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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Mann auf dem Sofa. »Na?« Er schob es über den Tisch. »Sind Sie das?«
    Richard Moon war nicht in der Lage, den Kopf so weit zu senken, dass er es ansehen konnte. Er konnte nur die Augen zur Seite drehen und hinüberblinzeln. Er schloss die Augen und atmete schwer. »Ja.« Seine Stimme klang hoch und feminin. »Das bin ich. Das ist mein Pass.«
    »Das ist er«, bestätigte sein Vater. »Vor zwölf Jahren. Bevor er sein Leben aufgegeben hat. Sehen Sie sich das Foto an. Ist das einer, dem alles scheißegal ist? Ich finde nicht.«
    »Hör auf, Dad. Es tut mir weh, wenn du so redest.«
    »Komm mir nicht mit deinem Therapeutengeschwätz, Junge. Ich sag dir, was wehtun heißt.« Peter Moon musterte seinen Sohn von Kopf bis Fuß, als könnte er nicht fassen, was für ein Monstrum da saß. »Zu sehen, wie du dich vor meinen Augen in eine Garage verwandelst – das tut weh.«
    »Mr. Moon.« Caffery hob die Hand, um die beiden zum Schweigen zu bringen. »Bitte nicht so schnell.« Er studierte das Gesicht auf dem Foto. Dieselbe Stirn, dieselben Augen, derselbe Haaransatz. Er schaute Richard an. »Sie meinen, Sie haben zwölf Jahre gebraucht, um von hier« – er klopfte auf das Foto – »dahin zu kommen, wo Sie jetzt sind?«
    »Ich hatte Probleme …«
    » Probleme ?«, unterbrach ihn sein Vater. » Probleme ? Na, das ist wirklich die Untertreibung des Jahres, Junge. Damit gewinnst du den ersten Preis. Fuck , du hast dich in eine Kartoffel verwandelt. Sieh’s doch ein.«
    »Hab ich nicht.«
    »Hast du doch. Du bist eine Kartoffel. Ich hab schon Autos gefahren, die kleiner waren als du.«
    Nach einer kurzen Pause schlug Richard Moon die Hände vor das Gesicht und fing an zu weinen. Seine Schultern bebten, und eine Weile herrschte Schweigen. Peter Moon verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. Turner und der Agenturmanager starrten auf ihre Füße.
    Caffery nahm den Dienstausweis des Hausmeisters und verglich ihn mit dem Foto im Pass. Die beiden Männer waren einander nicht unähnlich – die gleiche breite Stirn, die gleichen kleinen Augen –, aber der Agenturmanager musste wirklich geschlafen haben, wenn ihm nicht aufgefallen war, dass es sich nicht um ein und dieselbe Person handelte. Aber den Mann hier und jetzt, vor den Moons, niederzumachen, würde ihm nicht weiterhelfen. Deshalb wartete er, bis Richard aufhörte zu schniefen, und zeigte ihm dann den Dienstausweis. »Kennen Sie den?«
    Richard wischte sich über die Nase. Seine verquollenen Augen waren in seinem Gesicht fast nicht mehr zu sehen.
    »Nicht vielleicht ein Freund von Ihnen, dem Sie ausgeholfen haben? Jemand, dem Sie Ihr blitzsauberes Führungszeugnis geliehen haben?«
    »Nein«, entgegnete Richard dumpf. »Hab ihn noch nie im Leben gesehen.«
    »Mr. Moon?« Er drehte den Ausweis um.
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher? Er ist ein hochgefährlicher Scheißkerl, und er benutzt den Namen und die Identität Ihres Sohnes. Denken Sie noch mal nach.«
    »Keine Ahnung, wer das ist. Hab ihn noch nie gesehen.«
    »Der Kerl ist schwer gestört – mehr als irgendjemand, mit dem ich bis jetzt zu tun hatte. Nach meiner Erfahrung haben Leute wie er vor niemandem Respekt. Nicht vor ihren Opfern, nicht vor ihren Freunden – und bestimmt nicht vor denen, die ihnen helfen. Unterstützen Sie so jemanden, kriegen Sie dafür in neun von zehn Fällen einen Tritt in den Arsch.« Sein Blick wanderte vom Vater zum Sohn und wieder zurück. Beide wichen seinem Blick aus. »Also, denken Sie noch mal nach. Sind Sie wirklich ganz sicher, dass nicht einer von Ihnen vielleicht ahnt, wer er sein könnte?«
    »Nein.«
    »Wie konnte dann das hier«, er legte die Fotokopie des Passes auf den Tisch, »als Identitätsnachweis bei einer Vorstrafenregisteranfrage eingereicht werden?«
    Peter Moon nahm seinen Becher, lehnte sich auf dem Sofa zurück und schlug die Beine übereinander. » Ich hab diesen Pass seit Jahren nicht mehr gesehen. Du vielleicht, Junge?«
    Richard schniefte. »Glaub nicht, Dad.«
    »Genauer gesagt, hast du ihn seit dem Einbruch überhaupt noch mal gesehen?«
    »Hä?«
    »Nicht dass du ihn gebraucht hättest, in deinem Zustand. Für den Weg zum Fernseher und zurück brauchst du ja keinen Pass, oder, Junge? Aber hast du ihn seit dem Einbruch noch mal gesehen?«
    »Nein, Dad.« Richard schüttelte sehr langsam den Kopf, als ginge diese Anstrengung über seine Kräfte.
    »Was war das für ein Einbruch?«, fragte Caffery.
    »Irgendein Penner hat das Fenster hinten

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