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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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urkomisch. Jede Minute ein Lacher.« Er zog den Reißverschluss an seiner Tasche auf und nahm einen kleinen Gegenstand mit einem runden roten LED -Display heraus. »Nein, ich bin einfach nur ein Nerd. Zwei Jahre bei Hightech, davor zwei Jahre in der technischen Unterstützungseinheit bei der Serious Organized Crime Agency – Sie wissen schon, die SOCA . Das ist der Dienst, der die verdeckten Überwachungsmaßnahmen durchführt.«
    »Und all die Sachen, die wir der Staatsanwaltschaft nicht erzählen?«
    »Hey-hey.« Er griff an seinen Krawattenknoten. Er hatte Sommersprossen auf dem Nasenrücken und helle Augen wie ein Albino. »Nun, ich weiß, dass Sie einen Witz gemacht haben. Ich sehe es an den neckischen Fältchen um Ihre Augen.«
    Caffery beugte sich wieder über die Kamera. »Wo kriegt man so was?«
    »So was? Überall. Ein paar hundert Pfund, wahrscheinlich weniger. Aus dem Internet. Die versenden das, ohne Fragen zu stellen.« Er lächelte und entblößte dabei sehr kleine, gleichmäßige Zähne. »Neugier ist ja nicht illegal.«
    »Ich frage mich, wieso er in ein leeres Zimmer blicken will. Er weiß doch, dass sie nicht mehr hier sind.«
    »Tut mir leid, Kollege. Ich bin die Abteilung Technokram. Psychologie ist zweite Tür rechts.« Er richtete sich auf, fuhr mit beiden Händen an seinem Schlips entlang und schaute sich in der Küche um. »Aber hier ist noch eine – hier drin. Falls das irgendwie von Belang ist.«
    Caffery starrte ihn an. » Was ?«
    »Ja. Hier drin ist auch eine. Sehen Sie sie?«
    Caffery ließ den Blick über Wände und Decke wandern. Er sah nichts.
    »Schon gut. Das können Sie nicht. Schauen Sie sich das an.« Er hielt ihm das Ding entgegen, das er aus seiner Tasche gezogen hatte; es besaß die Form einer kleinen Handlampe. Auf der Oberseite kreiselten ringförmig angeordnete rote Dioden. »Bei der SOCA hatte ich meinen eigenen Etat. Ich brauchte mich nie an die Beschaffungsstelle zu wenden. Glauben Sie mir, ich hab nicht einen Penny zum Fenster rausgeworfen. Alles, was ich angeschafft habe, hat sich bezahlt gemacht, in Form von Arbeitszeit und Personalaufwand. Das hier ist der Spitzelfinder.«
    »Sie kommen wirklich aus einem James-Bond-Film.«
    »Wissen Sie was? Ich hab ’ne Idee. Wir wär’s, wenn wir dieses Thema einfach mal ausklammern könnten? Wenigstens vorläufig?« Er hielt das kleine Gerät schräg, damit Caffery es betrachten konnte. »Dieses Tänzchen aus Unheimliche Begegnung ? Das ist Licht, das von einer Kameraoptik reflektiert wird.«
    »Wo ist sie?« Cafferys Blick schweifte über Wände, Kühlschrank, Herd, Marthas Geburtstagskarten, die in einer Reihe auf der Fensterbank standen.
    »Konzentrieren Sie sich.«
    Er schaute in die Richtung, auf die Q sich konzentrierte.
    »In der Uhr?«
    »Ich glaube ja. In der Sechs.«
    » Fuck, fuck, fuck .« Caffery ging zur Uhr, blieb davor stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Ihm fiel auf, dass da etwas blinkte, sehr schwach, winzig. Er drehte sich um und schaute in die Küche, sah die alten Furnierschränke, die verschlissenen Vorhänge. Der Karton mit der Sahne, die Jonathan für die Apfelpastete verwendet hatte, stand noch da; die Sahne wurde allmählich sauer. Dort lag ein Stapel Zeitungen, und es roch nach Erbrochenem. Weshalb um alles in der Welt wollte Moon diese leere Küche überwachen? Was hatte er davon? »Wie lange wird er gebraucht haben, um die Dinger hier anzubringen?«
    »Kommt darauf an, wie viel er von der Technik versteht. Und dann müsste er rausgehen, um zu checken, ob sie funktionieren und ob er sie empfangen kann.«
    »Er muss hin- und hergegangen sein? Rein und raus?«
    »Um es richtig einzurichten. Ja.«
    Caffery sog an seinen Zähnen. »Ein Überwachungsteam ist mit das Teuerste, was die Polizei auf die Beine stellen kann. Jetzt frage ich mich, warum wir uns die Mühe machen.«
    »Ich glaube, ich weiß es.«
    Die beiden drehten sich um. Jonathan stand in der Tür. Er hielt Philippas Laptop in den Händen. Sein Gesichtsausdruck war merkwürdig. Er hatte den Kopf zur Seite geneigt, als lauschte er dem leisen Pochen des Wahnsinns an der Pforte seines Verstandes.
    »Jonathan. Sie sollten im Auto sein.«
    »Da war ich. Jetzt bin ich hier. Moon hat die Kameras installiert, um Martha zu beobachten. Er hat sie angebracht, bevor er sie entführt hat. Sie befinden sich schon seit über einem Monat hier. Darum hat Ihr Überwachungsteam nichts gesehen.«
    Caffery räusperte sich. Er schaute den Techie an

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