highschool-Abschluss. Spielte Basketball. Musste lernen. Dieser ganze Quatsch.
»Callahan.«
Mason schreckte aus seinen Gedanken. Harper stand jetzt an den Gitterstäben, nur einen guten halben Meter von ihm entfernt, und Mason hatte es nicht bemerkt. »Was ist?«
»Ich habe gefragt, wann ich aus diesem Dreckloch wieder rauskomme. Sie wissen genau, dass es dort draußen eine Frau gibt, die ich im Auge behalten möchte.« Jack starrte Mason ins Gesicht. »Nicht gut geschlafen? Tut mir leid, dass Sie so früh aus der Kiste mussten.« Er lächelte.
»Nein. Ich habe bloß gerade daran gedacht, dass ich meinen Sohn seit Weihnachten nicht mehr gesehen habe. Er lebt bei seiner Mutter.« Mason schoss die Röte ins Gesicht. Warum vertraute er sich einem Kerl an, den er kaum kannte?
Harpers Grinsen fiel in sich zusammen. Sein Blick wurde undurchdringlich. »Das ist übel.« Er wusste, wovon er sprach. Im Grunde hatte er seinen Vater schon seit Jahren nicht mehr wirklich gesehen.
Diese Alzheimer-Kacke.
»Ich erkundige mich mal, wann Sie raus können.« Mit rotem Kopf und ohne ein weiteres Wort wandte Mason sich ab und stapfte den Flur entlang. Er spürte, wie Harpers Augen ihm folgten.
»Notrufleitstelle. Welche Art von Notfall wollen Sie melden?«
»Vor meinem Haus ist jemand!« Lacey ratterte die Adresse herunter. »Und er prügelt sich mit Michael! Die zwei rollen …«
»Wo sind Sie, Ma’am?«
»Im Wagen! Aber Michael hat eine Waffe und ich habe Angst, dass jemand …«
»Eine Waffe? Ist jemand verletzt? Brauchen Sie einen Notarzt?«
»Nein! Nein. Er hat nicht geschossen. Aber ich weiß nicht, ob der andere Kerl auch bewaffnet ist!«
»Die Polizei ist unterwegs. Sie bleiben besser im Fahrzeug, Ma’am. Sind die Türen verschlossen?«
»Nein. Ich meine …« Lacey drückte den Schließknopf. Als Michael ausgestiegen war, hatte sie das vergessen. »Die Türen sind jetzt zu.« Warum fragte die Frau nach ihr? Michael war doch in Gefahr!
Die Gestalten im Schnee hörten auf, sich herumzuwälzen. Michael kniete auf dem Rücken des anderen Mannes und drehte ihm die Arme nach hinten.
»Er hat ihn. Er kniet auf ihm«, schrie sie ins Telefon.
»Steigen Sie auf keinen Fall aus, Ma’am.«
Lacey schlitterte bereits die Einfahrt entlang. Das Telefon hatte sie am Ohr. Mit den hohen Absätzen fand sie kaum Halt auf dem eisigen Untergrund. Angestrengt versuchte sie, mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Sie wollte sehen, ob Michael verletzt war. Zwei Schlägereien in einer Nacht! Morgen würde er jeden Knochen spüren.
»Ma’am. Bleiben Sie im Wagen.«
»Schon okay. Er kann nicht mehr weg.«
»Ich habe die Polizei informiert, dass einer der Männer bewaffnet ist.«
»Was?«
Hatte sie das Problem noch größer gemacht?
»Michael! Wo ist die Pistole?«
Zu der Frau in der Notrufzentrale sagte sie: »Sagen Sie der Polizei, die Waffe ist weg! Sie liegt hier vor mir im Schnee. Die sollen auf keinen Fall schießen! Ich nehme die Pistole an mich.«
»Fassen Sie die Waffe nicht an, Ma’am.«
Lacey knirschte mit den Zähnen. Die besorgte Telefonistin ging ihr mächtig auf die Nerven. »Ich kicke sie auf die Straße raus. Wahrscheinlich fährt die Polizei direkt darüber.«
Vorsichtig trat Lacey die Pistole mit dem Fuß ein paar Meter von Michaels Truck weg. Sie hörte, wie die Frau die Information an irgendjemanden weitergab, wusste aber, dass das kaum einen Unterschied machen würde. Die Polizei war bereits in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Einsätze, bei denen Waffen im Spiel waren, erfreuten sich keinerlei Beliebtheit. Sie ließen den Stresslevel ins Unendliche hochschnellen.
Vor ihren Augen drückte Michael das Gesicht des Mannes in den schneebedeckten Schotter der Einfahrt. Michael hatte anscheinend nichts abbekommen. Aber seine Ausdrucksweise sorgte dafür, dass Laceys Augenbrauen in die Höhe schossen. Der Gute war stinksauer.
Schwankend ging Lacey in sicherem Abstand in die Hocke. Sie wollte das Gesicht des Eindringlings sehen, hoffte aber, dass er
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